Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Dienstag, Juli 19, 2011
Weissagung
Erst wenn das letzte Kraftwerk geschlossen ist und jegliche Industrie vertrieben,
wenn auch das kleinste Restrisiko ausgeschaltet und alles
bis ins letzte reglementiert, kontrolliert und eliminiert wird,
was auch nur den geringsten Anlass zu Bedenken geben könnte
bezüglich gesundheitsbeeinträchtigender Folgen,
werdet ihr feststellen, dass es verdammt hart ist
im Dunkeln zu sitzen, zu frieren und zu versuchen,
dem Boden ein paar Büschel Biomöhren abzuringen
und dass kein Volk nur von Dienstleistung existieren kann
und irgendwas mit Medien.
Voll die Dramatik
Hast du das Geräusch gesehen? Wir müssen nach Hause, Koffer packen, in die Urlaube, wo kommt der Bus? Drei Uhr, mein Gott, du armes Kind und du bist gar nicht da. Vom Stuhl gekippter Pantomime, ich will nicht mit dir reden, das sag ich dir: die Zeit läuft seitwärts aus der Uhr, ich habe das Zifferblatt gehört, wie es sich vorwärts peitscht in irrem Tempo, funkgesteuert. Statomotorisches Training, Orientierung und eine Sicherung existentieller Grundbedürfnisse, dann Abschied im Abschusskreis. Was geht denn hier ab jetzt fegt ein Besen mit den Borsten nach oben anders gesagt: die Türe zu, es zieht die Steine aus den Brettern fallen stehende Gelähmte, den Rücken gerade noch gebeugt. Wir reichten uns jetzt besser gegenseitig Nahrung an und tränken was liegt an Struktur.
Verlustig
o.t.2.0
Wir hatten über 600 Gramm montiert, unter den Sätteln, in den Klingeln, die Luftpumpen gefüllt mit dem Stoff, der Engelein zum Singen bringt. Rauchen, Schnupfen, Linie legen, sogar Trinken geht ab wie nichts gutes und eigentlich riecht das kein Drogenhund, die paar Zöllner liegen sowieso besoffen vor der Kiste und im Notfall zünden Unterstützer Feuerwerk, die Grenze brennt und ja, das Zeug ist zwar verboten, aber nachgefragt, nun gut, wir zahlen den Warlords ihre Waffen, aber die anderen wären schlimmer, sie hätten keine moralischen Bedenken. Jeder kann das Zeug ganz einfach selber herstellen, selbst Frauen könnten das, so sie denn wollten, aber es will ja keine. Wir helfen, die Blockaden zu brechen und sorgen so für Sicherheit. Auch morgen gibt es was zum Einwurf, da wird nicht Kundin gegen Kunden diskriminiert.
Ohne verletzende Absicht
Langsamer Rückzug von gewissen sicheren Ansichtspunkten
sind wir es, die gebetet haben gegen sie in Ewigkeit.
Schatten in Ketten tanzen klagend, nackt in der Nacht,
sich selbst einander als Opfergabe darzubringen,
ihre Kehlen zur Beute entblößend dem Feinde
im Innern. Ohne Fehleinschätzung der Vergangenheit
ist es am leichtesten, eine Zukunft wiederherzudestillieren,
der es nie bestimmt war, nicht zu sein.
Monokulti
Nur hier gibt es authentisches Erleben,
mit Tieren, die von Hand geschächtet werden,
wo echtes Blut fließt. Dann trommelt man
und alle singen mit, die alten Lieder
von besiegten Feinden, die Kehle durch
geschnitten und entmannt im Schritt.
Da tanzt ein jeder, macht sich lächerlich,
wenn im Refrain er seinen Niedergang besingt
und preist die Pestgeschwür, mit der er sich behängt
aus freiem Willen. So doof, dass es sogar
die Polizei erlaubt.
