Donnerstag, Januar 10, 2008

Lyrischer Alptraum





Ich fand mich gestern Nacht gezerrt vors Traumgericht,
ein hoher Saal. An einer langen, dunklen Tafel,
saßen vor mir, mit verschleiertem Gesichte,
in schwarzen Roben, schmuck behangen, sieben Damen.

"Nicht, was sie taten, sondern was sie unterließen",
so fauchte mich die dunkelste der Schwestern an,
"ist Grund für die Verhandlung. Denn Sie verstießen
schon gestern gegen Regeln, die noch nicht erlassen.

Wir hassen die Gedichte, die sie schrieben und
auch ihre Dramen. Und ihre Strafe hierfür kann,
nach einigem Verhandeln, nicht anders heißen:
Wir werden sie in einen kleinen Fisch verwandeln,

dann schmeißen wir sie weg in ein Aquarium.
Dort schwimmen sie auf ewig stur im Kreis herum.
Stumm büßend für ihr elendes Geschwafel".

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