Dienstag, Juli 31, 2007

Tour de L'age



Ach, so lang hab ich gezögert,
weil, mir war nicht wirklich klar,
was an einem solchen Dingens
wirklich wichtig und bedeutend
für mein Fortbewegen war.

Hätt' ich früher nur begriffen,
dass der Sinn des Fortschritts löge,
im Ergreifen aller Mittel, aller
Hinfallsauferstehungstitel,
legte ich mich auf die Nase,
bis der Arzt den Füller böge.

Jetzt steh ich nervös am Starte,
mein Rollator ist gedoped.
Warte, warte auf das Zeichen,
lachend roll ich über Leichen,
wenn das Stechen erst beginnt.

Mare nostrum



Oh ja, ich will auf jeden Fall,
mit dir ans Meer, nach Portugal,
Italien oder Griechenland, egal.
An blaue See, den warmen Sand
zwischen meinen Zehen spüren,
langsam die Gespräche führen,
höchstens mich zum Baden rühren.

Mittags zischen wir zwei Biere,
dann Siesta bis um viere, danach
wolln wir garnichts tun, außer
uns mal auszuruhn.
Abends lass uns lang aufbleiben,
Karten schreiben, lesen, malen,
bis sich dann der Sterne Licht
wirbelnd in den Wellen bricht.

Komm, noch ist es nicht zu spät,
auf die Mittelmeerdiät zu gehn,
los, wir ziehen alle Stecker
und verstecken unsre Wecker. Dann
wolln wir wohl auf Wellen reiten,
Möwenschwärme Flugbegleiten,
hörn dem Wind beim Wispern zu,
nur du und ich. Und? Möchtest du?

Wahl



Grau sind wir geworden
neben der Zeit
unter Brücken aus Asche.
Auf Zügen,
in die wir uns geleiten.

Geblendete OrangenSonne,
die Augen schmelzen,
wir schleppen uns mundlos
aus den Höhlen.
Städte verblassen Menschen.

Die Glocken türmen sich.
In die Hände
der warmen Maschinen
geblasene Stürmer,
liefern wir einander aus.

Donnerstag, Juli 26, 2007

Des Dichters Klage



Ihr hohen Herrn und Damen auch,
weit weg in Brüssel und Berlin,
wir fordern Gleichberechtigung,
sonst legen wir die Griffel hin.

Ein jeder Kleintierfreundverein
kriegt heute reichlich Subvention -
und wir? Euch scheint für Dichters' Müh
ein Lob genug zu sein als Lohn.

Wir fordern Unterstützung ein,
zehn Euro wolln wir pro Gedicht.
Doch sollten es schon fünfe sein,
ansonsten ziehn wir vor Gericht.

Empört uns nicht, sonst lassen wir,
lang uns nicht mehr von euch lenken.
Erhöret uns, ihr werdet sehn,
Silben, die wir euch verschenken.

Nebenhalbsatz



Bedingt bewusst umklammert uns ein Bild,
in das wir reißen eine Form, um uns zu bestehen,
in Schleiern, die sich aus uns bilden, dann verbinden.

Vergehen sie im Licht der Nacht, wenn Möglichkeiten,
sich reiben an den Kanten einer harten Welt?
Erhalt uns wild die Ahnung eines Kampfes,
der täglich lebt im Angesicht der Frieden,
in denen wir beständig untergehen.

Es taucht aus Strudeln ein bewusstes Bild,
in dem wir, reisend, seine Form verstehen.
Ein Nebenabglanz, andrer Held, der zärtlich ist
den Lahmen und den Blinden.

Vorsilbig




Nimm das Ge
von den spenstern.
Streich das be
aus dem drückt.
Gib dem F
der reude Platz.
Sonst wirst du noch v
errückt.

Steig im B
als allon
d wie auerhaft
davon.

Trenn das T
von der rauer,
lass das De
aus der pression.
Me ist ohne
ein lancholisch,
L plus iebe,
ge und glückt.

Feuersalamander



Als stur bekannt, von alters her, sind Feuersalamander.
Sie brennen nicht, egal wie sehr, man reibt sie aneinander.