Kunst des Vergessens
Geflügel unter Druck
Die Richtung stimmt
Spürhunde auf den Fersen, durch ein übrig gebliebenes Waldstück zwischen unfertigen Neubauten, ein Stück den Bach entlang, der Schlamm schluckt den linken Schuh, ausgerechnet, kalt und das Hühnerauge schmerzt, quer durchs Wasser, das sollte die Spuren verwischen, einen Bahndamm hinauf, das Kläffen der Köter im Ohr. Kurz verschnaufen, orientieren, die Scheinwerfer der Nachtbaustelle für den neuen Autobahnknoten geben genug Licht, um das Ausmaß der Zerstörungen zu erkennen, hier hatte der Wirbelsturm letzte Woche am heftigsten gewütet. Alles liegt kreuz und quer, Abschürfungen, Schnittwunden, auch den zweiten Schuh verloren beim Klettern über Baumstümpfe, in die Luft ragende Wurzeln. Die Grenzen zwischen Schatten und Materie verschwimmen, der auffrischende Wind trägt knatternde Geräusche heran, Hubschrauber mit Suchscheinwerfern überfliegen das Gelände. Am Bauzaun entlang, humpelnd über Schotter, schon sind die Stimmen der Suchmannschaften zu hören: Hier! Nein, hierher! Dahinten, ein Schemen, ein Auto, geübte Griffe, fort von hier, auf Socken in die Freiheit, nichts mehr zu verlieren als ein paar Antworten.
As if
Kulturverständnisunterricht
Und was heißt denn jetzt "Taliban"?
Ja prima, Mahmud, das heißt Schüler.
Es folgt dem Herbst der Winter dann,
im Sommer wird es schwüler.
Und manchmal muss ein Volk sich doch,
was, Hildegard? Befreien,
vom Imperialistenjoch!
Wenns kalt wird, kann es schneien.
Wer hat die Schuld am bitte sehr,
wir wollen Li Si fragen,
wer trägt an solcher Schuld so schwer,
wer schickte sieben Plagen?
Das war ja wohl die Menschenheit,
die sägt an unserm Wetter.
Der David meldet sich zur Zeit:
"Klimatisch wird es phetter".
Samstag, Juli 16, 2011
Merkelspruch
Dienstag, Juli 05, 2011
Showdown
Ein zahnloser Hund liegt dösend im Schatten,
der Wind trägt Tumbleweed herum.
Indianer träumen von dem, was sie hatten,
die Flasche vor ihnen bleibt stumm.
Und in der Mainstreet gleißendem Lichte,
zeigt sich keine Gestalt.
Ein Richter verschläft die letzten Gerichte.
Im Dunkeln lauert Gewalt.
Wenn Barack mich sucht, so gebt ihm Bescheid,
ich warte vor Marys Saloon.
Mit der Hand am Colt, zum Shootout bereit,
die Zeit ist reif für High Noon.
Schrottilla
Von der Weltgeschichte beleidigt spielen Vetteln dritten Grades
Reise nach Jerusalem und ihr habt keinen Stuhl im Meer.
Oben auf dem Altherrenverdeck geloben Freunde des zu heißen Bades,
Schadensanrichter, Scharfwortedichter, dass sie sehr, so sehr,
beinahe plemplem, sich auf die sichere Seite der Opfer sehnen.
Von jenen kann es nie genügend geben und einmal mehr,
auf der Route zur Revolution (das Endergebnis kennen wir schon),
leert sich die Rampe nach Nirgendwo. Seefahrt ist schwer.
Holt die Jungs heim!
In Kunduz, um die Mittagszeit,
ist die gesamte Truppe breit.
Der Webel liegt bekifft im Feld,
um ihn herum versinkt die Welt,
gehüllt in eine Fahne
aus prima Schwarzafghane.
Ein Großteil der Soldaten
verfiel den Opiaten.
„So dankt der Talibane
für Frieden und Banane!“
- Herr Führungsoffizier
seufzt in sein zehntes Bier.
Der Leutnant stopft die nächste Pfeife,
parfümiert mit Rosenseife.
Hängt sich, im Delirium,
eine graue Burka um.
Da er nun mehr friedlich denkt,
hat er sein MG verschenkt.
Dem höchsten General,
ist alles scheißegal.
Wenn er das Nachtischchillum pafft,
fehlt ihm für weiteres die Kraft.
Statt Feinde zu besiegen,
bleibt er noch etwas liegen.
Doch heimwärts die Soldatenmaus,
sie weint sich ihre Äuglein aus.
Denn von der Post, die kommt von dort,
versteht sie nicht ein halbes Wort.
Ein einziges Gewaber,
ein Ohnesinngelaber.
Denk also dran, Braut des Gemeinen:
halt ihn besser hier, den Deinen!
Wenn er erst in Kunduz ist,
er bestimmt auch dich vergisst.
Entrückt aus dieser Welt:
„Verschwand bedröhnt im Feld.“
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