Freitag, Juli 11, 2008

Letztmahlig



Die Geier sind heute zum Festmahl geladen,
der Tisch ist bereitet, modern dekoriert.
Hors d'oeuvre Karkasse in blutiger Sauce
an schwieliger Hornhaut, mit Knorpel verziert.

Dazu ein Champagner aus ganz tiefer Sohle,
mit perligem Seufzer: der Teufel uns hole.

Dann folgen Kadaver, ganz taufrisch verschieden,
aus den verschiedensten Abgangsregionen.
In schweißiger Brüh' a la mode mariniert,
gefüllt mit Verzweiflung in großen Portionen.

Dazu wird kredenzt im Barriqueausbau
vergorene Sorge getretener Sau.

Ein Mousse folgt aus Tränen, mit Kummer bestreut,
in geöffneten Schädeln, mit Trauer gesüßt,
flambiert in den heißesten Flammen der Hölle:
kein Gast ist, der solches Dessert nicht begrüßt.

Dazu fließt, um festlich das Dinner zu krönen,
ein lieblicher Tropfen aus Spätlesestöhnen.

Besoffen beginnen die Geier zu reihern,
und einige krächzen heisere Weisen,
während sie torkelnd zum Nest heimwärts flattern.
Gleich morgen gedenken sie wieder zu speisen.

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