Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Samstag, Juni 05, 2010
Unsere Fahnen flattern uns voran
Es ist der vierte Juni, ein wunderbarer Frühlingstag, Grund, den Matjesmarkt in Deutschlands Matjeshauptstadt Nummer eins, Duisburg, zu besuchen. Hier, im einstigen Niederzentrum des Oberrheins, wo selbst Ein-Euro-Shops die Preise halbieren müssen, fand eine Demo der Partei "Irgendwie Links" statt gegen, na was wohl, den "brutalen Überfall eines israelischen Militärkommandos (Zitat Flugblatt)" usw. In der Hoffnung, einen Auftritt meines Privathelden "Hermann of Arabia" Dierkes zu erleben, begab ich mich zum Kundgebungsort, nebst geschätzten 300 Demonstranten. Nachdem sich alle fein in Weibchen und Männchen sortiert hatten und Transparente und Fahnen entrollt waren, gingen die verschiedenen Ansprachen leider auf Grund mangelhafter Ausrüstung (nur eine Box, die anderen waren wohl schon nach Gaza verschifft) und allgemeiner Geräusche unter. Das einzige, was ich zum Schluss der Rede irgendeiner Linksfrau verstehen konnte, war: gerechter Friede.
So nutzte ich die Zeit zum photographieren diverser Fahnen und zu einigen Gesprächen. Ich fragte einen ca 10jährigen Jungen, was denn wohl auf der über ihm wehenden, Arabisch bedruckten Fahne stünde. Er: keine Ahnung. Sein Vater: was mit Palästina? Ich: vielleicht was mit Coca Cola?
Ein freundlicher Polizist erklärte mir, dass er sehr wohl wisse, dass die grünen Fahnen die der Hamas seien, aber dass man die nicht so einfach da raus holen könne, da das anwesende Publikum recht emotional sei. Man würde aber dokumentieren. Es wäre andererseits nicht empfehlenswert, mit anderen Flaggen aufzuscheinen.
Dann ging die Demo los, Richtung Hochfeld (da stand früher mal das Siechen- und pesthaus). Vorneweg ein Grüppchen grauer Genossen und hennaroter -innen, hintendran die Massen, die allerdings nicht wussten, dass sie geführt wurden auf den Pfad der "Hoch die Internationale". Die Freunde aus dem nahen Osten hatten ihre eigenen Parolen: Tod den Faschisten, Krieg dem Krieg. Intifada bis zum Sieg. Im Zusammenhang: Israel-Agressor-Vernichtung. Frauen- kinder- massenmörder (wahlweise Kinderschänder) Israel. Al Mawt li Israel (Tod für Israel). Kahrolsun Israel (Verdammtes Israel) und dann eben noch das normale: Tekbir Allahu akbar (Allah ist größer als alles andere und komm mir jetzt keiner mit: damit meinen die doch auch alle anderen Götter).
Auf die Frage, ob er denn mit diesen immer lauter und schriller erschallenden Rufen einverstanden sei, erwiderte mir einer der Linksveranstalter, er könne nicht alles hören und er würde nicht sortieren und danke, das genügte mir.
Die Schlussveranstaltung fand dann unter dem Banner der Dev-Genc auf den Stufen der evangelischen Pauluskirche im Multikulti-Stadtteil Hochfeld statt. Nach den obligatorischen Allahu-akbar etc pp-rufen las ein Grauen noch eine Grußadresse von irgendeinem anderen Grauen vor, die in den Worten gipfelte: Für das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser.
Anscheinend hat der Mensch schon immer Drogen benutzt zur Enthebung und eines der ältesten Präparate ist der Antisemitismus. Nachdem die Versorgung mit diesem Produkt über Jahrzehnte zu wünschen übrig ließ, gibt es jetzt die Version 2.0 auf dem Markt: den Antizionismus. Doch auch dieser Rausch hat Nebenwirkungen: Schaum und -redefluss, Pogrompartybereitschaft, allgemeines Verblassen eines kaum vorhandenen Intellekts. So schreibe ich euch ins Poesiealbum:
Macht dir das Leben keinen Spass,
versuch es mal mit Judenhass.
Ich bin mir sicher, unsere Stadt schafft auch noch den Titel Antijude Deutschlands.
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