Donnerstag, Dezember 29, 2005

Das Gemuese


Die Zwiebel spricht zu dem Salat:
„Weißt du, wer uns verraten hat?
Das war die Gurke, dieses Schwein,
mit der Zuccini im Verein“

Hört der Tomate wehes Klagen
„Ich kann mich noch so gut betragen,
ich bin das beste aller Weibchen
und dann zerteilt man mich in Scheibchen“

Genau so geht es auch dem Dill-
er kann machen, was er will:
er wird gerebelt und zerrieben
und ist noch niemals heil geblieben.

Der Kohl stimmt in die Klage ein,
flucht auf die Gurke, dieses Schwein,
das liefert gerne ihn an’s Messer
der ekligen Gemüsefresser.

Tief geknickt der Rucola,
der nicht begreift, wie ihm geschah-
er hat am Leben so gehangen,
jetzt ist das Lachen ihm vergangen.

Gedenken wir Ihrer beim nächsten Massaker-
am besten sind sie taufrisch vom Acker
und wollen wir gesünder leben
sie müssen uns ihr bestes geben.
Ein Mann spielt mit



An manchen Tagen spielt ein Mann,
weit unter seiner Form.
Am Liebsten bliebe er zu Haus,
doch wechselt ihn kein Trainer aus.
Die Last ist echt enorm.

Das Spiel beginnt, jetzt hat er Druck,
kämpft spielerisch sich vor.
Taktiert sich frei, jetzt kann er gehn,
er will die Menge jubeln sehn
und schießt ein Eigentor.

Das Leben hat die Seiten gewechselt,
er liegt zu Null zurück.
Da schöpft er aus sich letzte Kraft,
er drängt, bis er den Ausgleich schafft:
Verlängerung, zum Glück!

Dies ist das Endspiel.
Schwer sein Schritt.
Kann er das Tempo halten?
Muss er besiegt nach Hause gehn?
So soll auf seinem Grabstein stehn:
Er spielte tapfer mit.

Und siegt er,
naht das nächste Ziel.
Immer geht's so weiter.
Das ist normal,
das macht nicht viel,
er nimmt das Spielen heiter.
Das Fleisch (Der Bulle remix)


Das natürliche Umfeld für kleine wie große
Tiere ist eine leckere Sauce.
Man mag sie gebraten so wie auch gesotten,
sie werden verspeist
von Türken und Schotten.
Sie flogen mit Flügeln
und liefen auf Füßen,
fast jeder wird sie bei Tische
begrüßen.
Doch will man dem Bullen an die Klöten
so heißt es, ihn erstmal sorgfältig töten.
Möglichst ohne langes Leiden-
und dann muß man ihn entkleiden-
weil, Rindergulasch, gemacht mit Leder-
mag nicht jeder.
Dann wird das Fleisch für den Kochtopf geschnitten
(am Stück ist das Tier nicht so gerne gelitten),
sodann wird es kurz oder lang gebraten
(-dabei ist schon mancher Braten mißraten)-
und dann kommt das beste,
die leckere Sauce,
mal kommt sie frisch und mal aus der Dose.
Dazu noch, das erfreut sicher den Magen,
ausgekochte Ballaststoffbeilagen-
und wer das nicht mag, der muß hier auf Erden
ganz ohne Bullen und Sauce
satt werden
Der liebe Gott ist tot


Der liebe Gott ist tot.
Er schied dahin beim Abendbrot.
Er war seit vielen Jahren schon
im Streit mit seiner Kreation.
Denn was von ihm geschaffen war,
das wurde ihm erschreckend klar,
war großer Mist und alles Schrott,
und nichts so wie geplant, sah Gott.
Worüber er am meisten grollte,
daß jeder machte, was er wollte
und keiner ihn zur Kenntnis nahm.
Da fing er schwer zu saufen an
und weil es half beim Weltvergessen,
hat er sich dauernd vollgefressen.
Dann fing er auch noch an zu rauchen
und massig Drogen zu gebrauchen.
Das ging nicht lange gut und Bumm!
fiel er beim zehnten Glase um.
Da war's geschehen nun um ihn,
es rafft ihn hin-Cholesterin.
Taliban


Da liegt ein junger Taliban,
mit Turban drauf und Vollbart dran.
in seinem Arm ruht groß und schwer,
ein seriöses Schießgewehr-
das stellte hier die Ordnung her.

Am liebsten aß er frische Bibeln
mit Gürkchen und geschmorten Zwiebeln.
Das machte ihn stark und brachte ihm Pfünde
die braucht er auch in seinem Kampf
für die Moral und gegen Sünde.

Für die Beförderung der Tugend,
gab er gerne seine Jugend.
Zur Verhinderung des Lasters,
schwor er ab der Macht des Zasters.
Und wenn von allen nur noch einer bliebe,
er kämpfte weiter, der Talibe,
für den Gottesstaat auf Erden.
Nach dem Tod kann's heiter werden.
Danke, Afrika


Danke Afrika,
für das Gold,
die Diamanten,
die Hölzer,
den Kakao.
Die Musik,
die Gewürze
und Blumen.

Wir mögen dich,
Afrika,
trotz deiner
Kriege
Krisen
Korruption.
Zum Dank
haben wir dir
Grenzen gezogen.

Danke auch
für deine Menschen,
Afrika.
Wir konnten sie
gut gebrauchen.
Jetzt aber,
Afrika,
brauchen wir
keine mehr.

Behalt sie
bitte da.
Wir helfen dir
auch gern dabei.
Du verstehst.
Alles klar?
Afrika?
Danke!
Wie ich waere


Wie ich wäre

Wär ich sehr klein,
sehr dick,
sehr dumm,
zu groß,
zu schlau oder
stumm.
Gemein
oder chic,
berühmt,
ein Genie
oder krumm.
Ein Riese,
sehr mächtig
oder hilflos
und klein.
Wär ich
nicht ich,
wer könnte
ich sein?
Wäre ich doof
oder gerissen,
reich
und berühmt.
Ein Heide,
ein fremder
oder fromm
mit Gewissen,
armselig,
allmächtig.
Wie soll ich
das wissen?
So bin ich
nun das,
was ich
nun bin.
Von nichts eine Ahnung,
und mittendrin.

Mittwoch, Dezember 28, 2005

GEZ


Astreine Methode, dem Terror der Gebührenerhebung zu entkommen: man verpflichtet sich, allabendlich 2 Stunden MDR zu sehen. Nicht nur gibt es eine Gebührenbefreiung, man erhält noch 5 Euro dazu. Die Kontrollen, allerdings, sind recht streng. Alle 10 Minuten erfolgt ein Anruf. Aber was tut man nicht alles für billiger leben.

Dienstag, Dezember 27, 2005

Faust unplugged, 1 (Bilder L.W., Text F.D., R.M.)



1. Alter Sack will es noch mal wissen,
Faust unplugged, 2


2. wendet sich vom bisherigen ab.
Faust unplugged, 3


3. Macht einen deal mit bekanntem Zaubereibedarfshändler,
Faust unplugged, 4


4. zieht trinkfest durch die Tanzlokale.
Faust unplugged, 5


5. Trifft Perle Grete , geht ab,
Faust unplugged, 6


6. knallt sie ungeschützt dank erneuerter Lendenkraft.
Faust unplugged 7


7. Ihr Bruder moniert Schwängerung, wird abgestochen,
Faust unplugged 8


8. alter Sack und Zaubereibedarfshändler treiben sich rum und es mit jeder Hexe.
Faust unplugged, 9



9. Alter Sack hat zu spät wieder Bock auf Grete,
Faust unplugged, 10



10. die ist wg Kind- und Muttermord im Bau.
Faust unplugged, 11


Vergeblich will er sie befrei'n,
Faust unplugged, 12.


12. sie schickt ihn zum Teufel, Ende, aus.

Donnerstag, Dezember 22, 2005

Anthropologie 2


Mädchen haben's doppelt so schwerer

Der bekannte Anthropologe Antonius Nabatäus von Hardstängl schreibt in seinem Buch "Trunkentum - Entwicklung des Trinkverhaltens deutscher junger Frauen" :
"Wir unterscheiden zwischem Ergebnis- und Ereignisorientiertem Alkoholkonsum. Ersterer wird auch als "Sturzkampftrinken" bezeichnet, kurz SKT. Hierbei wird die völlige Demenz angestrebt. Typischerweise folgt das SKT einem Schema: im ersten Stadium Kicherreiz und Lachsucht, die sich steigern können zu verhaltensuntypischen Entäußerungen in Form von Zitaten aus MTV-Videos: verstärktes Hüftschlackern, in-die-Knie-gehen, Hemdchenheben usw. Da die meisten jungen Frauen nicht aus der Bronx oder von Jamaika stammen, sind ihre Rub-a-Dub Vorführungen eher peinlich, was dazu führt, daß die zweite Stufe angetrunken wird, die "Jetzt-aber-wie-die-Kerle." Hierbei wird das (gedachte oder beobachtete) Verhalten junger Hengste übernommen, mit anpacken, von hinten antanzen und alles. Da dies noch peinlicher ist, stacheln die Mädchen sich gegenseitig auf und geraten, bei gleichzeitig steter Alkoholzufuhr, in das Stadium der Überdramatik. Hier beginnt das Auditorium,entsprechend euphorisch oder entsetzt zu reagieren. Um den Abend endgültig abzuschießen, gibt es vier Möglichkeiten: wankende Flucht, abschleppen oder abgeschleppt werden, kotzen oder vollendeter Absturz mit einschlafen an der Theke, im Gebüsch oder sonstwo. Zum Glück der jungen Frauen löscht das Über-Ich einen Großteil der Erinnerungen, so daß einer Wiederholung nichts im Wege steht.
Ereignisorientiertes Trinken ist eher uninteressant. Hier geht es um Geselligkeit, leichte Enthemmung, einen netten Abend, ein gesellschaftliches Ereignis, also etwas alltägliches, was für Spießer.
Zusammenfassend bleibt zu bemerken, daß das Trinkverhalten in der Jugendkultur, wie so vieles, dem amerikanischen Beispiel folgt. Dort gehört SKT schon zur Alltagskultur. S. dazu die einschlägigen Seiten im Internet."
Dieses Bier


Also ging ich in den Supermarkt,
und die Straße führte zum Bier.
Das Bier, das du am letzten Abend trankst,
war das eine wohl zuviel.
Noch ein letzter Schluck
und dann war ich blau.
Mit dem Öffner zu diesem Bier.

Dieses Bier
wird wohl das letzte sein
denn die Kiste ist schon leer.
Nicht mehr viele
Tropfen gehn in mich rein.
Doch dieses Bier gibt so viel her.

Es war nur ein kleiner erster Schluck,
einen Moment war ich noch klar.
Dann nahm ich ein kleines helles mit
und dann wurde es mir warm.
Dieses Bier,
wird nicht ein leichtes sein.
Dieses Bier wird kiesig und schwer.
Nicht mehr lange
werd ich mehr nüchtern sein,
doch dies Gebräu bietet soviel mehr.
Manche trinken dich,
manche kippen dich,
manche machen Fässer auf.
Manche stürzen dich,
fang am saufen nicht,
wenn dein Magen schon aufbraust.
Manche hassen dich,
manche brauchen dich,
manche geben dich nicht auf.
Manche picheln dich,
fang am picheln nicht,
wenn die Galle grünlich rauscht.

Dieses Bier
wird wohl das letzte sein,
ist die Flasche denn schon leer?
Dieses Bier,
zieh noch ein Schlückchen rein,
denn der Heimweg wird so schwer.

Donnerstag, Dezember 08, 2005

Gammelgeld


Skrupellose Fälscher mischen gemahlenes Preßmetall abgelaufener Gammelmünzen unter Neuprägungen und verkaufen minderwertiges Geld als Neuware. Kein Wunder, daß unsere Penunze keinerlei Wert mehr hat.
Christmas carol, sung by the famous duo Cyndo and Geojj


O come all you new-borns,
hypocrites, pretenders.
O come here, o come here to take a stand.
Fuck all assassins, murderers and bo-hom-bers.

O come, a little torture,
o come, a little torture,
o come a little torture,
never harmed no-one.

Terrorists, we'll get you, lock you up, forge-het you,
we will surely help you go to hell one day.
We'll obliterate you, we'll obliterate you.

O come, a little crusade,
o come, a little crusade,
o come, a little crusade
never hurt no one.

You're the evil doers, we-he are the goo-hood ones,
you surely are condemned for ever more.
We'll terrorize you, torture and abu-huse you.

A little war on terror,
a little war on terr-hor
a little war on terror
never hurt no one.

Because we're justified, who will critize us?
We're sending you your freedom from heavens above.
You've roused a mighty giant, who will not forgi-hive you.

You're bound for desperation,
you're bound for isolation,
you're bound for your extinction.
You are his-to-ry.

Dienstag, Dezember 06, 2005

Wie (2)

Wie
der Stachel zum Fleisch
die Flamme zum Falter
das Feuer zum Dach
der Sturm dem Baum
der Löwe dem Lamm
der Henker dem Opfer
die Bombe zum Ziel
die Grenze zum Fremden
die Beben zum Land
das Kümmern dem lieben
das Elend dem Leid
das Wenig dem Viel,

zärtlich
Fremder


Fremder

Fremd im eigenen Kopf,
planlos auf öder Flur.
Vor mir verbrannte Erde,
hinter mir Wüste nur.

Die Schatten haben Angst,
sie verschwinden
in Dunkelheit.
Schnell wie die Welt
dreht sich der Kompass.
Unvertraute Nähe,
von ferne besehen.
Abends sehe ich kein Land
für morgen.

Mir selber unbekannt,
die Sprache,
in der ich zu mir spreche.
Andere leben
in meinem Leben.
An meiner Statt,
könnte es viele geben.
In meiner ungesehenen Stadt
sind alle so wie ich.
Ich bin genauso anders
wie sie.

Ich denke mir mich aus,
ich bilde mir mich ein,
Fremder im eigenen Kopf.
Zu Gast im eigenen Heim.

Donnerstag, Dezember 01, 2005

Christmas hell


Christmas hell, christmas hell,
every year the same.
It’s never as it ought to be
and you’re the one to blame.

Mum is in the kitchen,
she went completely nuts.
She’s sharpening her biggest knife,
to take out daddy's guts.

Daddy's in the garden,
messing with the tree.
It was ten feet when he bought it
and now it’s to his knee.

At home it is Pearl Harbour,
the neighbours are at war.
Grandma thinks we have to freak
like all the years before.

Old Santa is exhausted,
he’s feeling not to well.
He is quite sure he won’t live through
another christmas hell.

I gave up on festivities
and went down to the Pub.
Now listen to me singing
Down Christmas, bottoms up.
Restposten


Du bist ein total armes Schwein,
kaufst nur noch beim Discounter ein?
Weil, alles was du brauchst, bekommst
dort doppelt du umsonst?
Bevor der neue Morgen tagt,
bist du bereit zur Schnäppchenjagd?

Du bist ein wahrer Geizesheld,
kaufst reichlich ein für wenig Geld.
Das Gefühl ist wirklich toll,
zum halben Preis zwei Wagen voll.
Doch bist an Barem du auch knapp,
stets reicht es für den Superschnapp.

Du hast das höchste Glücksgefühl,
im Resteausverkaufsgewühl?
Ist klar, das leuchtet jedem ein,
du mußt aus Not so sparsam sein.
Du bist zum Kaufe nur dann willig,
steht auf dem Preisschild "Heute billig!"

Bis einmal kommt, sehr zum Verdruß,
auch für dich der Ladenschluß.
Die Gemeinde murmelt bleich:
Er schied dahin beim Preisvergleich.
Doch sparst du noch in deinem Tod,
dein Sarg ist aus dem Angebot!
Gammelfleisch3


Durch die Küche dröhnt Gekreisch:
Heut' ess' ich nicht mein Gammelfleisch!
Gammelfleisch2


Heute bleibt die Küche kalt
die Würstchen sind schon länger alt.

Dienstag, November 29, 2005

Gammelfleisch


Schmeckt der Braten heute fade?
Kaufe den dir mit der Made!
(Rydiger)

Samstag, November 26, 2005

Liebes Tagebuch 1


Liebes Tagebuch,
ich weiß, ich wollte und sollte es eigentlich nicht mehr tun, aber es gibt so Tage und Ausnahmesituationen, da fällt man rück, da gibt es kein Halten, da sieht man fern. Ich habe eine Folge von "Deutschland sucht den Superstar" gesehen und ich muß sagen, mit schlechtem Gewissen und großem Gewinn. Ich habe Antworten auf einige Fragen und Fragen zu einigen Antworten gefunden, die mich schon lange umtreiben.
Warum tun Menschen sich so etwas an? Warum tun sie mir so etwas an? Warum lassen sich Menschen tonfilmen, während sie Laute absondern, die man Gesang nicht nennen kann? Ist es, weil Mami immer gesagt hat: "Du singst aber schön, aus dir wird mal ein Superstar!",? Ist es die Rache an Papi, der nie da war und wenn, dann keine Zeit hatte, daß man Dietmar Bohlen, quasi als bezahlten Papi-Ersatz, zwingt, sich elendes Gejaule anhören zu müssen? Ich hatte immer gedacht, der wäre so arrogant, aber bei diesen Darbietungen sind seine Kommentare eher noch zurückhaltend. Das, was er jetzt erduldet, ist die Rache für die Vergehen an der Musik, derer er sich schuldig gemacht hat, solo und in Täterschaft mit der singenden Herrenhandtasche Anders.Was allerdings die zur Seite gestellten anderen Juroren, der Kölner und die Blonde, abzubüßen haben, weiß ich nicht, es müssen jedoch schwere Verfehlungen gewesen sein, daß sie schon im Leben dafür in der Hölle schmoren müssen.
Oder ist diese Fehleinschätzung eigener Möglichkeiten bei den Kandidaten Ergebnis des frühkindlichen Trainings, bei dem Eltern ihre Kinder fremden Menschen zur Dressur vorwerfen? Natürlich müssen diese Trainer so tun, als wären die ganzen hoffnungslosen Kröten irgendwie begabt, anderenfalls verlören sie ja ihren Job. Oder wie sonst kann man jemandem beibringen, derart 100prozentig zu seiner eigenen Talentlosigkeit zu stehen? Folter? Drohung? Versprechungen?
Oder ist es die Überlegung seitens der Aspiranten, daß so einen Scheiß wie Bohlen jeder machen kann? Natürlich kann jeder Scheiß machen, aber nicht jeder ist damit erfolgreich.
Zum Schluß, liebes Tagebuch, eine Frage, die mich seit dieser Sendung nicht mehr losläßt: was sind die Folgen der Gehirnwäsche, der man sich aussetzt, während man ihre Auswirkungen beobachtet? Doch dazu später mehr.
Mutantenmuenze 1 (Text Rydiger)


