Dienstag, April 29, 2008

Stadtmusikanten (Remix)



Es war einmal ein Rapper, der lief den ganzen Tag mit seinem Ghettoblaster durch die Gemeinden und verbreitete Neuigkeiten. Doch als er in die Jahre kam, die Füße schmerzten, die Stimme brüchig und das Bärtchen grau wurde, meinten die Bosse seiner Plattenfirma, dass er sich nicht mehr so recht rechne und wollten ihn an einen Privatsender verscherbeln, wo er bald sein Ende als Promi hätte finden sollen. Durch einen Fehler der Chefsekretärin wurde die E-mail zu diesem Betreff an ihn weitergeleitet, also packte er seine Sachen und machte sich auf den Weg. "Etwas besseres als dies finde ich immer, also Ende mit dem fiesen Gewimmer" dachte er bei sich und ging in Richtung der nächsten Bushaltestelle. Da kam er an einem abgebrannten Schlösschen vorbei, vor dem ein in einen bodenlangen Rock gewandeter älterer Herr mit einer Stirnglatze und langem, weißem Bart ganz jämmerlich auf einer tiefer gelegten Sackpfeife blies.
"Gute Güte, alter Gote," sprach da der Rapper, "was machst du für ein Gesichte, berichte deine Geschichte." "Wohlan, ich bin Wittewat, ein in allen Landen berühmter und geachteter Speedfolkdoodlezacker," antwortete der angesprochene. "Eine Horde von norwegischen Blackdeathmetallern hat meine trutzige Burg erstürmt, die edlen Fräuleins verschleppt und alles in Schutt und Asche gelegt. Oh weh mir, auf meine alten Tage werde ich betteln müssen!"
"Stopp dein Jammern und dein Sorgen," sprach der Rapper," folge mir, vergiss das Morgen." So gingen die beiden weiter, bis sie an einen großen, tiefen Fluss kamen, da stand ein in die Jahre gekommener, barfüßiger Mann mit geflochtenen Haaren bis auf den Boden und jammerte kläglich. "Ei, was ist denn dir widerfahren?", fragten die beiden. "Viel Elend ist mit mir," entgegnete der Angesprochene und seine Unterlippe zitterte, "die Hunde von Babylon haben auf mein Ganja gepisst und jetzt habe ich nichts mehr als diese saitenlose Gitarre. Was soll nun aus mir werden"?
"Reih dich ein", sprach der Rapper," mein Name ist Schnupfhund, dies ist Wittewat und wie heißt du?" "Ich bin Sol-I und werde mit euch ziehen, gegen die Ausbeuter und Unterdrücker." Sie gingen weiter, auch wenn ihnen die Rücken schmerzten und die Augen schwer wurden, bis sie in eine riesige Stadt kamen. Da sahen sie, auf einer Kreuzung vor einer Säule, eine merkwürdig gewandete Dame reiferen Alters, die hatte violett gefärbtes Haar, trug eine riesige rosa Sonnenbrille und ein zu kurzes Hemdchen. Von Zeit zu Zeit stieß sie schrille Laute aus und fuchtelte mit einer zerbrochenen Wasserpistole herum. "Was ficht dich an?", fragten die drei wie aus einem Munde. "Weia, weia, ich bin die Jane Iiaana, einst gefeirtste Eintänzerin unter den Blinden, aber jetzt haben die jungen Schlämpchen mit den Höschen in den Stiefelchen mein Krönchen geraubt. Not und Verzweiflung sind mir geblieben." "So komm mit, etwas besseres als den Tod finden wir allemal."
Die vier gingen, bis sie zu einem Ort mit dem seltsamen Namen "Bringsenum" kamen. Dort gelangten sie an ein herrschaftliches Anwesen in einem riesenhaften Park, daraus ertönten in hörgerätbetäubender Lautstärke die schlimmsten Klänge, die sie jemals vernommen hatten. Sie hielten einen vorbeihastenden Passanten an, der sich entsetzt die Hände auf die Ohren drückte und fragten, woher wohl diese jämmerlichen Missklänge stammen möchten. Der verzweifelte Mann gab ihnen eine Antwort, die sie nicht recht verstanden und eilte weiter. Sol-I, der noch die besten (und größten) Ohren der vier hatte, schrie: "Soviel ich verstand, sprach der arme Mann: Schlagergefahr, Dietmar versohlen."
So gingen sie durch den Garten und kamen an eine wohlgesicherte Tür, da rappten und bliesen und schrammelten und kreischten sie derart, dass Schloß und Riegel barsten. Im Wohnzimmer trafen sie auf ein jämmerliches Hutzelmännchen, dessen faltige Haut sonnenbankverbrannt wie ein Mäntelchen um ihn hing. Den verprügelten sie derart kräftig, dass er wehklagend aus seinem Palast verschwand. Dann gründeten sie dort eine WG und sind heute noch glücklich und zufrieden, wenn sie nicht gestorben sind.

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