Samstag, Juli 30, 2005

Personlichkeitspiraterie



Nach den letzten Statistiken hat die organisierte Persönlichkeitspiraterie derart zugenommen, daß bereits jede zweite Identität in Deutschland ein billiges Plagiat aus dem fernen Osten ist. Manche sind so perfekt kopiert, daß man sie von einer Original-Markenpersönlichkeit nicht unterscheiden kann, alle aber gefährden die Gesundheit ihrer Träger und unsere Werte. Vorsicht also beim Kauf einer Persönlichkeit am Badestrand!

Mittwoch, Juli 27, 2005

Earth shuttle


Ich segel Kieloben durch die See,
stecke kopfüber in tiefem Schnee,
treib ohne Anzug durchs kalte All,
bin ohne Fallschirm in freiem Fall.
Ich fahr Auto ohne Bremse,
klettere senkrecht wie die Gemse,
geh in die Wüste ohne Nahrung,
spiele Poker ohne Erfahrung.
Ich springe Bungee ohne Seil,
an meinem shuttle fehlt ein Teil.
Sternfresser


Tagsüber kommen die Sternfresser und fressen alle Sterne, die wir des Nachts gesät haben, wieder auf. Darum bleiben unsere Himmel so leer.

Montag, Juli 25, 2005

Puppenspieler


Bist du Puppe oder Spieler,
tust du oder wirst getan?
Bist du Kunde oder dealer,
bist du aus oder mehr an?
Bist du Chemie oder der Zauber,
hast du gelernt oder geerbt?
Bist du Schraube oder Schrauber,
bist du Farbe oder gefärbt?
Bist du Hormone oder denkst du,
bist du Natur oder Kultur?
Ist dein Laden offen,ist er noch zu,
bist du vieles oder nur?

Sonntag, Juli 24, 2005

Herz


Bring dein Herz zum Überlaufen
verschenke deine Zeit
wirf das Alte über Bord
geh auf neue Richtung.
Auch wenn du es nicht weißt,
du bist bereit.

Laß dein Herz nur überlaufen
bis es sich befreit
begib dich von hier fort
verstoße die Verpflichtung
verschenke deinen Geist.
Sei nicht zu gescheit.

Herzen müssen überlaufen
sie hassen Unfreiheit
sie suchen immerfort
eine neue Sichtung.
Viele Länder sind noch unbereist,
immer ist Gelegenheit.

Freitag, Juli 22, 2005

You



I know nothing of you,
there are no obligations,
no strings attached.
We avoided the most common lies,
had half a clue, if any.
This is all there is
and nothing to be gained in future.
Souls on demand,
no pleasant imitations,
just bare it all.
The passing of a kiss,
limited to a morning
and parting is bliss.
Call the whole thing off
before it even begins.
The voice that sounds so sweet,
is not speaking of pleasance.
Our dreams collided,
my fingertips still burn
from touching your skin,
they sting and tingle.
You told too much of you
by saying not a word.
We met apart.
I could kiss you hello,
good-bye and to death.
Kiss the scars on your soul,
open wounds that won't heal.
I know nothing of you
you don't owe me at all
and I want to see you again.

Donnerstag, Juli 21, 2005

Fehlermeldung1
Kleine Beziehung 5 - Raster


Um eine erfolgreiche Beziehung führen zu können, ist es wichtig, daß der Partner nicht aus dem Raster fällt.
Kleine Beziehung 4 - Defizit


Ihr strukturelles Defizit von mehreren Milliarden Gefühlen hielt beide vom letzten Schritt zurück.
Kleine Beziehung 3 - Liebesmenge


Liebst du mich so sehr, wie ich es tue?
Kleine Beziehung 2 - Herz



Hätte ich ein Herz zu fassen, ich würde es ausschütten.
Kleine Beziehung 1 - Unterhaltung



Ich hätte dich noch stundenlang mit mir unterhalten können.
Ich hätte mir noch so viel von dir erzählen können!
Weghoerer


Nach Jahren harten, intensiven Trainings war es ihm endlich gelungen. Er konnte sich für Momente aus dem ständigen Gebrabbel ausschalten.

Mittwoch, Juli 20, 2005

Worte


Am Ende der Berührung bleiben Worte führen die Sprache bis zur Haut der Ohren nicht weiter zerreißt der Klang die schützende Hülle nicht erklärt was offensichtlich bloßliegt im Versteck bis zuletzt es nicht mehr hält die Taubheit wird blind der Funktion im Gesicht fällt die letzte Grenze liegt schutzlos die Festung treibt der Sinn die Worte in alle Richtungen

Dienstag, Juli 19, 2005

Sterngucker 2


Julia1

Ein Sternbild, das ich mir jahrelang hätte anschauen können, wäre es nicht immer aus dem Fokus geschwommen. Vielleicht lag die zunehmende Unschärfe an meiner nachlassenden Sehkraft, vielleicht am Wesen dieser Sterne. Ob es dort wohl bewohnbarere Planeten als diesen gibt?