Mittwoch, Juli 18, 2007

Vielleicht



Endlich muss der Krieg doch enden,
ewig kann er nicht bestehen.
Wenn wir Worte wieder fänden,

legten Waffen aus den Händen,
die uns zwingen, zu verstehen.
Schließlich muss der Krieg sich enden.

Auf den rußgeschwärzten Wänden,
blasse Silben, die vergehen:
Wenn wir Worte wieder fänden.

Halbverbrannt, in alten Bänden,
kaum zu lesen, kaum zu sehen:
jeder Krieg wird einmal enden.

Wenn wir endlich Hoffnung spenden,
neue Wege zu begehen,
wenn wir Worte wieder fänden,

könnten wir das Schicksal wenden.
Vorwärts nur statt Still zu stehen.
Endlich muss der Krieg doch enden,
wenn wir Worte wieder fänden.

Montag, Juli 16, 2007

Auf eBay



Ich versteiger' hier mein Leben,
nur ein Euro Startgebot;
kann es mir nicht länger leisten,
esse täglich trocken Brot.

Sicher fragst du, lieber Bieter:
und was soll ich mit dem Mann?
Folgend will ich kurz beschreiben,
was man mit mir machen kann:

Setzt mich ein als Lampenständer,
Stütze für den Gartenzaun,
lebendes Ersatzgeländer,
für die Kinder auch als Clown.

Garantie ist ausgeschlossen.
Auf dem Photo, das bin ich.
Zwar gebraucht, doch gut erhalten.
Die Gebühren gehn auf mich.

Lyrischer Imbiss



Heute gibt es Wortsalat,
zärtlich fein geschnitten.
Auch ein Hauch von Ewigkeit,
Sanftmut und Verbundenheit,
ist gar wohl gelitten.

Reib vom Herzen etwas Seele,
füge Weiches, Zartes zu.
Hauchend, in Gedanken deiner,
blaue Blumen ich zerkleiner,
rühre um. Probiere du.

Einverständnislosigkeitserklärung



Er stolpert zahlenblind durch Korridore,
zwischen den Häusern, strafende Wände.
Die Ohren stürmen ihm Wörterlaub,
fehlverbunden sind seine Hände.

Vor langem ist er farbentaub geboren,
jetzt ist er Lebensstumm. Geriet,
gefühlsverfrorene Entgegnung,
neben die Fronten. Fremder im eigenen
Seelenabwicklungsverkäufergebiet.

Regularien



Ich lernte die Gesetze nur,
um sie gekonnt zu brechen.
Hielt offen die Verbote ein und
streng mich an gebotenes
Versprechen, stets ganz zu sein,
was ihr der Oberfläche glaubt.

So stieg ich tiefer, schiefer ging
es in und mit mir auf die Bahn.
Man meint, Verbrechen brächte
weise Regeln aus dem Lote?
Der sonnt sich froh im Glanz
der Schätze, der sie einfach raubt.

Kapow!



Man wäre gerne wie Bruce Lee,
Wham!
Sylvester Stallone? Auch nicht ohne,
Bam!
Gegen die Bonzen, als Charles Bronson,
Slam!
Wie Spidermann am Feinde dran,
Kazam!
Doch man hat nix von Professor X,
Damn!
Nur wie Thor kommt man sich vor,
Spam!

Mittwoch, Juli 11, 2007

Ratio



Ich sitze alleine am Tisch und trinke eine Flasche Vernunft
hat mich so weit gebracht, das, was ich fühle, zu bezweifeln
muss ich mein Handeln auf der Basis fehlender Informationen
sind niemals ausreichend an die Hand gegeben, zu erklären
wäre nicht, was passiert, sondern warum nicht etwas anderes
könnte genau so gut geschehen, damit ich tue, was ich will
ich nicht das tun, was ich soll, denn wenn es so wäre
die Flasche Vernunft auf dem Tisch niemals so leer.

Neue Bauernregeln



Ist der Juli kalt und nass,
macht der Sommer doppelt Spaß.

Bei 14 Grad und Dauerregen
der Bauer flucht, er ist dagegen.

Langsam wird der Bauer sauer,
seine Ernte? Ein Kahlauer.

Harte Arbeit, karger Lohn.
Der Bauer ruft nach Subvention.