Er hatte sie. Und da er wusste,zu was sie in der Lage ist, wickelte er sie in Aluminiumfolie und steckte das Tütchen noch in einen Gefrierbeutel. So geschützt transportierte er sie, tief in seiner Jackettinnentasche verborgen. Ein Monster von Münze, eine Bombe.

Sicher, es war nicht einfach, an sie zu gelangen. Mutantenmünzen sind schwer zu kriegen, und dann noch so ein Prachtexemplar. Aber die jahrelange Jagderfahrung half ihm. Er wusste, wann man unschuldiges Geld opfern muss, um sie zu locken. Und noch viel wichtiger – wo man es deponiert. Seine Fallen hatte er in der ganzen Stadt ausgelegt. Einige funktionierten prächtig, brachten aber immer nur Massenware an Killermünzen. Trottelige Dinger, die sich von Zeit zu Zeit selber umbringen oder sich gegenseitig zerspanen. Die gerisseneren, wirklich gefährlichen fängt man nur in der Dunkelheit. Er hatte lange darüber nachgedacht, bis ihm die zündende Idee kam: im Abwasserkanal. An einer möglichst trockenen Stelle. Nach einigen Tagen unter der Erde fand er den optimalen Platz. Und Opfer über Opfer. Krummes, verbogenes, bis zur Unkenntlichkeit deformiertes Metall. Einstmals brave Münzen, heute kaum mehr das Material wert, aus dem sie entstanden waren. Ja, dies war der richtige Platz.

Das dumme an den gefährlichen Killermünzen ist, dass sie gefährlich sind. Und schlau. Nachdem er nun den richtigen Platz hatte, stand er vor dem nächsten, nicht minder großen Problem: wie fange ich so ein Biest? Nun, mit Speck fängt man Mäuse, mit Honig lockt man Bären und mit Kleingeld lockt man Monster. Die Maus kommt in einen Käfig – fertig. Der Bär wird geschossen – auch fertig. Aber die Münze? Aus Erfahrung wusste er, dass sie Hitze hassen wie der Teufel das Weihwasser. Also installierte er akkubetriebene Infrarotstrahler. Rund um seinen friedlichen Münzhaufen. Gesteuert von einem Bewegungsmelder, der gleichzeitig eine SMS an sein Mobiltelefon senden würde, würden die Strahler anspringen und augenblicklich wohlige Wärme verbreiten.

Und es funktionierte. Nach zwei Wochen kam die ersehnte SMS: KILLER AN BORD. Der Rest war so einfach wie Blumen pflücken. Rein in den Kanal, einen Kilometer gebückt laufen und die erstarrte Killermünze einpacken. Sie vibrierte zwar, als ob sie unter Strom stünde, war aber wegen der Hitze außerstande, irgendetwas von ihrer aufgestauten Wut an die Außenwelt abzugeben.

Nun ist sie sicher verpackt und von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Schläfermünze in Lauerstellung. Brandgefährlich. Und ein Vermögen wert. Jetzt konnte er endlich mit der Verwirklichung seines Planes beginnen. Die Jahre des Wartens hatten ein Ende.


Fortsetzung folgt
Eine Ausstellung, die man nicht versaeumen sollte:

http://www.im-schatten-der-maske.blogspot.com/

Montag, November 21, 2005

Gebt uns euer ganzes Geld!


Nach eher zögerlichen Anläufen hat sich die große Koalition endlich zu einer wirklich modernen, zukunftsweisenden Finanzpolitik durchgerungen. Statt nur Teile der Einkommen zu besteuern, wird in Zukunft einfach sämtliches Geld von den Finanzämtern eingezogen. Jeder Bürger hat dann das Recht, bei Bedürftigkeit einen Antrag auf Zuteilung von Barmitteln bei seinem ihm zugesellten Finanzbegleiter zu stellen. Das Amt prüft und entscheidet nach Kassenlage. Dadurch ist u.a. sichergestellt, daß wir die sauer verdienten Taler nicht länger für unnötiges Zeugs vergeuden, da genau Buch darüber geführt wird, was wir von wem wann warum kaufen wollen.Ein ausgeklügeltes Computerprogramm entscheidet dann, ob tatsächlicher Bedarf besteht. Ende der Verschwendung!
In synergetischer Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit wird eine Hälfte der steuerpflichtigen Bevölkerung zum Finanzbegleiter umgeschult, der Rest wird begleitet. Ende der Arbeitslosigkeit!
Vor den Finanzämtern werden Suppenküchen eingerichtet, in denen es für jeden eine warme, schmackhafte und gesunde Mahlzeit pro Tag gibt. Der Essensplan wird in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbeamten erstellt, so dass wir alle wieder gesünder leben. Fitter statt fetter!
Diese warhaft innovative Finanzpolitik wird zu mehr Wachstum und Wohlstand führen, Deutschland wird wieder einen Platz unter den führenden Nationen einnehmen, es geht voran!
Um die Verwaltung zu vereinfachen, wird das Land künftig in Zonen eingeteilt. Der komplette Osten wird zur 1-Euro Zone, das Ruhrgebiet zur 1,99 Kleinpreiszone. Das System ist gestaffelt bis zur Grenze von 5 Euro, mehr braucht keiner!
Angebot und Nachfrage werden geregelt vom neu zu schaffenden Ministerium für Marktpläne.
Das Regierungsviertel in Berlin und die Finanzbeamtensiedlungen werden von sämtlichen Regelungen freigestellt. Ende der hohen Preise!
Um gegen zu erwartende Verfehlungen vorzugehen, werden wieder Steuerschuldnerstraftürme eingeführt. Außerdem sind Steuerschulden ab sofort zwangsvererblich bis ins siebte Glied. Steuerpflichtig ist hinfort jegliches Einkommen zu 100, Gewinn zu 150 Prozent. Ende der sozialen Kälte!
Und wenn der Rest der Welt das wieder nicht verstehen will, werden wir es ihm wohl beibringen müssen. Als Unterabteilung des Heeres wird eine volatile tax evasion task force (VOTETFOR) eingerichtet, der die modernsten Mittel der Nachrichtenbeschaffung zur Verfügung gestellt werden. In einer speziellen Ausbildung zu Klägern, Richtern und Henkern geschult, wird diese Gruppe dafür Sorge tragen, daß keine Ausnahmen mehr geduldet werden.
Ende der Fahnenstange!

Donnerstag, November 17, 2005

Outpost


I can't remember tomorrow,
forgot it yesterday.
I have to leave here at once,
to be able to stay.

I treat my friends as enemies,
am friendly with my foes.
Of reasons and realities,
I've had an overdose.

I ride a horse beyond the stars.
understand the nutters.
My best pal is an entity,
who talks in tongues and utters

of times to come,long gone to stay.
I learned to wait and see
who is my partner that pretends
to be my enemy.

Mittwoch, November 16, 2005

Liberate


We could water down our drinks
in the restroom.
We could hike a ride
or steal a bike.
We could smoke banana peels
and feel higher.
Should we quit our jobs
and go on strike?

We could melt our coins
and burn the cheque-books.
We could paste our banknotes
to the wall.
We could ruin globalization,
stop the free trade.
Let the bankers stumble,
make them fall.

We could trust in demons
that are god-like.
We could bite our tongues
and still be blind.
We could go on endless journeys,
follow leaders.
It takes me
to liberate my mind.

Montag, November 14, 2005

Abschied



Ich schwitzte in den Läufersachen
und hörte fern die Säufer lachen.
Nun ist es gut mit Dauerlaufen,
ich will mich mit euch breiter saufen.
Und spar euch jetzt die Reisekosten,
in eurem Kreise will ich rosten.
Nun muß ich nicht mehr mühsam wachen,
und mich nicht mehr wichtig machen.
Ab heut ist Schluß mit heimlich schalten-
ab jetzt werd ich die Schnauze halten.
Hoffentlich.

Donnerstag, November 10, 2005

Maske


Wenn ich meine Maske hätte,
schöss' ich mir in die Rosette.
Anthropologie



Der bekannte Anthropologe Antonius Nabatäus von Hardstängl beschreibt in seinem jüngst veröffentlichten Feldforschungsbericht ein nicht neues, jedoch immer mehr zunehmendes Phänomen. Bei seinen in bekannten Duisburger Discotheken nach der Methode der teilnehmenden Beobachtung durchgeführten Studien fand er heraus, daß der Mensch, besonders in der Adoleszenz, durchaus in der Lage ist, komplett ohne Gehirn auszukommen. Einige der von von Hardstängl untersuchten Probanden hatten eine Art Dummy im Schädel, bei anderen war es durch die Rückbildung der ursprünglich vorhandenen Gehirnmasse zu einer kritischen Verdichtung gekommen, bei der sich Anti-Gedanken entwickeln, die im Zusammenprall mit Gedanken eine Kettenreaktion bewirken. Dabei kann es zu so etwas wie einem Unknall kommen, wobei ungeahnte Kräfte freigesetzt werden.
Im Rahmen mehrerer Selbstversuche verbrachte von Hardstängl einige Nächte im direkten Kontakt mit den beobachteten Objekten. Hier ein Ausschnitt aus seinen Notizen:
"Eines Freitags abend befand ich mich auf einer sogenannten "Tanzfläche", wobei ich feststellen mußte, daß kaum an Bewegung zu denken war. Ich fand mich umzingelt von Kaugummikaumaschinen, die, hätten sie sich noch langsamer bewegt, zu Stalgmiten erstarrt wären. Ebenfalls vertreten waren einige sogen. Handtäschchenmädchen, die, im Kreis herumwandernd, gelegentlich ihre Handys hervorkramten, was angesichts der in der einen Hand gehaltenen Zigarette und dem an der anderen Hand montierten Glas einigermaßen kunstvoll schien. Durch eine noch zu untersuchende Gruppendynamik befeuert, gelang es ihnen, ihr Handy hochhaltend, Bilder der "Tanzfläche" zu schießen, welche sie sofort an ihre Freundinnen sandten nebst dem Vermerk "hier tanz ich grade". Die Freundinnen waren allesamt auf der Tanzfläche versammelt.
Faszinierend auch die männlichen hirnlosen. Im Bemühen, ihre wesentlichen Anliegen nicht zu vergessen, hatten sie ihre T-shirts beschriftet: "Suck my dick", "Dressed to kill every desire", "Meine Leber möcht ich nicht haben" usw. Erstaunlicherweise waren diese Individuen sogar in der Lage, an Sprache erinnernde Laute von sich zu geben. So bekam ich von einem, die halbe "Tanzfläche" blockierenden breitbackigen Testosteronriesen auf die Bitte, sich doch davon zu beheben, nach einiger Zeit die Antwort "Tanz doch um mich rum". Da es bereits 4h in der Früh war, hätte die Zeit bis Feierabend nicht mehr dafür gereicht.
Die Versorgung mit Speisen und Getränken gelang diesen Hominiden hervorragend, ausreichend und elegant: "Bull-O", "Vollmachen" und "NurFleisch".
Zusammenfassend glaube ich nicht, daß wir uns um den Standort Deutschland Sorgen machen müssen, wenn auch weitere Forschungsarbeit vonnöten ist. Ich stehe dafür gerne zur Verfügung."

Mittwoch, November 09, 2005

Genau wie Du


Ich bleibe an der Kreuzung stehen,
alle erscheinen wie du.
In endloser Reihe
zieht vorbei dein Gesicht.
Lächelt dein Lächeln,
lacht dein Lachen,
genau wie du.
Und gleicht dir nicht.

Am Anfang des Satzes bleibe ich stecken,
alle Worte lauten wie du.
In allen Büchern,
nur ein Wort,
klingt wie du,
spricht wie du.
Genau wie du
und echot immerfort.

Ich bleibe am Gartentor stehen,
alle Blumen duften wie du.
In allen Farben,
nur dein Ton.
Leuchtet wie du,
scheint wie du.
Genau wie du,
verblasst er schon.

Donnerstag, November 03, 2005

Regierungserklaerung


Nachdem sich alle am Regieren Beteiligten ausreichend erklärt haben, wurde die oben stehende Regierungserklärung verabschiedet. Die schwierige Aufgabe, jedem betroffenen Bevölkerungsteilnehmer zu erklären, warum gerade ihm ein Silberstreif am Horizont scheint, meisterten die übrig gebliebenen Vertreter des Volkes mit einer überzeugenden Mischung aus Chuzpe und Hilflosigkeit.
In diesen merkwürdigen Zeiten ist es keineswegs selbstverständlich, daß sich Individuen in die Niederungen der Administration herablassen. Genau deshalb sollten wir jedem dankbar sein, der die schwere Bürde auf sich nimmt, uns zu regieren.
Um unsere künftige Herrschaft zu unterstützen, schlage ich also vor, beiliegende Erklärung mit dem Vermerk "Einverstanden" und einer Unterschrift versehen, an das Bundeskanzlerinnenamt zu senden.

Montag, Oktober 31, 2005

Sonntag, Oktober 30, 2005

Entwarnung!


Die EU-Gesundheitskommission hat per sofort die Vögelgrippe verboten. Es braucht sich also niemand mehr Sorgen zu machen.

Freitag, Oktober 28, 2005

Oldies


Ich war Deep
und du warst Purple.
Ich war Rolling
du warst Stones.
War ich Jimi,
warst du Hendrix.
Ich war Mister,
du der Jones.

