Donnerstag, Mai 31, 2007

Gib mir 8



Der König im Palast lässt seine Narren draussen zählen.
Sie wählen zwischenzeitlich einen eignen Narrenkönig.
Gewöhn ich gerade mich der neuen Lenker an,
dann merk ich bald, dass diese wie die Alten quälen.

Es streiten Narren sich und Könige um Plätze im Palast,
Ballast sind du und ich und lästig sind wir diesen
riesenhaften Praktikern der Kraft. Sie brauchen Macht,
die Pracht verbaut sich Hallen. Unser Erbe ist verprasst.

Kreislauf




Das Sandkorn unterm Fuß sehnt sich zum Strand zurück,
Tropfen träumen von den Himmeln, wenn sich die Wolke löst.
Der Wein, verschüttet, will sich wieder in die Flasche füllen.
wer einsam ist, dem scheint Vereinigung das höchste Glück.

Das Segel nah dem Weg zum Horizont will sich entfernen,
die Blüte schickt die Pollen in den Wind aus der Geselligkeit.
Das Flimmern bliebe immer gerne aufwärts bei den Sternen,
nur wer der Ewigkeiten Lauf verschwendet, schenkt sich Zeit.

Im Anfang schon verkehrt der Augenblick mit seinem Ende,
in der Unendlichkeit verzehren sich die Geraden krumm.
In Zukunft biegt Vergänglichkeit der Gegenwart die Wende.
Im Laute aber bleibt er, kaum entwichen, wieder stumm.

Donnerstag, Mai 24, 2007

Hinter dem Zaun



Holunderblütenduftgeflutet liegt der Garten,
kunstvoll der Spinnen feine Netze sich ergeben.
Lebendiglaut besingen Vögel ihre Taten,
bestäuben Bienenvölker summend neues Leben.

Kopfüberkletternd pochen Kleiber an die Bäume,
Libellenpärchen paaren lustvoll sich am Teiche.
Geschäftig modert eine morsche Eichenleiche.
Und was tu ich? Ich liege emsig rum und träume.

Mittwoch, Mai 23, 2007

Genießer (Villanelle)




Heute lass ich mich nicht lumpen,
nur vom Besten soll es sein!
Hallo Wirt, noch einen Humpen.

Muß ich mir das Geld auch pumpen,
maßlos schütt ich in mich rein.
Heute lass ich mich nicht lumpen,

füll mich auf wie tiefe Gumpen,
endlos strömen soll der Wein.
Holla Wirt, her mit den Humpen.

Dazu rauch ich einen Stumpen,
aus Havanna schmeckt er fein.
Länger lass ich mich nicht lumpen.

Und dann singe ich die plumpen
Lieder mit, laut stimm ich ein.
Heda Wirt, noch ein'n Humpen.

Schlagt die Welt ihr nur in Klumpn,
is egal, macht ihr sie klein.
Heute ssauf ich auf euch Lumpn,
He Herr Wirt, nochein sson Humpn.

Dienstag, Mai 22, 2007

Ring (Villanelle)



Ein schönes Ding ist so ein Ring
gar lieblich anzuschauen.
Manches Herz daran verging.

Mancher sang davon ein Sing
sanglich zu erbauen.
Schön ist so ein RingDingRing.

Nach gutem, altem Brauche, bring,
der schönsten aller Frauen,
das Herz, das dir an ihr verging.

Vergiß nie, wie sie an dir hing,
beim wandeln in den Auen.
Schön ist solches Ding mit Ring!

Die Glocke tönt ihr Klingeling,
lasst ihr euch endlich trauen.
Manches Herz daran verging.

Die Liebe schätzt es sehr gering,
will man in Gold sie hauen.
Sperrt so ein schönes Ding in Ring,
wie bald so manches Herz verging....

Salmonellen (Villanelle)



Im klaren Bach die Salmonellen
taumeln auf und nieder.
Hören keine Glocken gellen.

Wie sie durch die Wellen schnellen,
schweigen stumme Lieder.
Im hellen Bach die Salmonellen.

Nicht kennen sie Gefängniszellen
doch sind sie mir zuwider.
Hört ihr laut die Glocken schellen?

Eilig auf das Örtchen schnellen,
müßt ihr immer wieder.
Klar im Bauch die Salmonellen,

messen keine Zehntel Ellen,
sprengen jedes Mieder.
Laut ertönt der Glocke Gellen.

Zoonosen können fällen,
lähmen uns die Glieder.
Laßt im Bach die Salmonellen,
oder hört der Glocke schellen.

