Mittwoch, Dezember 29, 2010

Neuer Nobelpreis



Wie unschwer zu googeln ist, werden unsere muslimischen Mitbrüder- und schwestern auch beim Nobelpreis diskriminiert und hintangestellt. Während sich 165 Juden! (Stand 2005) einen der begehrten Preise erschleichen konnten, konnten nur sechs Muslime durch harte Arbeit und Selbstaufgabe gewinnen. Nun machen die Muslime mehr als 20% der Weltbevölkerung aus, die Juden nur 0,2. Dies zeigt schon deutlich auf, mit welcher Perfidie hier vorgegangen wird. Bislang wurden ausschließlich säkuläre Kategorien gewertet wie Physik, Mathematik, Chemie oder dem weltlich-westlichen Kulturkreis gedankte Felder wie Philosophie, Literatur und Psychologie.
Für Arbeiten, die die Friedlichkeit und Schönheit des Islam besonders gelungen herausstellen hingegen gab es keinen Blumentopf, auch das authentische Rezitieren einzelner Verse oder die gelungene kalligraphische Kopie des originalen Koran fanden keine Berücksichtigung.
Um diesen Missstand zu beheben hat das Nobelkomitee einen neuen Preis ausgelobt, den Islampreis.
Teilnehmen dürfen ausschließlich Muslime und besonders aktive Konvertiten mit Werken aus der nichtfigurativen Malerei, der musiklosen Lobpreisung und einer besonders gelungenen Anstrengung auf dem Weg zur vollständigen Unterwerfung (Nobel-Jihad).

Ja, das willste,



ein Haus im Biosphärenreservat gleich in der Stadt,
mit unverbauter Aussicht: Strand an Berg.
Im Sommer kühl, im Winter warm genug,
Im Ökogarten werkt ein multikultureller Zwerg.

Dass Mensch und Tier sich Brüder sind und Schwestern,
ganz ohne Streitgeläut und Zank,
ein stetig volles Gutgewissenkonto bei der Bank
für allgemeine Belange.
Nicht Bange sein um einen garantierten Job
mit Hochlohn, drei Waldorfkinder,
ein Model mit Grips und Bewusstsein
und einen dauererigierten Schwanz
(gewaltbefreit, man ist ja nicht von gestern).

Und CO2 neutralen Urlaubsflug
in unverbrauchtes Gebiet. Dass was geschieht,
dass alle fair hungern und dursten
und Vergebung aller Sünden durch einen Weekendwellnesstrip
nach Dachau.

Weihnacht? Schüttel...



Die Bahnen stehen still - vereiste Weichen.
Still stehn im Wald verwaiste Eichen.
Mir steht der Sinn nach Kerzenschein
und es besteht zum Scherzen kein
Grund. Wenn unbeständig wilde Flocken segeln
versteh ich mich aufs Sockenflegeln.
Ich übersteh, so will mir diese Weihnacht scheinen,
das Elend nicht. Muss ständig in der Scheinnacht weinen.

Dienstag, Dezember 14, 2010

Christmas hell (2)




Christmas hell, Christmas hell,
every year the same.
It’s never as it ought to be
and you’re the one to blame.

Mum is in the kitchen,
she went completely nuts.
She’s sharpening her sharpest knife,
to take out daddys guts.

Daddy's in the garden,
messing with the tree
'twas ten feet when he bought it
and now it’s to his knee.

At home feels like Pearl Harbour,
the neighbours are at war.
Grandma wants to do the freak
like all the years before.

Old Santa is exhausted,
he’s feeling not too well.
Doc is sure he won’t live through
another Christmas hell.

I gave up on festivities
and went down to the Pub.
Now listen to me singing:
down Christmas, bottoms up.

Zweizeilige Tiere 14, Verzehrsempfehlung



Des Papageien Bürzeldrüse
fordert reichlich Würzgemüse.

Will man dem Bullen an die Klöten,
so muss man ihn zuvörderst töten.

Der schwarze Schwan schmeckt, frisch gegrillt,
wenn er mit reichlich Fisch gefilt.

Es passt sehr gut Aspik zu Dackeln
da sie ansonsten dauernd wackeln.

Man feile ab die Katzentatzen,
sonst spürt man im Gedärme Kratzen.

Affenhirn, so weiß der Bauer,
sättigt. Doch es macht nicht schlauer.

Donnerstag, Dezember 09, 2010

0.2 CL



Geistersträuße aus der Hand in den Himmel
gerauchte Tapeten in Scheibchen geträumt -
aber was. Dann du bist gar nicht du bist du nicht
da war noch etwas gewesen:
Die Sorge dafür, dass man anders bleiben müssen darf.
Jetzt (plötzlich) wir.
Die Theke droht uns mit dem Besen und
offenen Hähnen: ich lauf dir zu
halt mich wie einen Hund
und geh vor mir
durchs Tor gejagt.

Siegwart Kalusche



Dass man älter wird wird einem deutlich bewusst, wenn das Hauptinteresse an der Tageszeitung in den Todesanzeigen besteht. Erst will man nur mal schauen, ob es schon Jahrgangsgefährten dahingerafft hat, dann beginnt die Suche nach bekannten Namen, schließlich stellt sich eine klammheimliche Freude ein, noch einmal davongekommen zu sein, natürlich überschattet von einer gehörigen Melancholie. "Mitten im Leben sind wir vom Tode umgeben", wen ließe dieser klassische Gedanke kalt.
Gestern las ich vom tragischen, plötzlichen Dahinscheiden meines alten Freundes Siegwart, den wir damals in der Clique immer scherzhaft Polacken-Siggi riefen (obgleich er mit Polen so viel zu tun hatte wie wir mit Deutschland), meist aber einfach nur Siggi, mit Doppel-g, ein g war für Mädchen, Sieglinde, Sieghild, Siegrid und so. Unerwartet aus dem Dasein gerafft, leuchte er nun am Himmel als hellster aller Sterne, war zu lesen, die Anzeige geschaltet von beinahe jeden progressiven Organisation in Europa. Ja, das ist typisch für ihn.
Wenn wir uns damals einfach nur die Birne zuballern wollten mit Dope und LSD, arbeitete er daran, sein Gehirn zu dekonditionieren, sich von den Zwängen und Beschränkungen einer repressiven Gesellschaft zu befreien. Wir lasen die Freak Brothers, er das Ägyptische Totenbuch und Wilhelm Reich, wenn wir vögelten, bekämpfte er das bürgerliche Besitzdenken, hektographierte Anleitungen zum Bau von Mollies und ernährte sich ausschließlich von braunem Reis mit Sojasauce. In einem revolutionären Akt befreite er sich, als Avantgarde, von der Ausbeutung durch Arbeit und ließ sich hinfort von dem Staat finanzieren, für dessen Abschaffung er unermüdlich wirkte, sein Leben lang. Sein Kampf für die Wiedereinführung der Windmühle bleibt sagenhaft, keine Minderheit, die sich vor seiner Anteilnahme in Sicherheit hätte bringen können, die Agonien der Mutter Gaia waren seine. Er kämpfte gegen Raubimporte von Wellen aus der Karibik, für vegane Wale, gegen den Abbau des Mondlichts für sinistre Zwecke, war Integrationshelfer fleischfreier Werwölfe und Stromschnellenflüsterer, aber immer war er laut und geradlinig. Von keiner Partei vereinnahmt nahm er Partei für alle, die gedemütigt und benachteiligt im Schatten vegetieren und deren Stimme er immer war. Seine letzte Konsequenz, sein letzter Weg, dem zu folgen wir den Mut aufbringen sollten: Rettet den Tiger, umarmt ihn.
Er ruhe in Frieden. Bin mal gespannt, wer morgen in der Zeitung steht.

Verglimpfung



Achtung, Vorsicht, aufgepasst!
Dieser Text ist nichts für schwache Nerven.
Hier wird ein Gott aktiv gelästert -
ach was, ich nehm mir alle Götter vor.

Sie sind, das sag ich offen und ehrlich,
(ich lass mir doch von Paragraphen nichts verbieten,
nicht von maroden Gläubigen, von Konvertiten)
soetwas von, dann auch und außerdem entbehrlich
sind schwerlich zu erkennen ritualisierte
Drohgebärden und es beschweren sich doch immer die,
die offen allen andern an den Kragen wollen
darüber, dass Respekt zu zollen sei für das,
was sie bestimmen, für das Rechte halten,
die schon im Hier ein Einst verwalten,
und jedem, der nicht fühlt wie sie, den Glauben rauben können
daran, dass der Verstand die Wunder schafft
(doch zur Vernunft fehlt Frömmelnden die Kraft).

Wer solche Götter hat, der braucht auch keine Teufel mehr.

Kurzbesprechung



Der bekannte Anthropologe Professor Antonius Nabatäus von Hardstängl beschreibt in seiner kürzlich erschienen Untersuchung "Google pixelt meine Verse - über das Klickverhalten adoleszenter Wortwerker" in gewohnt unterhaltsamer Manier die verschiedenen antidiskrimatorischen Ansätze im Kampf gegen den Gedichterelativismus. Getreu der These "jedes Werk ist es wert, geklickt zu werden" werden verschiedene Maßnahmen bzw Unterlassungen beschrieben. Während in den laizistischen Gesellschaften des Westens eine unverbindliche Klickfreiheit vorherrscht, die dazu führt, dass bestimmte Dichtformate ins Hinterklicken geraten und es zu gefühlter Diskriminierung und Ausgrenzung kommen kann, deren mögliche Folgen wie Wortabusus und Verszwang gesellschaftlich unerwünscht sind, ist zum Beispiel im Silbensultanat von Zanzibar sowie einigen Gegenden des Südsudan eine Zwangsbeklickung religiöser Lyrik eingeführt worden, die auf andere erwünschte Gebiete ausgeweitet werden soll. Hier sieht der Autor zwei Herangehensweisen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: einerseite eine Politik, die diskriminiert und, unter Vorspiegelung einer beliebigen "Freiheit" ausgrenzt und verletzt, andererseits eine inkludierende Sicht, die dem Dichter eine Teilnahme der Wortwerkkonsumenten zusichert, die ihm schon wegen der Mühe, die er sich beim Schreiben gemacht hat, zusteht.
Ohne jetzt näher auf die weiteren in der Untersuchung behandelten Themen wie: Lesepflicht, Zwangskomment, das Ich und der Klick, sexuell motivierte Übersprungsbeklickung etc einzugehen, möchte ich jedem Interessierten die Lektüre ans Dichterherz legen. Die Frage ist doch wirklich ernsthaft zu diskutieren, wie lange das noch gut geht, wenn jeder macht, was er will.