Dienstag, Februar 09, 2016

Der gute Esel


Der gute Esel

Es war einmal ein Esel, der hatte von seinen Vorfahren bedeutende Ländereien geerbt und ein beachtliches Vermögen. Er arbeitete fleißig und lebte sparsam und war glücklich mit seiner großen Familie.
Da traf er auf einer Geschäftsreise einen Fuchs, der stand am Straßenrand und schaute jammervoll in die Welt. Der gute Esel sprach ihn an und fragte: "Was bekümmert dich so"? Da antwortete der Fuchs: "Ja, weißt du denn nichts von den Kriegen und Nöten überall? Nichts habe ich mehr als ein paar Fetzen am Leib und Sorgen um die meinen in der Heimat". Nun tat sich das Herz des Guten auf: "Komm mit zu mir, dort kannst du bleiben. Hol deine Familie, ihr seid alle willkommen."
So geschah es, und mehr und mehr Verwandte trafen ein. Ein neues Haus wurde gebaut, um alle unterzubringen und noch eins und noch eins. Alle Nachbarn lobten ihn und freuten sich mit ihm über seine guten Taten.
Doch eines Tages war das Vermögen aufgebraucht, die Häuser mit Hypotheken belastet, die Ländereien verkauft und der gute Esel bekam keine Kredite mehr. Seine Familie hatte sich schon lange von ihm abgewandt und sich mit dem Tafelsilber aus dem Staub gemacht. Seine neuen Freunde aber sprachen: "Nun, da du nichts mehr hast, können wir dich hier nicht mehr gebrauchen, es ist nicht mehr genug für alle da."
Er machte sich auf den Weg in ein Nachbarland, von dem es hieß, dass dort allen Fremden und Mittellosen großzügig geholfen werde. Dort angekommen, wandte er sich an eine gutgewandete Füchsin mit rosigen Wangen, die gerade aus einer eleganten Limousine stieg, mit den Worten: "Ach, hohe Dame, zeigt Mitleid. Ich habe nichts zu brechen und zu beißen und komme völlig verarmt von weit her." Die Füchsin aber sprach:"Guter Esel, kennt ihr nicht die Geschichte des Esels, der sich aus eigener Dummheit in die Scheiße geritten hat, indem er so tat, als könnte Mitleid endlos sein? Da fange ich gar nicht erst mit an. Mach dich vom Hof, du Penner und lass deine Fresse hier nicht mehr sehen".
Der Esel aber schlich sich und weinte bittere Tränen.

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