Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Dienstag, September 14, 2010
Auricula tremens
Seit einigen Tagen, ich weiß nicht mehr genau, wie lange schon, kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, selbst meine Träume sind infiziert, keine Ahnung, wo ich mich angesteckt habe. Jetzt aber Angst, in der Strassenbahn aufzufallen, an alltäglichen Gesprächen teilzunehmen, selbst der Brötchenkauf gestaltet sich schwierig. Ich muss jede Äußerung genau planen, mir vorher zurechtlegen, was ich sagen will und das ist fast unmöglich bei diesem Hintergrundrauschen, diesem Lied in Endlosschleife, das ich einfach nicht mehr loswerde. Ich habe alles versucht, das Stück wieder und wieder bis zum Ende gehört, obwohl ich Musik eigentlich ablehne, mich anderen Richtungen zugewendet, Heavy-Metal, Reggae, Schlager, egal was, ich werde es nicht mehr los. Ich habe es laut gesummt, den Text verändert, habe es verspottet, verflucht, ich habe getobt und meditiert, ich war sogar beim Arzt, aber Fehlanzeige, es lässt mich nicht mehr los, es summt und brummt und klingt und tönt, dass mir der Kopf platzt. Ich werde jetzt auf das Dach klettern, mich am Schornstein festhalten und lauthals singen, brüllen, gröhlen, töröööten:
"Benjamin Blümchen - Deine Welt ist schön!
Benjamin Blümchen - Wir wollen mit dir gehn!
Benjamin Blümchen - Wir sagen "Hallo!"; Wir sind deine Freunde, wir lieben dich so!
Törööö!"
Und wenn es dann nicht weg ist, dann spring ich, ich schwöre.
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