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Dienstag, September 11, 2007
Fusion
Geschrieben von Rydiger, Bearbeitung ruelfig
Fusion
Seine Hand schob sich unter ihr Shirt. Sie hielt seinen Nacken umschlossen und atmete in sein Ohr. Der Regen ließ nach. Sie lagen im Gras und küssten sich. Der Himmel riss auf, die Sonne schien warm.
Ihre Wangen waren gerötet. Sie sah ihm in die Augen. Der Regen umspülte sie. Es war diese Art von Regen, der die Sinne weckt. Eine Amsel sang in der Trauerweide hinter ihnen. Ilse streckte ihre Hand aus und berührte ihn am Kinn. Sie streichelte über die Bartstoppeln, als seien es Diamanten. "Ohhhh", hauchte sie, "schön". Fritz nahm es als Geschenk des Himmels. Er legte seine Hand auf ihre Hüfte. Er berührte ihren Bauch. Der Bann war gebrochen. Der Zauber entfacht. Die Flamme loderte. Beide erhoben sich, knieten voreinander, sich nicht aus den Augen lassend. Ihre Blicke eine Brücke, über die Gefühle und Gedanken wanderten. Eins im Sein, hier und jetzt.
Sie lösten sich aus der Umarmung und schauten sich tiefer in die Augen. Das ist der Sinn des Lebens, dachte er. Er versank in ihrer Iris. Ihr ging es nicht anders. Sie fühlte seine Hand auf ihrer Brust und bekam kaum Luft, so schwer ging ihr Atem.
Das Herz pumpte heftig, aber wie süß diese Mühe. Nie sollte dieser Moment vergehen, auf den sie so lange hatten warten müssen.
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Aber das spielte jetzt keine Rolle. Der Gedanke leuchtete kurz in seinem Kopf und war wieder weg. Die Gefühle kochten, jagten in seinem Körper hin und her, vom Katapult geschossen. Beide wollten mehr. Mehr!
Seine linke Hand öffnete die fünf Knöpfe ihrer Jeans. "Warum muss das Leben kompliziert sein?", dachte er, als er den Rand ihres Schlüpfers erreichte.
Seine Finger begannen den Tanz über die Lava ihrer Vulva. Sie waren beinahe da - beide vereint in der Umarmung. Heiß und feucht.
Sie legte ihre Schenkel um ihn. Er fühlte ihre Kraft. Was für eine Frau! Was für ein Drang! Nur, hier ging es nicht weiter. Beide hatten Angst, den Zauber zu verlieren, dieses Flimmern aufzulösen in Nebel. Sie pressten sich aneinander. Der Rasen unter ihnen war noch regengetränkt, die Kleidung durchweicht. Feuchte, warme Luft umspülte sie und ihre Herzen.
"Ich spüre ihre feuchte Wärme, es weht mich an ein Hauch vom Paradiese. In ihrem Busen funkeln Sterne. An die sie wonnevoll mich ließe, wär nicht der Zauber dann gebrochen, wenn ich an ihr zuviel gerochen!" dachte er, traurig und beglückt zugleich.
Wie durch Gedankenübertragung sagten beide auf einmal: "Jetzt ist die Zeit gekommen". Und sie standen auf, die Aura um sich haltend. Es gab nur ein Ziel:
sein Apartment. Wie zwei Verrückte gingen sie, glückselig lächelnd, in nassen Sachen, Hand in Hand, von einem Magneten gezogen in Richtung seiner Wohnung. An jeder Straßenecke blieben sie stehen und küssten sich. Lange jeweils. Passanten kamen und gingen, schauten und lächelten. Glück. Glück. Glück...
Sie schlichen die Treppen hinauf. Er zündete Kerzen an. Draußen zirpten Zikaden. Sie versanken in der tiefen, dunklen Nacht und wussten: es ist nur ein Traum. Morgen sind wir wieder wir selbst. Aber wir haben vom Nektar des Lebens gekostet. Und davon werden wir zehren. Bis zur letzten Neige.
Wie traurig schön. Und das mit siebzig.
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