Mittwoch, Mai 14, 2008

Antrag



An das
Amt für Anträge
Postfach,
Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie ich aus der Presse erfahren habe, suchen Sie noch nach Teilnehmern für ihr von der EU gefördertes Desozialisierungsprogramm. Ich möchte mich hiermit darauf bewerben.
Vielleicht spricht mein Alter gegen eine Aufnahme in ihre Maßnahme, aber lassen Sie sich versichert sein: auch in reiferen Jahren ist eine Wiederausgliederung aus dieser Gesellschaft möglich, persönliche Reife und Erfahrung vorausgesetzt.
Diese bringe ich in gehörigem Maße mit, ich habe Diplome erworben in "Bürgerliches Eskalationstraining", "Steuervermeidung unter erleichterten Bedingungen" und "Erfolgreich scheitern - wie lasse ich andere aus meinen Wunden bluten". Zudem bin ich beitragsfreies Mitglied bei den Anonymen Anabolikern und professioneller Schwarzseher, Träger des Securitate-Gürtels mit braunen Streifen und Professor der kleinen Beziehung. Ehrenhalber.
Seit Jahrzehnten schon lebe ich in enger Symbiose mit diesem, unserem Staat und möchte das auch beibehalten bis zur Frühverrentung. Ich habe bereits an den Förderprogrammen für grenzdebile Genbenachteiligte, Schuldlose Schuldner und aussichtsreiche Apostaten teilgenommen und würde gerne meine Kenntnisse und mein Wissen weitergeben, vertiefen und diskursiv diskutieren.
Daher bitte ich Sie, mir die nötigen Antragsformulare baldmöglichst zuzusenden. Ich habe schon alle Bescheinigungen kopiert und werde mich schleunigst bewerben, denn ich weiß, bei Ihnen bin ich in guten Händen.
Mit dem Ausdruck der hervorragendsten Hochachtung,
Ihr
Antonius Nabatäus von Hardstängl (Prof. Dr.)

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