Der Bauer sattelt um auf Schuster,
auf seinem Feld ists Zappenduster.

Dienstag, Juli 10, 2007

Strassenbegleitgruen, irgendwo an der A1



Vögel, die man noch nie hörte,
Blumen, die du niemals sahst,
singen, blühn am Rand der Straße,
nicht für den, der rast.

Summend brummende Insekten,
lautlos kriecht ein Wurm daher,
Wunder wächst im Unentdeckten,
neben dem Verkehr.

Einiges, das sonst verschwunden,
schauen wir nur ganz genau,
findet sich im Straßengraben.
Steht man still im Stau.

Montag, Juli 09, 2007

Davon



Reise mit mir an das Meer,
in die Berge, auf das Land.
Zahlen zähle ich nicht mehr.
Wie viel Körner hat der Strand?

Wir erfinden als die ersten
ein Gefühl für den Verstand
und verbrennen fremde Karten,
folgen Linien unsrer Hand.

Lass uns rauben die Reserven
einer Zukunft ohne Zeit.
Der Vergangenheit entwurzelt,
gehn wir still und kommen weit.

Wem soll seichtes Leben nützen?
Ohne Plan beginnt die Reise.
Werd ich mich, wirst du dich schützen,
stehlen sachte wir uns. Leise.

Mimosen



Du nahst dich zärtlich, um sie zu liebkosen.
Auf einmal zieht sie ängstlich sich zurück?
Nun stehst du da, in deinen kurzen Hosen,
und wünschst dich in ein andres Stück.

Du hast doch alles ganz genau besprochen.
War er beim zuhörn seelisch nicht zugegen?
Dann ist dir etwas innerlich zerbrochen.
Du wünschst dich dieser Sache überlegen.

Bezückend hin, berauschend her,
folgt Donner auf Geblitze.
Am Ende weiß wohl keiner mehr,
wer cool blieb in der Hitze.

Wunderwelt



Ich schnitz das Taj Mahal aus meinem Herzen,
legst du nur erst die große Mauer nieder.
Die Pyramiden brennen dir als Kerzen,
in Babylon häng Gärten ich voll Flieder.

Das Kapitol dient dir als Rumpelkammer,
ich kriech vor dir als Mausolos.
Bei Zeus, du schönster Tempel der Artemis,
wirst herrschen im Versailler Schloss.

Ich grab per Hand den Panamakanal,
nag dir den Eiffelturm in Lebensgroß,
aus bittrer Schokolade. Kolossal!
Dürft ich dir, Sphinx, nur einmal an den Schoß.

Dienstag, Juli 03, 2007

Inspiration



Du machst es schwer, sich in dir zu verlieren,
denn meistens sieht und findet man dich nicht.
Man dreht sich um sich, nimmt sich selbst das Licht.
Es ist nicht leicht, im Leerraum zu agieren.

Doch manchmal denkt man, dass ein klares Zeichen
zu sehen sei an einer kahlen Wand.
Zu hören glaubt man dich in wildem Rausch.

Man schlägt sich selbst als Ware vor im Tausch,
und endet stets mit einer leeren Hand.
Man sieht die Knochen in der Wüste bleichen.

Man möchte deine Wellen Schaumverzieren,
der Strand gern sein, an der die Strömung bricht.
Und endlich glaubt man sicher dich in Sicht,
da fängst du wieder an, dich zu radieren.

Ich werde alt



Ich will nicht hören, wie dein Porsche röhrt.
Und dein Pogeweih sollst du bedecken.
Es ist auch so, dass mich Musik in Bahnen stört,
die Liebespaare, die sich innig schlecken.

Dass dir Metall nach außen wächst, tut mir ja Leid,
dir wird noch Leid tun, wie dein Moped knattert.
Von deinem Liebeskummer weiß der Bus Bescheid
und alle sehn, dass Deine Wäsche an der Leine flattert.

Es ist, als müsste jeder lautstark sich bekennen,
wie viel an Weltproblemen in ihm steckt. Und noch
im tiefsten Mittagsschlummer öffentlich benennen:
Ich bin wie ihr. Ihr seid wie ich. Ein Arsch, ein Loch.