Flattern



Seidenkleidernd kommst du zu mir mitten in der Nacht.
Erwacht aus dichtem Schlaf, geheimnislieben wir uns leer.
Schwer quillt der Duft aus unbenannten Träumerbäumen,
wir liebesfühlten uns so lange schon nicht mehr.

In schweißbeperlten Laken bloßgedeckte Sieger,
hineingebettet durch der Sinnesworte pure Macht,
die Pracht der Münderohren züngelte entbehrlich,
ertränkertrink ich nicht in deinem Haar heut Nacht.

Montag, Mai 21, 2007

I headache a dream



Seh ich ein Unrecht,
welches mich schmerzt,
stell ich mich an,
gefühlig bekerzt.

Reihe mich ein,
legt mich in Ketten,
singelaut Lieder,
die Menschen retten.

Gerne auch so international.
Wie ging die zweite Strophe noch einmal?

We shall overdone,
den Bösen ins Gesicht.
Ich kann Gefühle,
mehr trage ich nicht.

Es wird wohl immer
weiter so sein:
ich trink Brunello.
Ihr pflückt den Wein.

credits to rydiger

Freitag, Mai 18, 2007

Lex Doener



Wie eine Studie des Bundesministeriums zur Vereinheitlichung der Lebensumstände in den alten und neuen Gebieten der BRD (BuMiVeLe) belegt, gibt es im Bundesgebiet immer noch nennenswerte Gebiete, in denen die Versorgung mit Pizza und Dönerkebab nicht sichergestellt ist.
Um diesen Missstand zu beheben, hat der deutsche Bundestag das "Gesetz zur Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung mit Grundnahrungsmitteln", kurz "Lex Döner", verabschiedet.
Es sieht vor, umzuschulende Arbeitslose in Gebieten anzusiedeln, in denen es keine ausreichende Anzahl von Schnellimbissen gibt. In Kursen wird den zukünftigen Dönören und Pizzeuren das notwendige Grundwissen vermittelt: "Mit alles?", "Swiebeln?", "Sassiki?", "Bisken schaf?" sowie die Maßeinheiten groß, mittel, klein. Um auf regionale Eigenheiten einzugehen, wird das Angebot Bundeseinheitlich um einige Spezialitäten ergänzt: Pizza Saumagen, Döner aus Weißwurst oder Labskaus, Pizza Schwarzbrot. Dafür wird die „Festschreibung der Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis Dönerkebab“ geändert. Gleichzeitig wird durch die zuständigen Kammern ein neuer Lehrberuf eingerichtet, der DöPi-Meister.
Um zu gewährleisten, dass die Imbisse auch in strukturschwachen Gebieten wirtschaftlich tragbar sind, wird die Bevölkerung verpflichtet, mindestens zweimal pro Woche in Betrieben einzukehren, die das Bundespizzadöner- Gütesiegel (BuPiDö) vorzuweisen haben und dort zu festgelegten Preisen einen Verzehr vorzunehmen. Bedürftige haben Anspruch auf staatliche Unterstützung, für nicht mobile Bürger wird ein Bringdienst eingerichtet.
Zur Überprüfung wird eine mit einem RFID- Chip versehene, so genannte Dönercard eingeführt, die eine ständige Überprüfung der Einhaltung der Vorschriften ermöglicht.
Die nächsten Punkte auf der Agenda des Ministeriums sind die Vereinheitlichung der Trink-, Wohn- und Arbeitsumstände.

Donnerstag, Mai 17, 2007

Aufschlag



An langen Tagen ohne jedes Licht,
verharrt sie regungslos an ihrer Stelle.
Ihr dichtes Haar verdunkelt ihr Gesicht.
Verschleiert ihre Hoffnung fühlt sie nicht,
wie sie versinkt in einer tiefen Welle,
bis sie am Boden aufschlägt und zerbricht.
Sie sammelt ihre Scherben, hält Gericht,
setzt wieder sich zusammen, tritt ins Helle.
Befreit von Furcht vor Tagen ohne Licht.

Mittwoch, Mai 16, 2007

Rechnung



Soll man aufstehn
und sich plagen?
Soll man kämpfend
Mühn ertragen?

Das rechnet sich nicht.

Soll man mutige
Werke des Guten
für andre wirken,
selbst dafür bluten?

Das rechnet sich nicht.

Lohnt sich das Leben
auf längere Sicht?
Rechne nur selber,
verrechne dich nicht.

Dienstag, Mai 15, 2007

Sterntrauemer



Seil mich lang
bevor ich falle
dir zur Last
gebeugt gehn wir
gemeinsam auf den Platz
gemacht aus Illusionen
von Freiheit schenken
wir uns aus
den Rahmen
los von uns gelöst.

