Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Sonntag, Februar 24, 2008
Freitag, Februar 22, 2008
O, B
Los, komm, wir rennen um die Wette,
um die Erde.
Der erste in Connecticut gewinnt.
Wer schneller als der Wind beginnt,
wird nicht im Regen nass.
Auf einem Bein gehüpft bis in die Wolken,
nur zum Spaß,
erfinden wir zweihundert neue Sprachen,
von denen jedes Wort ein O ersinnt:
Obi, Oba, Obambara,
zurück auf Start, ich war
schon lange vor dir da.
Mittwoch, Februar 20, 2008
Freie Wahl
Strassen in warmem Sonnenlicht, die Trottoirs gepflastert mit polierten, perfekt zugeschnittenen Platten aus Granit. Eine fröhliche Menschenmenge in maßgeschneiderten Kostümen und passenden Anzügen, viele tragen Tüten mit farbenfrohen Aufdrucken. Die Schaufenster zeigen die neuesten Kreationen, die letzten Erfindungen, alles geschmackvoll dekoriert. In Terrakottatöpfen blühen bunte Blumen, von Gärtnern liebevoll gepflegt. Futuristische Fassaden, spiegelnde Glasflächen, dazwischen renovierte Jugendstilvillen in Stadtgärten. Kleine Parks und Plätze laden zum Verweilen ein auf grünen Holzbänken, von Springbrunnen glitzernde Wasserfontänen, Vogelsang an Teichen.
Über den gepflegten Belag der Fahrbahnen rollen elegante, pastellfarbene Limousinen, nahezu lautlos. Durch Fachleute programmierte Software regelt und lenkt, alles fließt, gleitet. Selbst ein hohes Verkehrsaufkommen bereitet keinerlei Probleme.
Ich laufe seit Stunden, verzaubert vom Charme dieser Stadt werde ich nicht müde, ihre Wunder zu schauen. Allmählich schiebt sich ein Schleier vor die Sonne, das Licht wird fahler, erst etwas Ocker, dann in ein Violett changierend. Die Bürgersteige werden schmaler, der Verkehr nimmt zu, im Bodenbelag zeigen sich feine Risse, von den Fassaden der grau gewordenen Häuser bröckelt der Putz, in den Rinnsteinen der von Schlaglöchern übersäten Strassen fließt eine ölige Flüssigkeit, aus zerborstenen Waschbetonkübeln hängt verdorrtes Unkraut, der Weg führt zunehmend hinab. Die Dunkelheit nimmt zu, schon ist eine Hälfte des Himmels von sternlosem Schwarz bedeckt. Hinter den dichter werdenden Dunstschleiern wabert kaum sichtbar ein blasser Halbmond, die Straßenbeleuchtung schafft es nicht, durch die Schatten zu dringen. Über ungleichmäßiges Kopfsteinpflaster stolpere ich weiter, durch enge Gassen, in denen sich windschiefe Gemäuer eng drängen, die Luft wird dicker und ein Geruch nach Fäulnis und Verwesung zieht auf, gemischt mit Abgasen und dem Rauch von Schornsteinen, die sich über halb verfallenen Fabriken erheben. Eine farb- und formlose Masse von Menschen zieht mich weiter hinunter, hinein in einen niedrigen Durchlass, abgetretene Treppen führen steil bergab, ein Weg zwischen roh behauenem Gestein führt abwärts, ich finde mich wieder in einer unterirdischen Halle von unermesslichen Ausmaßen.
Ich werde hinein geschoben in eine hin- und herwogende Menge, ich höre einen anschwellenden Gesang: "Töte meinen Dämon! Töte meinen Dämon!"
Flutlichter strahlen auf, blendend, beleuchten eine Figur auf einer Plattform, ein Mann wird sichtbar, gekleidet wie ein gut situierter Geschäftsmann. Ich zähle sieben Strahler, die ihn gleichmäßig ausleuchten, er wirft Schatten zu allen Seiten, um ihn herum sieben Lanzen, in den Boden eingelassen, auf denen Köpfe aufgespießt sind, erschreckte Fratzen in grellem Schein. "Köpfen und pfählen," schreit der Illuminierte, "Köpfen und pfählen!" antworten wir, eng zusammengerückt gegen die Dunkelheit. "Da sind sieben", tönt es, "sieben Dämonen. Feigheit, Faulheit, Aberglaube, Tücke, Unwissenheit und Desinteresse. Der schlimmste aber, das Oberhaupt, ist das absolute Wissen. Befreit euch von euren Dämonen. Köpfen und pfählen"! Ein ohrenbetäubender Schrei gellt auf, ich quäle mich durch die Menge, hinauf, lege ein Gelübde ab, empfange mein Schwert, mein Gewand, die Lanzen.
Ich werde Dämonen jagen.
Donnerstag, Februar 14, 2008
Schluss mit lustig
Kling und Klang
die beiden,
mochte jeder leiden.
Wenn sie in die Höhe sprangen,
klingend Kling und Klang erklangen,
wurden Seelen weiter,
Ernste wurden heiter,
Dümmere gescheiter
und so weiter.
Bis eines Tags,
zur Mittagszeit,
ein Missklang ertönte,
ein Missklingen höhnte:
Vorbei die Wohlklinklangelei.
Sauer jedes Wort,
traurig ward der Ort,
öde war es dort
und so fort.
Im Pfefferland
Letztes Verstrahlen versterbender Sonne,
Scheibenscherbenspiegelnde Bausatzruine.
Gerippe geraten in Rage auf Liegestühlen.
Die gleiche Geschichte so oft schon erzählt,
dass keiner mehr weiß, ob ein Wort davon stimmt.
Und in eingefangenen Gärten regieren Paradiese
einiger Alleinanliegereinbahnstrassen.
Es führen Gläser sich zu Mündern,
bis man aus ihnen bricht:
An unsren Ufern nisten Nattern unbehelligt
von dem, was fern die Welt bewegt.
Frei ist der Frosch auf seiner Leiter.
Auf Achse (Pic by Rydiger)
Wir waren schon seit Tagen unterwegs, langsam füllte sich das Wageninnere mit Müll. Schokoladenpapiere, Tüten für wiederbelebte Brötchen, Bierdosen mit exotischem Aufdruck kullerten, kugelten sich und ergossen ihre Restbestände über die Rücksitze. Wir hatten die Fenster heruntergekurbelt und qualmten eine nach der anderen, obwohl wir auf einer Nichtraucherautobahn unterwegs waren.
Bestimmung irgendwo.
Die extra aufgezogenen Altreifen wirbelten Feinstaub in die Luft, der Auspuff verströmte Russpartikel. Irgendwie war es uns gelungen, aus Altöl, Plastiktüten und Benzin Diesel herzustellen. Ständig fuhren wir schneller als die erlaubten einhundert Kilometer und waren noch jeder Kontrolle entgangen, da unser Wagen, mit Aluminiumfolie umwickelt, unter dem Radar flog. Irgendwann, das war uns klar, würden wir unser Lager in der mecklenburgischen Wüste anfahren müssen, um unser Gefährt neu zu betanken. Die Abfahrten waren am gefährlichsten, an den Seitenstreifen warteten Schnellstrassenmarder auf zu langsame Fahrer oder unbestechliche Polizeiroboter. Und wir konnten Sinn und Zweck unserer Fahrt nicht nachweisen.
Aber der Spaß war es uns wert. Einfach so auf der Straße, die Musik am Anschlag, die Scheinwerfer aufgeblendet, Asche im Wind hinter uns. Wie lange das noch gut gehen würde, war uns doch egal.
Muttersprachlos
Freitag, Februar 08, 2008
Beziehung
70er
Auf den Bänken sitzen Leichen,
vor der Zeit schon abgetreten,
werfen Enten in den Teichen
voll mit Krumen, unerbeten.
Kommt Ulrike, weiß es besser:
Seht, der Spaß ist längst vorbei.
Und Andreas, mit dem Messer,
ritzt Parolen: Schießt euch frei!
Dieses sei das frische Diktum:
wie man weiß, der Vietcong,
ist der neue Mensch und punkt um,
schmeißt euch runter vom Balkon.
Leider steht dem neuen Ganzen
stets das Alte quer im Wege.
Die Verhältnisse zum Tanzen
bringt nur die Pistolenpflege.
Doch, oh weh, es nimmt kein Ende,
mit der Revoluzzerei.
War wohl nix mit Fisch im Wasser
und der Spaß ist längst vorbei.
(Für Horst Mahler, der den Weg konsequent zu Ende geht)
Montag, Februar 04, 2008
sinn los
Sonntag, Februar 03, 2008
Aggressive Investoren
Hoch die Hyazinthe
ohneschuld
Wir haben unsre letzte Chance grandios vertan,
Gewinnerwartung in ein Nichts geschlagen,
als wir uns einigten, dass nichts uns einig finden wird.
Da fanden alte Helden Tod in hohen Hallen,
es klang hernieder die Vergangenheit des Seins,
wir waren nie aktiv als Täter, sondern passiv Opfer.
Gib du mir deins,
ich geb dir meins.
Wir sind Ruinen, auferstanden.
Explosionszeichnung "Nyfiken"
In einer Wohnung sitzt ein Mann
bei dreizehn Flaschen Öl,
der überhaupt nicht zeichnen kann
und malt nach dem Geföhl
ein Trittbrettleiterhöckerchen,
zerlegt es dann in Stücke,
erstellt die Auf lei an bei tung
er denkt sich voller Tücke:
wer dieses Dings zusammenbaut,
verdient den Garten Eden,
und wenn er den Verstand verliert,
kommt er zu uns nach Schweden.
Fragen über Fragen
Können Frikadellen denken,
lesen Bücher mehr als wir,
lassen sich Geköpfte henken,
wieviel blutet ein Vampir?
Träumen Schafe von der Schere,
braucht die Welt ein Retterlein,
wer wär ich, wenn ich nicht wäre,
friert bei Frost der Sonnenschein?
Welcher Gott hat Gott gemacht,
glaubt der Motor an Benzin,
weint ein Witz, wenn nicht belacht,
braucht ein Toter Medizin?
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