Später dann,
als Bob und Marley,
an den Flüssen von Babylon,
klautest du mir meine Harley,
easy rittest du davon.

Ach, wenn ich jetzt an uns denke,
was hat das für einen Zweck?
Bleibt mir eines zum Geschenke:
Ich war nie Roy.
Du warst nie Black.

Donnerstag, Oktober 27, 2005

Das Ende des Abendlandes (wie wir es kennen)


Ich bin auf einem Außenposten,
am Rand der Zivilisation.
Bin umgeben von Barbaren,
kommen näher, drängeln schon.

Muß die letzte Festung halten,
von Vandalen eingeschlossen,
einzig übrig an der Fahne,
zur Entscheidungsschlacht entschlossen.

Ich steh' an der einen Grenze,
die zu halten sich noch lohnt.
Bin im Kampfe mit Gewalten,
denen übles innewohnt.

Steh' am Rande einer Welt,
die ich für bewohnbar halte,
bin am Ende das Subjekt,
dessen Werte ich verwalte.

Dienstag, Oktober 25, 2005

Kleine Beziehung 8



Ich lese mir deine Wünsche von meinen Augen ab.
Besiegter Sieger


Wehe dem Besiegten!
Spricht der Sieger.
Wehe dir, dem Sieger,
sage ich.
Denn noch jeder Überflieger,
stürzte ab.
Ganz fürchterlich.
Liebeslied fuer einen starken Staat


Raub mir den Verstand
und mach mich glücklich.
Nimm dir meine Seele,
gib mir Ruh'.
Sag mir schöne Worte,
laß mich träumen.
Wächter meiner Sehnsucht bist nur du.

Faß mich an der Hand
und zeig mir weiter,
blende meine Sinne,
mach mich froh.
Sprich mit meiner Stimme,
mein Begleiter.
Sag mir wie und was und wo.

Tätowier mein Herz
mit deinem Zeichen.
Fütter meinen Geist,
führ du mich an.
Zeig mir eine Zukunft,
ohnegleichen.
Befreie mich
von meinem Freiheitswahn.

Freitag, Oktober 14, 2005

Blow up


Blow yourself up - a unique experience

Amerikanischem Unternehmergeist ist es zu verdanken, daß das Phänomen der Selbstsprengung in geordnete, ökonomisch tragfähige Bahnen gelenkt wird.
Die Eröffnung des ersten Selbstspreng-Parks "Blow up" in der irakischen Wüste ist ein voller Erfolg. Man kann dort, unter Mitnahme lebensechter Nachahmungen eigener Feinde oder solcher des Volkes/der jeweiligen Glaubensgemeinschaft, seinen Abschied nehmen. Panzerglasgeschützte Beobachtertribünen bieten eine gesicherte Anwesenheit der Anhängerschaft.
Geplant sind Meisterschaften in den Disziplinen "Weitspreng", "Hochspreng" und "Iron bang". Dem Gewinner winkt der Titel des Blaster Master, den Hinterbliebenen wertvolle Sachgewinne, gestiftet durch die amerikanische Konsumgüterindustrie, wie z.B.Autos, Mobilheime, Handfeuerwaffen oder Papiergeld.
Die Idee wird bereits erfolgreich international vermarktet, in Kürze eröffnet der erste Park in Deutschland, "Hans spreng in die Luft". Weitere in anderen Ländern werden in Kürze folgen.

Das Bild zeigt die seltene Aufnahme einer besonders gelungenen Selbstsprengung zu Pferde.

Sonntag, Oktober 09, 2005

Dem Junghirschen zur Erstbrunft


Nichts hält den Hirschen in der Hose,
bei akutem Befall durch multiple Brünftose.
Er kann machen, was er will,
er steht, und der Verstand steht still.

Das Reh erduldet gelassen und leidet,
wenn er sich wieder an ihm waidet.
Es plant im Stillen die Rache für später:
lebenslänglich für den Täter.

Dem Brünftigen ist das egal,
genug gebrunft, bis nächstes Mal.
Und fühlt an sich, von Zeit zu Zeit,
er wäre mal wieder zum Brunfen bereit.

Nicht ganz bei sich ist der Brünftigam,
kaum weiss er noch, was über ihn kam.
Die Kraft des Willens ist ausgeschaltet,
pheromonal wird er verwaltet.

Doch früh genug ist es soweit,
er gleitet aus der Brünftigkeit.
Wie war er früher so verwegen!
Jetzt dumpft der Rente er entgegen.

Drum denk daran und lass dich umpfen,
es gibt jetzt Mittel zum entbrunfen.
Die Unbrunft als Zustand ist ganz famose,
lass lieber den Deckel auf der Dose.