Donnerstag, Juli 14, 2005

Miesgelaunte Muenze. Text R.&R.M.



Letztens erhielt ich diese Münze als Wechselgeld. Da war vielleicht was los in meiner Brieftasche! Die belgischen Cents drohten mit Auswanderung, die finnischen Euros hörten auf zu funktionieren und die deutschen begannen zu rotieren. Mit großer Mühe brachte ich das Stück Geld bei der Bundeszentralbank unter, wo es dann sein Werk richtig vollenden konnte. Als hochinfektiöser Miesepeter vernichtete es Millionen, verbreitete suizidale Tendenzen, verheerte tausende von Geldbörsen. Mördermünzen zerstörten zig Leben, Geldstücke mit extremen Selbstwahrnehmungsstörungen sprangen zu aberhunderten von Klippen, die Geldwirtschaft kam zum Erliegen. Ein volkswirtschaftliches Desaster und großer Spaß!

Mittwoch, Juli 13, 2005

Erzaehler


Seit Jahren sitzen sie da und erzählen, der eine mehr von links, der andere mehr von rechts, die immer gleiche Geschichte.

Dienstag, Juli 12, 2005

Sport4 - Sternkegeln


Endlich eine Sportart, deren einfache Regel ich mir merken konnte. Es ging darum, einen Stern in eine Galaxie zu werfen und soviele andere Sterne als möglich zu treffen. Wäre nur nicht dieser unförmige Schutzanzug, aus mir hätte noch ein passabler Kegler werden können.

Montag, Juli 11, 2005

Sterngucker


Mein neuer job bereitete mir zunächst viel Spaß, den ganzen Abend nur dasitzen und Sterne gucken und das bezahlt mit Pensionsanspruch, hat schon was für sich. Dann begannen die Sterne fies zu werden, die Bilder verschoben sich und ich wurde immer öfter gefragt, was ich denn heute zu mir genommen hätte, wenn ich meine täglichen Beobachtungen durchgab. Jetzt bin ich freiberuflicher Sterngucker mit Vakanzen. Wenn Sie irgendwelche Sterne beobachtet haben möchten, bin ich Ihre Erste Wahl.
BEAMTER


Sehet den Beamten am Schreibtisch. Er tuet nix, er funktionieret nicht und unser himmlischer Staat ernähret ihn doch.

Dienstag, Juli 05, 2005

Kunduz


In Kunduz, um die Mittagszeit,
ist die gesamte Truppe breit.
Der Webel liegt bekifft im Feld,
um ihn herum versinkt die Welt,
gehüllt in eine Fahne
aus 1A Schwarzafghane.

Ein Großteil der Soldaten,
verfiel den Opiaten.
„So dankt uns der Afghane,
für Frieden und Banane!“
-der Führungsoffizier
seufzt in sein zehntes Bier.

Der Leutnant stopft sich seine Pfeife,
geschmacksverstärkt mit Rosenseife.
Dann hängt er, im Delirium,
sich eine blaue Burka um.
Und da er jetzt mehr friedlich denkt,
hat er schon sein Gewehr verschenkt.

Dem höchsten General,
ist alles das egal.
Wenn morgens er sein Chillum pafft,
fehlt ihm für weiteres die Kraft.
Statt Feinde zu besiegen,
bleibt er noch etwas liegen.

Doch heimwärts die Soldatenmaus,
sie weint sich ihre Äuglein aus.
Denn von der Post, die kommt von dort,
versteht sie nicht ein halbes Wort.
Ein einziges Gewaber,
ein Ohnesinngelaber.

Drum denk daran, Braut des Gemeinen:
Besser halt ihn hier, den Deinen!
Weil, wenn er erst in Kunduz ist,
er bestimmt auch dich vergisst.
Entrückt aus dieser Welt:
„Verschwand bedröhnt im Feld“
Realitaetssucht


