Sonntag, Juni 05, 2005


RasPutain

Weinend sitzt am Wolgastrand,
Mütterchen Russland, ein Glas in der Hand.
Gefüllt mit Wodka, klar und rein.
Es trinkt, um wieder bei Sinnen zu sein.

Haben denn alle, die es geboren,
völlig den Verstand verloren?
Jeder will sein Volk befrein,
um dann selber Joch zu sein.
Die sich als die Frömmsten gerieren,
lassen am Liebsten die andern krepieren-
es weht uns an der Freiheit Duft,
sprengt sich einer in die Luft.
Die so tun wie neu geboren,
sind die größten Oligatoren.
Gerne schicken sie die auf die Bahren,
die Ihrer Freiheit im Wege waren.

Da leuchtet der Mutter in tiefster Nacht,
die gefällige Maske der Macht.
Ein altes Bild,
neu retouchiert.
Rasputin in glatt rasiert.
Er verspricht, vom ganzen Verein,
der härteste Demokrator zu sein:
Nur gesäubert mit eisernen Besen,
wird die russische Seele genesen!

(Mag sein Dilemma auch grauenhaft scheinen,
ihm bleibt keine Zeit, um die Opfer zu weinen.)

Mancher bei uns bewundert sie,
Putins potemkinsche Diktokratie.
Wer möchte nicht selbst an den Regeln biegen?
Ein bisschen Lüge hilft immer, zu siegen.
Es mag der Kerl ein Bastard sein,
letztlich gehört er zu unserm Verein -
nur der besiegt den Terrorist,
der wie er geworden ist.
Doch wie wir wissen, tief im Innern:
die Geschichte verzeiht den Gewinnern.

(So mögen im Osten die Völker sich schlagen,
wir werden ihn deshalb nicht weiter befragen.)

Mutter Russland am Wolgastrand,
hebt ihr Glas mit zitternder Hand.
Irgendwas scheint schief gelaufen.
Mütterchen muß weiter saufen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen