Der gute Esel
Es war einmal ein Esel, der hatte von
seinen Vorfahren bedeutende Ländereien geerbt und ein beachtliches
Vermögen. Er arbeitete fleißig und lebte sparsam und war glücklich
mit seiner großen Familie.
Da traf er auf einer Geschäftsreise
einen Fuchs, der stand am Straßenrand und schaute jammervoll in die
Welt. Der gute Esel sprach ihn an und fragte: "Was bekümmert
dich so"? Da antwortete der Fuchs: "Ja, weißt du denn
nichts von den Kriegen und Nöten überall? Nichts habe ich mehr als
ein paar Fetzen am Leib und Sorgen um die meinen in der Heimat".
Nun tat sich das Herz des Guten auf: "Komm mit zu mir, dort
kannst du bleiben. Hol deine Familie, ihr seid alle willkommen."
So geschah es, und mehr und mehr
Verwandte trafen ein. Ein neues Haus wurde gebaut, um alle
unterzubringen und noch eins und noch eins. Alle Nachbarn lobten ihn
und freuten sich mit ihm über seine guten Taten.
Doch eines Tages war das Vermögen
aufgebraucht, die Häuser mit Hypotheken belastet, die Ländereien
verkauft und der gute Esel bekam keine Kredite mehr. Seine Familie
hatte sich schon lange von ihm abgewandt und sich mit dem Tafelsilber
aus dem Staub gemacht. Seine neuen Freunde aber sprachen: "Nun,
da du nichts mehr hast, können wir dich hier nicht mehr gebrauchen,
es ist nicht mehr genug für alle da."
Er machte sich auf den Weg in ein
Nachbarland, von dem es hieß, dass dort allen Fremden und
Mittellosen großzügig geholfen werde. Dort angekommen, wandte er
sich an eine gutgewandete Füchsin mit rosigen Wangen, die gerade aus
einer eleganten Limousine stieg, mit den Worten: "Ach, hohe
Dame, zeigt Mitleid. Ich habe nichts zu brechen und zu beißen und
komme völlig verarmt von weit her." Die Füchsin aber
sprach:"Guter Esel, kennt ihr nicht die Geschichte des Esels,
der sich aus eigener Dummheit in die Scheiße geritten hat, indem er
so tat, als könnte Mitleid endlos sein? Da fange ich gar nicht erst
mit an. Mach dich vom Hof, du Penner und lass deine Fresse hier nicht
mehr sehen".
Der Esel aber schlich sich und weinte
bittere Tränen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen