Dienstag, Mai 17, 2005


Ein Mann, ein Wurm

Ich armer, geplagter,
beleidigter Wicht.
So dreckig wie mir,
geht’s anderen nicht.
Weh mir, dem nieder-erbärmlichen Wurm,
windschiefes Bäumlein, gepeinigt vom Sturm.
Nicht nur die Brüder und Schwestern im Osten-
alle leben auf meine Kosten.

Ich stehe alleine vor mächtigen Heeren,
die nur drauf aus sind, mir die Taschen zu leeren.
Seh’ mich umringt von feindlichen Lagern,
von Lügnern und Dieben und Versagern,
die in höheren Kreisen verkehren.
Wie soll sich ein armes Bürschchen da wehren?

Früher, da waren wir Würmer noch Drachen!
Heute findet uns jeder zum Lachen.
Bald ist zu Ende unsre Geduld!
Natürlich sind die anderen schuld!
Man müsste, man sollte….!
Ein strenges Gericht.
Nur tun soll’s ein andrer,
ich traue mich nicht.

Die Vergeltung ist schrecklich, so spricht das Herrlein,
ihr werdet meiner nicht lange mehr Herr sein.
Die Rache der Made ist fürchterlich,
ein jeder, der Grund hat, fürchte sich.
Denn bald kommt einer, und er kommt bald,
der verhilft mir zum Recht, zur Not mit Gewalt.
Ich werde ihm folgen, ich willige ein,
das niederste seiner Würmchen zu sein.
Dann kriecht IHR vor mir auf dam Bauch,
das ist gewiss, und sicher ist auch:
Ihr mögt euch krümmen und winden und biegen-
ich trete euch platt und lasse euch liegen.

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