Samstag, Oktober 06, 2012

Bei Osmans unterm Teppich




Familie Schmitz hat ein Problem. Ein Teil der weitverzweigten Sippe, die Schmitzisten, will zu den Wurzeln zurück und verlangt, dass alle Menschen nach den Regeln des alten Testaments leben sollen. Diese Forderung versuchen die Radikalen durch Mord, Einschüchterung, Unterwanderung und Terror durchzusetzen, Gesprächsangebote lehnen sie rundweg ab. Die Schmitzens sind verzweifelt, alle Welt zeigt mit dem Finger auf sie, der Ruf ist ruiniert. Da liest Mutter Schmitz in ihrer Tageszeitung einen Bericht über den "Tag der offenen Moschee" am 03.10.2012. Dort steht, der gegenwärtige Sprecher des Koordinationsrates der großen islamischen Verbände, Erol Pürlü, wolle "..helfen, das Bild des Islam in der Öffentlichkeit zu verbessern".
Holla, denkt sich der Schmitz'sche Familienrat, die haben doch ähnliche Probleme wie wir und deren Ansatz scheint zielführend. Also wird ein Beratungsgespräch mit dem Dialogbeauftragten des konservativen Verbandes der islamischen Kulturzentren (VIKZ) verabredet.
"Leute", sagt Erol bei Tee und Gebäck, "ihr müsst zunächst klarmachen, dass der Schmitzismus mit Schmitz nix zu tun hat. Die haben das richtige Buch falsch verstanden, daran ist aber die Gesellschaft schuld, weil sie denen nicht genügend Bildung hat zukommen lassen. Erster Punkt ist also Schuldzuweisung und Einfordern von mehr Möglichkeiten.
Zweiter Punkt ist die Korrektur des Blickwinkels: nicht der Schmitz an sich ist verkehrt, sondern seine Darstellung in der Öffentlichkeit. Gut, wenn man die Nachrichten sieht oder hört, tauchen immer wieder Störenfriede auf, die eurer Familie zugeschrieben werden. Ihr müsst das als Schreibfehler zurückweisen und die Überbringer schlechter Neuigkeiten zu deren Urhebern erklären.
Drittens darf nicht jeder Schmitz unter Generalverdacht gestellt werden, jeder ist genau so anders wie die anderen. Wenn ihr das oft genug betont und es schafft, die Erwähnung eures Namens im Zusammenhang mit üblen Geschehnissen zu unterbinden, wird sich die Öffentlichkeit mit euch vereinen. Ihr braucht dann gegen die Schmitzisten nichts zu unternehmen, was euch persönlich in Gefahr brächte und könnt die Zugeständnisse der Gesellschaft an ihre Forderungen genießen.
Zudem solltet ihr stets bemüht sein, eure eigentlich privaten zu öffentlichen Problemen zu machen, auf dass Müllers und Meiers aufhören, bei euch nach Fehlern und stattdessen diese bei sich selber zu suchen."
Pürlü, dachte sich darauf Frau Schmitz, könnte ich morgen auch mal wieder kochen, Multikulti ist irgendwie lecker.

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