Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Dienstag, Juni 23, 2009
Deutschland zur Auswahl, Teil zwei
Den Grünkandidat von Berlin
betrafen zwei derbe Tritt' in
sein grünes Gemächt.
Erst wars ihm nicht recht.
Jetzt geht er als Kanditatin.
Die Bibelgetreuen MeckPomms
verteilen gelöcherte Fromms.
Zur Heidenbekehrung,
zur frommen Vermehrung.
So lobe den HERRN wenn du komms'.
In Bayern völlig unbekannt:
der Südschleswigsche Wahlverband.
Hier fehlt es an Dänen,
und keiner weint Tränen
um den verlorenen Meeresstrand.
Schleswig-Holstein, Meerumflossen,
willst du wirklich die Genossen?
Vollbart, grau wie alter Schnee,
trägt der Mann der DKP.
Seehundreihen fest geschlossen.
Montag, Juni 22, 2009
Fremd, nie
so nicht
Dienstag, Juni 16, 2009
Marschbefehl
Pack deinen Bleistift ein und deinen Block, Poet.
Zwäng dich in enge Stiefel aus Metaphern.
Auf gehts ins Wortfeld, in ein letztes Gedicht.
Schon schreibet der Feind, verschone ihn nicht,
beschieß ihn mit Kadenzen und Sentenzen.
Zieh deinen Lorbeerkranz tief in die Stirn, Poet,
wenn Versschrapnelle um die Ohren fliegen
und Kameraden aus dem Metrum fallen.
Bleib stark. Und denk daran: Du schreibst mit allen
Zeilen Geschichte, nicht nur Gedichte.
Nordisk
Wir liebten uns zum letzten Mal
im Ikea-Hochregal.
Du warst etwas durcheinander,
nanntest Knut mich und Wallander,
botest dich mir nackend dar,
griffst an meine Köttbullar.
Auf dem Gutvik-Kletterbett,
stieg mein Larsson, hart und fett.
Du, so schön wie Kopenhagen,
Wasa, Wasa, hört mein Klagen.
Morgens warst du, ohne Wort,
schon in Schonen, einfach Fjord.
Unwir
Lyrisches Ich, ein Penner, ein Säufer -
gottverlassener Hurenbock.
Glaub ihm kein Wort.
Lügner, Betrüger, selbstüberheblicher
Händler geschwindelter Identität.
Ich bin nicht ich bin nicht du Verräter
an Arbeit der Sedimentlosigkeit.
Korrumpator, mit Tarnen und Täuschen,
fädelst du mich in ein Werk
aus Versehn.
Samstag, Juni 13, 2009
Schönes Spiel
Es heißt "Vermögen versenken", einfache Regel:
Man muss nur verschenken, was man nicht hat.
Was man nicht hat, das darf man sich holen.
Natürlich gesetzlich, sonst wär es gestohlen.
Man kann besteuern, was es gibt und was nicht -
warum nicht einfach die Steuern besteuern?
Das Wetter, den Wind, die Liebe, das Licht,
man könnte fiskalisch das Denken verteuern.
Man sollte jedoch immer lauthals beteuern,
dass man nichts anderes tut als die Pflicht.
Die Pflicht, zu verteilen, was jeder benötigt,
verzehren ist gut, doch vermehren von Übel.
Mit Schmerzen zu geben wird jeder genötigt
und wer nicht mehr kann, der landet im Kübel.
Am Ende des Spiels, so kann man sich denken,
gewinnt, wer das höchste Vermögen versenkt.
Der Sieger darf die Verlierer belenken
und kriegt zudem auch noch Schulden geschenkt.
Radical chique
Ein mancher würde gerne manchmal Nazis kloppen,
so er denn wüsste, wo man welche fände.
Dann malt er eben ein Plakat: Faschisten stoppen!
Er stellt sich quer, wo leere Toren Steinar shoppen,
und sprüht dort frische Sprüche mutig an die Wände.
So mancher würde Nazis manchmal gern verkloppen,
mit Feudeln auf den Köpfen Bürgersteige moppen,
doch leider kriegt man sie nur selten in die Hände.
Dann schreibt man eben auf ein Klo: Die Faschos stoppen!
Und sowieso lässt man sich nicht vom Anschein foppen:
wer Nazi ist, bestimmt man immer selbst am Ende.
Ein mancher würde manchmal gerne Nazis kloppen.
Sie mit saloppen Sprüchen dissen, bis sie droppen,
sie umerziehn, auf dass sich ihre Ansicht wende.
Dafür malt man Plakate: Die Faschisten stoppen!
Und tönt beim Noppenpoppen wie beim hoppen:
Hol' sie der Teufel heim ins Reich, dass er sie schände.
So mancher würde wirklich gerne Nazis kloppen.
Doch reicht ihm ein Plakat: Faschisten stoppen!
obenunten
Man wollte immer schon mal einen Berg bedichten,
von Majestätik schreiben und vom Alpenglühn.
Berichten von den angefallenen Geschichten,
sich um der Felsenquellen reinen Reim bemühn.
Vergeigt, vorbei, das Thema ist schon lang verschissen.
Der Gipfel, den man einstmals glaubte, anzusehen,
hat sich im Lauf der Diskussionen arg verschlissen.
Es ist viel schwieriger, Bergab- statt auf zu gehen.
Im Tal ertönt das ganze als Maschinenkrachen,
verschüttet Wälder, Felder, Moor und stolze Städte.
Durch Unterholze hallt ein schrilles, irres Lachen.
Wir sahen schon so oft vorher, was jetzt passiert.
Es nähm sich das Gebirge, was es gerne hätte,
doch niemals hat es sich im Nichts reproduziert.
Deutschland zur Auswahl, Teil zwei
Samstag, Juni 06, 2009
Deutschland zur Auswahl, Teil eins
Dem Linkskandidaten aus Sachsen
ist plötzlich ein Bärtchen gewachsen.
Mehr bräunlich als rot,
oh Schockschwerenot.
Jetzt klebt ihm der Scheiß an den Haxen.
Herr Sozi aus Nordrhein-Westfalen
litt unter den schrecklichsten Qualen.
Er suchte nach Lügen,
sich selbst zu betrügen
und die, die zur Wahl ihn empfahlen.
Ein Republikaner aus Hesse,
der wollte gern Ausländer fresse.
Er fand nur Migranten
und Assimilanten.
Ey Alder, des kannsu vergesse.
Ein Schleswig-Holsteiner Christdemokrat,
hatte zur Lösung die Rettung parat.
Für alle Beschwerden
der Menschheit auf Erden:
Den ewigen Helmutverkohlapparat.
Freitag, Juni 05, 2009
Reimelle
Ich mag den kleinen Bastard lustig und gemein,
im Paar, gekreuzt und (warum nicht?) auch binnen.
Er muss noch nicht mal sauber sein, der Reim.
In Klassisch ist er oftmals ganz besonders fein.
Modernisiert verwirrt, gebrochen und von Sinnen,
ich mag den alten Bastard. Miese und gemein
ist er willkommen. Und außerdem, um eher ernst zu sein,
kommt er gelegen. Wenn die Dichter Feines spinnen,
dann muss er nicht mal sauber sein, der Reim.
Selbst wenn so mancher sagt: das ist doch nur Gebein,
die Art von Lyrik schied vor Zeiten schon nach hinnen,
ich mag den ollen Bastard ernsthaft und gemein.
Er wirkt (wenn er denn wirkt) auf mich bei Kerzenschein,
mit Rotwein, ohne, ist egal, ob draußen oder drinnen.
Selbst wenn er nicht ganz sauber ist, der Reim.
Ob an die Wand geschmiert, gemeißelt in 'nen Stein,
mehr virtuell gestickt, ob fein erstellt auf Linnen:
Ich mag den kleinen Bastard lustig und gemein.
Er muss noch nicht mal sauber sein, der Reim.
Schatzsuche
Wir drangen immer tiefer in den uralten Wald vor, geführt von einem Einheimischen, ohne dessen Hilfe wir schon lange rettungslos verloren wären. Es gab keine Wege, nur Farne, Sträucher und riesige Bäume, deren dichtes Blätterdach kaum einen Lichtstrahl durchscheinen liessen. Überall tönte Leben, ein ständiges Surren, Pfeifen und Heulen, das besonders nachts beängstigend wirkte. Je weiter wir voran kamen, desto ängstlicher wurde unser Führer, schaute sich ständig um und zuckte bei jedem knacken eines Zweiges zusammen.
"Das ist kein guter Ort" hatte man uns im letzten Dorf am Rande des Dschungels gewarnt, "böse Geister überall." Egal, wir glaubten nicht an Spuk und Hokuspokus, uns zog die Suche nach der Wahrheit hinter uralten Legenden. In einer Handschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert hatte ich eine Karte gefunden, mit einem X an der Stelle, auf die wir uns stetig zubewegten. Hier sollte sie sein, die goldene Stadt, voll unermesslicher Schätze, geheimer Inschriften und nie gesehener Wunder. In der gewaltigen Thronhalle hatte damals der allmächtige König geherrscht und nach Menschenhirnen verlangt, um sie rituell zu verspeisen. So lauteten jedenfalls die Sagen, aber aktuell beschäftigten uns mehr die Mücken und anderen Blutsauger, die mit jedem Schritt in den Urwald an Größe zuzunehmen schienen.
