Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Dienstag, Februar 24, 2009
Aufgabe
Mein Therapeut sagt: Schreib mal ein Sonett -
(Wir duzen uns, seit wir gemeinsam trinken) -
dann kommst du morgens besser aus dem Bett.
Ich stell mir also auf das Bücherbrett
die ganze Garde altbekannter Schinken.
Weil Therapeut sagt: Schreib mal ein Sonett.
Was warn wir gestern abend wieder fett,
kaum schaffte ich es noch, nach Haus zu hinken.
Da bleib ich besser heute wohl im Bett.
Was ist denn dran an solchem Reimskelett,
dass alle vor ihm auf die Knie sinken?
Selbst Therapeut sagt: Schreib mal ein Sonett.
Mir scheint das Dingen gar nicht so adrett,
man muss die alte Form schwer überschminken.
Und dafür soll ich morgens aus dem Bett?
Ich zwänge mich doch nicht in ein Korsett
aus Thesen, die schon lang verwesend stinken.
Soll er sich selber schreiben sein Sonett!
Ich therapiere mich in meinem Bett.
Samstag, Februar 21, 2009
Luftschlangenalarm
Ich tanze Polonaise auf dem Strick
am Hals wird es eng und gemütlich
geschunkelt im Schauer aus ollen Kamellen.
Ich marschiere ab und auf den Schemel
stürz ich um. Mit Schädellappen wird gewischt
durch die Mündung, Konfettikanone im Schlund.
Büttel reden in rasenden Strophen,
kreisen über, fallen, stolpern in den
Aschermittwoch wird zurückgebützt.
Yes, we can't
Lang keine Ahnung studiert sich ein Kopf
mit Suppenkasper voll rules ok und
sitzt in erster Reihe, in the belly of the beast,
ergebnisbesoffen Gespräche geführt
bezüglich Themen höchster Relevanz.
Der Schwanz juckt vom Schaft but so what
ist eigentlich Klientenzentriert? Schuppen fallen
vor Augen verlieren ihren Fokus auf goals
to achieve & golden Retriever führen blicklos
die Kanonen, sind voll Hoffnung auf ein Ziel
gefüllt, mit Splittermunition liegt diese Lunte bloß
hat keiner catch a fire as tears go by
verwehen Segel unter dem Wind blows anywhere
but hier ist eine Grenze überschritten zwischen
deinen Beinen lauert auch kein Friede auf.
Steinalte Geschichte
In einer fernen Wüste lebte vor langer Zeit ein Stamm von Steinen. Ihre Welt war hart, glühend heiß bei Nacht, wenn die sengende Sichel des Mondes ihre Oberfläche austrocknen ließ und klirrend kalt tagsüber, so kalt, dass sie zu bersten drohten. Kam die Regenzeit, versanken sie in Schlamm, im trockenen Winter verdursteten sie beinahe. Es gab nur wenig Acker, auf dem sie sich breitmachen konnten und so rollten sie beständig hin und her, immer auf der Suche nach einem besseren Leben. Ihre Herzen verbitterten und verhärteten immer mehr, so dass sie in ewigem Streit mit ihren Nachbarn lebten, denen es auch nicht besser ging.
Eines Nachts jedoch fiel ein schwarzer Stein vom Himmel, mitten in das Stammesgebiet der Tasch. Sie hoben ihn auf und rollten ihn auf ihren Schultern zum einzigen Brunnen, den sie kontrollierten, wuschen und polierten ihn, bis er glänzte, dass man ihn kaum noch anschauen konnte. Da fing er an zu sprechen: "Hört mich an, oh ihr Steine! Ihr seid die edelsten, darum will ich euch von eurer Not befreien. Auf meinen zahllosen Reisen habe ich prächtige Länder und unermessliche Reichtümer gesehen, die ich euch zeigen will und die euer rechtmäßiges Eigentum sind. Folgt mir und es soll euer Schade nicht sein".
"Wir wollen dir folgen bis an den Rand der Erde", rief der Steinstamm, "denn hier ist unser Los ein bitteres. Zeig uns die Wunder und lass uns losziehen". Die Oberfläche des schwarzen Steins wurde durchsichtig und bald waren Länder zu sehen, in denen Milch und Honig flossen. Die dort lebenden Stämme hatten prächtige Mäntelchen aus feinstem dunkelgrünglitzerndem Moos und sie hatten ein prächtiges Dasein ohne Sorgen. Das Klima war mild, es gab keine Sandstürme, die schmerzhaft die Oberfläche aufrauten. Selbst die Sonne war erträglich, da es nicht an dichten Hainen fehlte, die den Boden beschatteten und kühlten. Des Nachts saßen die Reichsteine um lustig funkelnde Feuer, aßen vom feinsten Geröll und tranken vergorenen Sand. Jedoch, in all dem Wohlstand, glaubten sie nicht mehr an die Macht der Sterne und die Geheimnisse schwarzer Steine. Sie waren sorglos und friedlich und dachten, ihr Wohlstand würde für alle Zeiten währen.
