Freitag, Juli 03, 2009

O.T.



Je weiter er fortschreitet, desto leerer wird die Welt. Nur noch spärlich sind Halme zu sehen, vertrocknete Sträucher krümmen sich in der Sonne, der Bachlauf, dem er gefolgt ist, versiegt. Die Erde bleicht aus, zerkrümelt zu Staub. Am Horizont sieht er die Bergkette, sein Ziel. Wind weht ihm ins Gesicht, zunehmend heiß, austrocknend. Der Wind flüstert, murrt, spottet, er flucht.
In einen dreivierteltakt gefallen, stolpert der Mann weiter, zieht sich den Hut tiefer in die Stirn, er murmelt vor sich hin. "Wasserkopf, Wasserkopf, Feuerkopf, Feuerkopf, Einzeller im leeren Meer aus Sand." Dazu schüttelt er die Hände, als würde er eine Saat ausbringen, er zieht Furchen, er sieht Gebilde im blau des Himmels, das ihn blendet, bis er die Lider schließt. Nun erst recht sind sie zu schauen, die Fratzen, dämonische Gesichter mit aufgerissenen Mündern und riesigen, starren Augen, die durch ihn hindurch sehen, deren Blicke vom Boden abprallen und ihn durchsieben, bis der Wind hindurchpfeift. Er pfeift ein Lied, eine knatternde Melodie aus Keuchen und ratternden Maschinenrythmen, ein uraltes Stück aus einer verlorenen Zeit, als er noch unter Bäumen ging, auf Straßen aus Stein. Jetzt ist er da, wo er hinmusste, wohin es ihn schon immer getrieben hat, auf den Wegen abseits der alten Vorstellungen. Voller Angst und Vorfreude torkelt er weiter, blind und taub, "weitergehen, weitergehen", bis er verstummt.

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