Abend für Abend sitzen sie zusammengekauert in den spärlich beleuchteten Museen ihrer Einfallslosigkeit, geraten auf der Flucht vor der Phantasie immer tiefer in den Sumpf der Realität. Leblose, stumpfe Augen, Sprachlosigkeit, Unfähigkeit zur Kommunikation, von gelegentlichen Rülpsern abgesehen, blind für die Welt, wie sie sein könnte, zählt nur das, was ist. Jammergestalten, die einen dauern könnten, hätten sie ihr Los nicht selbst gewählt. Nie schreiben sie ein eigenes Wort, bringen einen eigenen Ton zustande, malen ein eigenes Bild. Getriebene, die halt- und ziellos dahinvegetieren, blind für die Farben der Vorstellungen, für die Kraft der Imagination, für Freude und Leid selbst empfundener Gefühle. Gezwungen zur immergleichen Wiederholung eines abstoßenden Rituals.
Als Teenager gab ihnen die Realität noch kicks, heute brauchen sie sie nur noch, um den Tag einigermaßen geregelt überstehen zu können. Kein Traum, keine Hoffnung, nur beinharte Realität, nüchterne Fakten. Viele greifen schon morgens zu dieser Droge, klinken sich ein in die vermeintlich bessere Welt der Wirklichkeit.
Eine Heilung ist möglich, wenn auch sehr schmerzhaft und langwierig. Rückfälle sind häufig, da es für trockene Abhängige fast unmöglich ist, die Orte zu meiden, an denen die Realität sich abbildet. Doch wer wirklich will, kann es schaffen, die traditionelle Medizin hält Hilfsmittel bereit, die, richtig dosiert, eine Rückkehr in die einzig lebenswerte Welt der Phantasie hilfreich begleiten. Das Wichtigste aber ist und bleibt der feste Wille, sich nicht mehr die Leben anderer vorleben zu lassen mit allen Risiken und Nebenwirkungen, sondern es selber zu versuchen, auch auf die Gefahr des Scheiterns hin, sein Leben selber zu vergeigen oder zu meistern.
Erst wenn der Druck der Realität, für die mancher zu grauenhaften Verbrechen an seiner eigenen Seele fähig ist, zu groß wird, das Versagen zu offensichtlich, das Verlangen nach einem anderen Leben zu intensiv, erst dann merken die Abhängigen, was es heißt, Teil des großen Realitätsapparates zu sein und erst dann sind sie vielleicht bereit, die Fernbedienung aus der Hand zu legen. Der erste Schritt ist der schwerste, aber viele, die ihn getan haben, sind glücklich darüber: Schmeiß die Kiste aus dem Fenster!
Traum-banking


In einem unverlangt zugesandten Werbeschreiben bietet mir eine namhafte deutsche Bank die Erfüllung meiner Träume an, mittels Kredit. Hallo, Bank, da stimmt was nicht. Ich träume nicht von Dingen oder Dienstleistungen, die etwas kosten. "Gute Nacht, hier ist ihr freundlicher Traumbankier. Leisten sie sich ihren Traumurlaub oder sehen sie sich unsere Traum-Matratzen an. Können sie sich das nicht leisten, gibt es einen Kredit zu traumhaften Konditionen." Was für ein Alptraum. Meine Träume wahr zu machen, kostet kein Geld, sondern viel Mühe. Also, Bank, was du da offerierst, ist nicht die Verwirklichung von Träumen, sondern von Wünschen, vielleicht auch Bedürfnissen. Die Zeiten, als ich meine Wünsche für Träume gehalten habe, sind lange vorbei.
Gerne erinnere ich mich meiner Kindheit, wenn in der Vorweihnachtszeit die der Zeitung beiliegenden Prospekte die ganze Vielfalt der damaligen Spielzeugproduktion anzeigten. Ich konnte stundenlang dasitzen und wunschträumen, was alles geschähe, wenn nur meine Wünsche in Erfüllung gingen. Am Weihnachtstag wurden dann aus den Wünschen zu viele Dinge und nie genug Erfüllung, sozusagen Alpwünsche.
Inzwischen habe ich mir angewöhnt, nur noch Wünsche zu verwirklichen, deren Bezahlung ich mir leisten kann, verzichte daher gerne auf den offerierten Kredit. Zur Verwirklichung meiner Träume jedoch könntest du, Geldinstitut, einen wesentlichen Beitrag durch dein Verschwinden leisten. Am Besten nimmst du deine Mitbewerber gleich mit, dann stört ihr mich nicht mehr beim Träumen.

Montag, Juli 04, 2005

Ode an die schoenste aller Frauen (Fuer B.S.)



Der dich schuf,
ist ein Genie.
Sowas von Anmut
gab es noch nie.
Dichter singen höchstes Lob,
träumend dich Apollon wob.
Bist Vollkommenheit in Fülle,
Aphroditisch deine Hülle.

Bist, der Leser ahnt es schon,
Abbild höchster Perfektion.

Außen hast du keinen Makel,
deine Seele ein Debakel.
Zauber ist, was dich erhebt,
herzenstechnisch unbelebt.
Kein Vergleich ist dir gemäß,
ungefühliges Gefäß.
Vor dir war Schönheit unbekannt,
innen bist du unbemannt.

Verkauf dich gut,
kurz ist die Zeit.
Deine Schönheit tut mir leid.

Sonntag, Juli 03, 2005

Liebesgedicht


Ich liebe Dich von ganzem Herzen.
Hier, nimm es hin, es ist jetzt Deins.
Da, wo es wohnte, sind nun Schmerzen.
Bewahr es gut, Du hast ja keins.

Samstag, Juli 02, 2005

besoffen-betroffen


Manchmal ist man besoffen,
manchmal ist man betroffen.
Manchmal beides zur gleichen Zeit.
Das führt zu weit.