"Lasset uns rollen", riefen die Tasch, "lasset uns fliegen. Wir wollen ihnen zeigen, wie Steine brennen! " Und wirklich, in kürzester Zeit überrumpelten sie die umliegenden Ländereien, verbrannten ihre Bewohner zu Steinmehl und nahmen alles an sich, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst der steinärmste hatte nun mindestens zwei Moosmäntelchen und auf seinen üppigen Weiden grasten die feinsten Brocken und Felsen. Bald schon aber merkten sie, dass ihr Vermögen ihnen verrann wie feiner Staub, den der Wind zu unfruchtbaren Dünen auftürmt. Sie hatten nie gelernt, Bewässerungssysteme anzulegen und instand zu halten, zu pflanzen, zu hegen und zu pflegen. Zudem erwachte nach kurzer Zeit ihre alte Streitlust und sie begannen, einander zu bekämpfen. Da gingen einige zum schwarzen Stein und fragten ihn, was sie tun sollten. Dieser erwiderte: "Oh, ihr Söhne und Töchter der Wüste, faul und träge seid ihr geworden und fett unter euren Mäntelchen. Nehmet eure Waffen auf und zieht weiter, bis ihr neue Beute findet, denn die ist rechtmäßig euer. Hört auf mich, denn ich bin der Stein des Anstoßes!"
Sie küssten ihn, bis er wie eine Speckschwarte glänzte und zogen davon, eine mächtige Sandwolke aufwirbelnd, einen Sturm entfachend, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Ihre Gegner aber waren aus ihren Verlusten klug geworden, sie hatten sich zu mächtigen Bollwerken getürmt und konnten Welle auf Welle der Taschs abwehren, bis diese schließlich erschöpft aufgaben und sich in die Wüste zurückzogen.
Dort liegen sie noch heute und murmeln, in sengender Hitze und klirrender Kälte und träumen von ihrer verlorenen Pracht. Hin und wieder erhebt einer sein Haupt und ruft auf zu neuem Sturm, aber schon nach wenigen Metern zerstreiten sich seine Mitkämpfer und ziehen sich beleidigt zurück. Der schwarze Stein aber ist verstummt, doch geht das Gerücht, dass er eines Tages wieder sprechen würde und dann sollte alles gut werden.
Amsellied
Leichtköpfig
Die immer gleichen Töne klingen,
wenn Hamster in den Rädern jagen.
Wie wirst du sie zur Ruhe bringen?
Es will dir einfach nicht gelingen,
dem Klang die Ohren zu versagen,
wenn immer gleich die Töne klingen.
Und der Versuch, sie zu bezwingen,
wird scheitern, weil sie weiter nagen.
Wie kannst du sie zur Ruhe bringen?
Sie kommen aus dem Nichts, sie springen
aus dem Äther. Lass dein Klagen,
da immer gleich die Töne klingen.
Es hilft dir nicht das Händeringen,
es gibt kein Mittel, sie zu schlagen.
Wer kann sie noch zur Ruhe bringen?
Sie wollen dich zu Boden zwingen,
hörst du die Würmer in den Ohren sagen.
Die immer gleichen Töne klingen.
Kann man sie nie zur Ruhe bringen?
Pflegende Häuser
Dienstag, Februar 17, 2009
Hallo?
Wenn ich mal groß bin, fein und grob gestrickt,
dann werde ich ein Katastrophenschutzgebiet.
Geborstene Dämme, vertrocknete Erde,
heroisch und herausgewürgt. Ein Bastard,
Billignummer, keiner zeigt mir Spuren entlaufener Herde
auf der Flucht vor Händen im Glas zerbersten
wir uns. Viele, im Aufschwung begriffen
haben sie, dass wir notfalls einen Notstand wenden
würden, wäre ich doch nur ein Teil der Maschine
tickt nicht mehr richtig.
Angelegenheitsgedicht / Onkel Heinz, wem fehlst du nicht?
Oben in der Silberlinde
wohnt die arme, alte, blinde
Made, die ein Kind einst hatte,
mit dem Gatten, der vom Blatte
und so weiter. Auch ein Zweiter
Lebensendabschnittsbegleiter
kehrte nicht vom Kohl zurück,
mehrte so des Spechtes Glück.
Also spricht die olle Made
nur noch mit sich selber. Schade,
dass sie unverständlich mümmelt -
ihr Gebiss ist arg verstümmelt.
„Gott, du alter Nekrophage,
dieses Leben ist mir Plage.
Keine Enkel, keine Erben,
keine Rente, lass mich sterben.
Hol mich aus der Silberlinde,
mach, dass dies ein Ende finde“.
Donnerstag, Februar 12, 2009
Notgedrungen
Mit einem Seitenhieb köpft er die Zunge
ihr, fällt Ohren aus den Wölfen in der Nacht.
Am Tag schwärzt Feuer seinen Atem fabelbunt,
in Gärten eingeharkt erscheint ihr Kopflos
überfallen. Ein Leben im als ob es wär
besonderes, durchpflügt von harter Hand,
fällt sie in Musselin aus freiem Willen tief
und deckt ihm seine Ehre zu im Sturz.
Montag, Februar 09, 2009
Regungen
Man sollte sich Zeit für Gefühle lassen.
Ein warmes Bad, ein gutes Buch,
zwei Tassen Tee und träumen, treiben.
Dem Bauch erlauben, den Kopf zu befreien.
Man sollte mal wieder so richtig tief hassen,
verachten, verfluchen und Galle speien,
Vernichtungsphantasien versuchen.
"Verdammte Hacke" lauthals schreien.
Freitag, Februar 06, 2009
Wenn ich ein Biogärtchen hätte
dann käm gewiss schon bald vorbei der Nachbar,
besähe dies floralverbale Krautundrübchen.
Pole Position Aufsitzrasenmäher,
Bambus braucht das Gartenoberstübchen.
Er pflanzte Achtungsbegonien in Gedichte,
säte rechte Winkelgladiolen in die Verben
und efeute Widerwortepflänzchens wilden Wuchs,
ließe Quasselökogartenblumen Koniferisch sterben.
Er führte die Maschinen mit, um zu beackern
die Nichtsnutzgänselieselnachtundnebelröschen.
Ein Garten muss das Joch des Herren täglich spüren,
denn tödlich ist dem Grasegrün das Mööschen.
Schuldige Zivilisten
Ich sitze hier im tiefen Kongo
und spiel auf meiner Mundharmonika.
Negeraufstand war mein Fachgebiet,
was da geschieht entzieht sich meiner
Tralala. Die Löwen schlafen satt.
Bei Nacht in der Savannabar, da
schlagen sie nun endlich voll die Bongo!
Bungo, Mungo, Pata Pata Afrika,
Hyänen trommeln in Bananenröckchen,
Glöckchen klingeln, Muttis ohne Söckchen
schwingen den Arsch zum ewigen Beat.
Was hier geschah, was hier geschieht,
wer fragt davor, danach, wer singt ein Lied,
vom ewigen Jäger mit doppelter Flinte?
Eine Finte schlägt das Wild und weg,
kein Ausweg mehr für Buschfleisch, Tralala.
Desintegration
Die Welt durch den Lauf einer Waffe besehen,
bleibt die Ferne nahe dem Fremden. Freund,
nimm du die Zeiger der Uhr gerne ab;
im Kampf zur Zerstörung solcher Feinde
ist das Mittel der Wahl Genauigkeit.
Die Wut mit frischen Bildern zu füllen,
löscht nicht die Brände der Gräben, die wir legen,
Seite gegen Seite, Soldaten fremder Worte,
wir nehmen die Schöpfung der Götter zurück.
Befreit, nicht an Freiheit zu glauben.
Gedanke to go
Bescheuert bei vollem Bewusstsein,
doch noch so viel ist zu betrinken. Es gibt
kein richtiges Ich bin. Im falschen Film,
für den man gerne Schlange steht,
so lang es geht. Und Vorhang auf, dem
Untergang nach oben wachsen Schwellen.
Aus einem Holzbein hackt ein Specht
sich Späne zum Verderben. Der Mittel
müde und mehr matt gespielte Pläne
versinken aneinander ins vorbei.
Dienstag, Februar 03, 2009
Aufruf zur Großdemonstration am 23.02.2009
Freiheit für das Rheinland!
Seit tausenden von Jahren ächzt das Rheinland unter der barbarischen Knute fremder Besatzung. Germanen, Römer, Franzosen, Preußen, Westfalen, alle haben sie nur Leid und fremde Bräuche gebracht. Rheinländer, steht endlich auf! Ladet die Konfettikanonen, unterstützt die Tünnes-und-Schääl-Brigaden. Nehmt euch ein Beispiel am glorreichen Märtyrer Schneider Wibbel!
Hört auf die Weissagung der Funkenmariechen: Wenn am Blutrosenmontag der halbe Hahn kräht auf dem Dach von Heines Geburtshaus, wird die Herrschaft des Elferrrates wiedererstehen. Himmel und Erde, Alaaf und Helau und Blutwurst für die Feinde.
Wir fordern die Wiederherstellung der Grenzen aus der Zeit von vor der ersten germanischen Invasion, Rückkehrrecht für alle Möhnen, Wiedereinführung der Kamellenwährung. Das Bützchengesetz soll wieder gelten und die Fahne des rheinischen Kapitalismus' muss wehen über einem geeinten, gerechten Rheinland.
Röggelchen und Sauerbraten,
lasst uns nicht mehr lange warten.
Abonnieren
Posts (Atom)