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Donnerstag, März 27, 2008
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Nach kurzer Zeit hatte er gemerkt, dass eine Gegenwehr zwecklos war, ließ die Schläge auf sich niederprasseln und versuchte nur noch, Gesicht und Unterleib zu schützen.
Die beiden hatten vor der Disco gestanden, anscheinend nicht erwünscht. Ziemlich berauscht, war er an ihnen vorbeigegangen auf dem Weg zum Parkplatz. Klar, eigentlich sollte er nicht mehr fahren, noch nicht einmal sich hinters Steuer setzen. Er hätte sofort das erste Taxi nehmen sollen, aber im Wagen lag noch eine Flasche Chianti. Nach dieser erfolglosen Nacht sollte sie seine Trösterin sein. Er war mit seinen Freunden herumgzogen, erst hatten sie lecker gegessen und zu viel getrunken, dann waren sie hier gelandet, in einer ziemlich üblen Kaschemme auf dem Hügel vor der Stadt. Seine Versuche, zu später Stunde noch eine Begleiterin zu finden, waren an den Folgen von zu viel Wein gescheitert. Die einzige Frau, die bereit gewesen war, auf seine Werbeversuche einzugehen (Magda? Maria? Lena?) hatte sich gegen drei Uhr mit ihren Freundinnen aufgemacht. Um fünf war ihm dann auch klar, dass nichts mehr laufen würde, so hatte er sich von seinen Kumpeln verabschiedet, mit Umarmung und Wangenküsschen.
Und dann waren die zwei über ihn hergefallen, wortlos, wütend, sie schlugen und traten ihn, obwohl er schon auf dem Boden lag. Die zwölf Stufen zum Parkplatz war er noch hinaufgetaumelt, unter ihren Hieben. Es fühlte sich an, als würden sie etwas aus Holz benutzen, vielleicht aus einem Gartenzaun herausgebrochen. Oben angekommen, erbrach er sich, ein saurer Geruch mischte sich mit dem Geschmack von Blut auf seiner Zunge.
Schließlich liessen sie von ihm ab, schwer atmend. Sie waren wohl erschöpft, nahmen ihm noch alles von Wert ab und beschwerten sich über den Gestank, den er verströmte. Sie warfen ihm das mit Stacheldraht versehene, kreuzförmige Gebilde, mit dem sie ihn geschlagen hatten, an den Kopf.
"Schlaf gut, du langhaariges Arschgesicht", hatten sie ihm zugerufen, als sie sich in die Morgendämmerung aufmachten.
Nun lag er hier, innerlich und äußerlich zerbrochen und musste komischerweise an seinen Vater denken. Obwohl seine Situation keineswegs lustig war, war ihm fröhlich und warm zumute. Er dachte voller Zärtlichkeit an ein Wiedersehen. Er stöhnte laut und fiel in eine befreiende Ohnmacht. Er träumte einen äußerst lebhaften Traum, von einer langen Fahrt und einer glücklichen Rückkehr.
Er stand auf und ging heim.
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