Durchblick



Die Fenster wurden blind.
In all den Jahren,
hat noch keiner sie durchschaut.
Was gab es auch
hindurchzusehen?

Getragen von dem Wind,
den sie befahren,
sind Moose an das Glas gebaut.
Verbrannter Rauch
wird nie vergehen.

Wenn neu der Tanz beginnt
will ich bewahren,
was die Nebel sich getraut.
Den zarten Hauch
will ich verstehen.

Sonntag, Mai 13, 2007

Beide gelten



Noch wirket alter Meister Sang,
er klinget ewig innen nach.
Im Finstren schmachten Busen bang,
beschreiben Federn unsre Schmach.

Es sind doch uralt die Themen,
wie Liebe, Tod und blauer Lenz,
deren wir dichtend uns schämen.
Wir brauchen Ambivalenz.

So lautet neueste Thesis:
schmeißt all' eure Fühlungen weg.
Weil alter auch nur Käse is',
beschreibet antithetisch Dreck.

Donnerstag, Mai 10, 2007

G8



Den Blick geheftet an die Fahnen,
darauf, in Laut geschrieben: SIEG!
Eine Sprache, die so gerne,
andre Fehler nannte,
eigene verschwieg.

Die Fackeln hoch, die schwarzen Karten,
die Fäuste stoßen ins Gesicht!
Wer besser ist, der sieht es heller,
als wenn es schlechter geht.
Gewinnt Gewicht.

Der Strom soll fließen durch die Zäune,
die trennend Gegensatz vereinen.
Es gibt genügend Erde zu verbrennen.
Und so viel Meinungen
zu meinen.

Sonntag, Mai 06, 2007

Im Palast



In Rahmen spiegelt nichts
verbergend blind der Schutz
Mantel geborgter Rechte
mäßiger Geschichte als Erbe
erlassen aus Höhen der Last
gebeugt der Würde von Hallen
wieder die Reden der Führer
los gelassen in einem Selbst
bestimmen Fehler die Tat
Kraft der Vergangenheit.

Freitag, Mai 04, 2007

Shoot Knut



Jeder weiß dass so ein Eisbär,
eigentlich ein Raubtier ist.
Dass er dich, wenn deiner habhaft,
aus der Pelle zieht und frisst.

Mal ehrlich -
der wird gefährlich!
Und das soll niedlich sein?

Eisengitter ihn umschließen,
dienen ihm und uns zum Schutz.
Knuddeln will er nicht, nur fressen,
käm er frei, man würde schießen.

Mal so ehrlich,
der ist gefährlich!
Und was soll daran niedlich sein?

Filme von Bruno sollt' er sehen
(dem Bären mit den Problemen),
dann würd' er gern im Käfig stehen,
in sein Schicksal sich bequemen.

Jetzt mal so ehrlich,
wir sind gefährlich.
Also sperrt den Knut gut ein.

Dienstag, Mai 01, 2007

Cordelia



Dies war, im heissen April 2007, meine Lieblingstomate Cordelia.

Unser Lied



Und immer wieder hör ich dieses Lied
und denke dran, wie wir uns erstmals trafen.
Ich sah dich bloß von hinten und im Licht,
der Lightshow deinen scharfen Schatten.

Erst wagte ich es nicht, mich dir zu nähern,
doch als der Laden voll war, so wie ich,
da spielten sie dies Lied, dies Lied in Moll.
Ich wurde toll als wie ein Rudel Ratten.

Ich ging zu dir und sprach dich an.
Und fragte: "Wirst du wohl mit mir tanzen?"
Du sahst mich an und flüstertest:
"Verpiß dich, Alter. Ich hab Gatten."

Flammender Falter




Zierliche Motte,
zahlst du den Preis?
Was fliegst du so dicht?
Das Feuer ist heiß.
Du solltest dich, Hübsche,
nicht so verrennen.
Schön scheint das Licht,
die Kerze muss brennen.

Düsterer Schwärmer,
du kannst nicht verstehen?
Dann musst du wohl
in Hitze vergehen.
Strebst du nicht
zu höherem Alter?
Glüh in der Flamme,
Liebender Falter.

Dequalifizierung




Hinter dem Fenster sitzen
Keine Aussichten
Vor einem Schirm
Auf Empfang
Voller Ansichten
Fehlender Belege.

Auf eine Eingabe warten
Keine Anzeichen
Für die Erfassung
Von Anfang
Voller Tätigkeit
In der Ablage.

Auf dem Tisch liegen
Keine Möglichkeiten
Von Angeboten
Zu Belang
Voller Mitwirkung
Wegen Aufschiebung.