Am Morgen des vierten Tages kamen wir zu einer Lichtung, in deren Mitte mehrere Statuen standen, die im Zwielicht zu leuchten schienen. Ein schwarzes Leuchten war es, wie Holz, das Dunkelheit ausstrahlt, ähnlich der Grillkohle. Unser Führer wurde aschfahl, stieß einen lauten Schrei aus und brach zusammen. Es gelang uns nicht, ihn wieder zur Besinnung zu bringen, seit drei Tagen und Nächten schleppt er sich auf Händen und Knien um die Lichtung und stösst dabei unverständliche, kaum mehr menschlich zu nennende Laute aus. Wenigstens hält dies die wilden Tiere fern, die wir nachts in den Bäumen hören.
Der Rückweg bleibt uns versperrt, die Vorräte gehen zur Neige und zu trinken haben wir nur die Feuchtigkeit, die von den Bäumen tropft. Gesten früh erschien eine Gestalt am Rande des Dschungels und beobachtete uns stundenlang. Schließlich winkte sie und Wilhelm, der schon immer schwache Nerven hatte, folgte ihr wie eine Marionette. Er murmelte ständig etwas von "Holz holen, schwarzes Holz holen, Kohlen für die Glut holen" und verschwand zwischen den Büschen. Wir haben nichts mehr von ihm gehört und warten voller Angst darauf, dass der Schemen wieder erscheint und den nächsten von uns zu sich ruft.
Wenn Otter zu sehr dichten (Remix)
Karl Otter kam aus Ilmenau,
war immer nett zu seiner Frau.
An jedem Mittag gab es frisch
fünf Forellen auf den Tisch.
Nur eines lag ihm schwer im Magen,
er konnte ihr nichts Liebes sagen.
Wie er sich mühte, klang der Satz:
"Ge..Ge..liebter Sch..Sch..Schatz".
Er dachte sich, so geht das nicht,
und darum schrieb er dies Gedicht:
Ich mag an meiner Alten
das graue Fell,
die feinen Falten.
Und ihren kleinen Bauch,
den mag ich auch.
Verärgert verließ ihn die Otterfrau,
jetzt sitzt er alleine in seinem Verhau.
Alternatives Happy End:
Wie die Otterfau sich freute!
Glücklich sind die zwei noch heute.
Mein Gott
Mein Gott ist ziemlich schnell pikiert,
wird er bezweifelt, kriegt er Krisen.
An Fragen ist er gar nicht interessiert.
Sofort ist die Gemeinschaft alarmiert
und stürzt sich auf die frevlerischen Fiesen.
Mein Gott ist ganz schön schnell pikiert.
Doch was er immer gerne akzeptiert,
sind fromme Lobeshymnen, nicht Sottisen.
An Fragen ist er niemals interessiert.
Was wäre in der Welt nicht noch passiert,
ohne diesen unbezweifelbaren Riesen?
Mein Gott ist immer schnell pikiert.
Wer etwa gegen ihn argumentiert,
wird ewig aus dem Paradies verwiesen.
An Fragen war er niemals interessiert.
Er hat schon ganze Völker massakriert,
die falsche Namen, nicht den Seinen priesen.
Mein Gott ist immer gleich pikiert,
an Fragen ist er gar nicht interessiert.
Kunduz (Remix)
In Kunduz, um die Mittagszeit,
ist die gesamte Truppe breit.
Der Webel liegt bekifft im Feld,
um ihn herum versinkt die Welt,
gehüllt in eine Fahne
aus Eins-A-Schwarzafghane.
Ein Großteil der Soldaten,
verfiel den Opiaten.
„So dankt uns der Afghane,
für Frieden und Banane!“
- Herr Führungsoffizier
seufzt in sein zehntes Bier.
Sein Leutnant stopft sich eine Pfeife,
geschmacksverstärkt mit Rosenseife.
Dann hängt er, im Delirium,
sich eine blaue Burka um.
Und da er nun mehr friedlich denkt,
hat er bald sein MG verschenkt.
Dem höchsten General,
ist alles Scheißegal.
Wer morgens schon zwei Chillums pafft,
dem fehlt ihm für weiteres die Kraft.
Statt Feinde zu besiegen,
bleibt er noch etwas liegen.
Doch heimwärts die Soldatenmaus,
sie weint sich ihre Äuglein aus.
Denn von der Post, die kommt von dort,
versteht sie nicht ein halbes Wort.
Ein einziges Gewaber,
ein Ohnesinngelaber.
Denk daran, Braut des Gemeinen:
Besser halt ihn hier, den Deinen!
Weil, wenn er erst in Kunduz ist,
er ganz bestimmt auch dich vergisst.
Entrückt aus dieser Welt:
„Verschwand bedröhnt im Feld.“
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