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Ein Mann ab 50
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An manchen Tagen fühlt ein Mann,
wieder wie 20. So muß er dann
sich und der ganzen Welt beweisen,
die andern gehören zum Alten Eisen.
Erst wird sein Schritt ganz federig,
dann sind die Falten, lederig,
die unter seinen Augen sitzen,
nicht von ihm,
und auch die Spitzen
der gemeinen Geheimratsecken,
weiß er mental wohl zu verstecken.
Das Leben nimmt er jung-dynamisch -
seine Umgebung wird langsam panisch -
er spürt sie deutlich, die Zuversicht,
daß das Leben seines ist.
Er macht sich fein, geht raus
und dann
schaut er sich die Mädels an.
Zu jung, zu alt, zu dünn, zu dick,
zu schlampig sind sie oder zu chic.
Will er sich wirklich, in alten Tagen,
wieder auf diesem Felde schlagen?
Wär es nicht besser, er liesse es sein,
ginge nach hause und schliefe ein?
Ein wenig schmerzt er schon, der Rücken
will es nicht heute, so morgen glücken.
Da fällt ihn von hinten ein sehnen an,
das wirft ihn vollends aus der Bahn.
Er kann sich nicht wehren, fühlt sich belämmert,
es bohrt und wühlt, säget und hämmert.
Ein einziges ziehen und pochen und zerren -
er ist nicht wie die anderen Herren!
Mächtig in Wallung die Hormone geraten,
er flirtet gekonnt mit dem Parkautomaten.
Lädt ihn für Sonntag zum Essen ein,
Käse gibt es und roten Wein.
Wer weiß, was der Abend bringen kann?
Zwanzig für immer als reifer Mann!