Donnerstag, April 29, 2010

Zweizeilige Tiere 9 (Trunkentum)




Besoffen lallt der Enterich:
n-nachhause gehich nich.

Der Hecht zecht mit dem Kabeljau
sich hacke-stracke-knalle blau.

Honigbienen süffeln Met
bis sich alles um sie dreht.

Der letzte Schluck war leider schlecht.
Nun spotzt und speit der kranke Specht.

Der Affe fühlt sich neu geboren,
nascht er vom Obst, das frisch vergoren.

Im Gasthaus "Zu den Silberfischen"
sieht man Asseln Altbier zischen.

Säuft die Ziege Äppelwoi
bleibt sie ihrem Bock nicht treu.

Der Geier kennt die alte Leier:
erst die Feier, dann Gereiher.

Die Drossel im Wacholder trinkt
Schnaps, bis sie zu Boden sinkt.

Mieze, warnt der weise Vater,
tank kein Wein, sonst kriegste Kater.

Mittwoch, April 28, 2010

Zweizeilige Tiere 8 (Erotisch)



Der Hamster ist ein Tier der Tat,
er treibt es oft in seinem Rad.

Weibliche Zitronenfalter
tragen niemals Büstenhalter.

Im tiefen Walde lebt der Schrat
solitär im Zölibat.

Gerne sieht der Schweinemann
sich versaute Filme an.

Beim Stachelschwein lief alles schief,
durchlöchert das Präservativ.

Der Condor steht unter Strom:
Condorin will nur mit Kondom.

Wenn Riesenkalamare schubbern
fängt die Tiefsee an zu blubbern.

Das Hähnchen ist im Liebeswahn,
was Federn hat, das springt es an.

Der Mullmann ist beständig nackt
im Vorgriff auf den nächsten Akt.

Ganz ohne Vorspiel kommt es bei Schnecken
zu lustbetontem Selbstbeschlecken.

Im Notfall greift Frau Killerwal
als Dildo sich den Zitteraal.

Dienstag, April 27, 2010

Zweizeilige Tiere 7 (Schmöken)



Tiger würden, statt zu fauchen,
lieber eine Lucky schmauchen.

Die Schlange fand im Wüstensand
eine Stange rote Hand.

Mein Teddybär ist seit jeher
hemmungsloser Nichtraucher.

Gerne pafft der Osterhase
filterlose Gauloise.

Behaglich sitzt der Wurm im Holz,
zieht an einer Overstolz.

Der Krebs dampft nimmermehr HB,
denn ihm tut die Lunge weh.

Es ist gebräuchlich bei den Affen,
Bananenschalen pur zu paffen.

Leicht spannt das Pferd sich vor den Pflug
nach einem Karo-Lungenzug.

Jeden Morgen husten die Flöhe:
zwanzig Schachteln Marlboröe.

Der Elefant quarzt elegant
eine Peter Stuyvesant.

Das Warzenschwein riecht ranzig
nach Ernte dreiundzwanzig.

Enten wollen vor dem Tauchen
erst mal eine Reval rauchen.

Montag, April 26, 2010

Ernsthafte Maßnahmen



Die hungrigen Herren sind äußerst ungehalten,
sie fordern frische Hirne zum sofortigen Verzehr.
Das letzte Wort ist lange schon gefallen, vom Wachtturm
tönt der Ruf: Tribut! Gerechtigkeit! Für uns!
Wie kann die Welt es wagen, noch zu widerstehen?
Nach Lage der Akten ist die Sache geklärt.

Man spalte ein paar Schädel, trenne sie vom Rumpf,
das düngt die alte Zwietracht. Brenn, System -
denn deine Schuld ist größer als ein Leben.
Später wird es Feste auf der neuen Festung geben.

SMS Abschied 9



Die Hütte sieht aus wie eine Baracke,
das Essen? Ein einziges Drama.
Du nuschelst nur Unsinn, alte Schabracke.
Mich ziehts nach Kenia,
Obama

Zweizeiliges Tier 6



Oben auf dem Rheindeich,
Schäfchen, da ist dein Reich.

Donnerstag, April 22, 2010

Limerick 2



ÖPNV

Herr Müller im Busse nach Schkopau
sagt: Jung, wenn ich dir vor den Kopp hau,
dann küsst du die Sterne,
dann fliegst du bis Herne.
Das Handy aus, dalli, sonst ciao-ciao.

PV
Der Küster im Essener Dom
war manchmal ein klein wenig Hom
oerotisch, wenn
auch schon sklerotisch.
Jetzt putzt er die Fliesen in Rom.

ÖP
Die Grünen im lippischen Lünen
befanden: Die Menschheit muss sühnen.
Für ihre Verbrechen
lasst Windräder sprechen,
doch nicht in toskanischen Dünen.

SMS Abschiedsbriefe 8



Bis soeben scherzten wir noch heiter,
Herz und Seele, alle waren froh.
Trink, Verräter, diesen Kübel Eiter.
Tinky-Winky, Laa-Laa, Dipsy,
Po

Was ich habe, brauchst du nicht?
Du redest Quatsch mit Sauce.
Ich knipps dir aus das Sonnenlicht.
Alexander
der Große

Montag, April 19, 2010

Flecken auf Fühlen



Man mag das Elend nicht mehr sehen,
ich hab & könntest, würdest du
vielleicht bestimmt mag man das drehen
& sollten wir den Test bestehen &
wären wir nicht immer zu
beschäftigt. Pause, aus dem Handgelenk
schenkt einer/einer ein, wer kennt wohl Spass,
man plane voraus Wirgedenk
(Gemeinsam ich & du Geschenk)&
da errechnet sich noch was.

Zweizeilige Tiere 5



Zum Doktor sprach der Windhund:
Isch fiehl misch ganz do hint' wund.

Im Freibad grüßt der weiße Hai:
Sehl angenehm, ich heiße Wei.

Prinzeßchen liebt' den dicken Frosch,
der Phrasen stets beim Ficken drosch.

Zum Braten taugt der Hottemax,
kaum lohnend ist der Motte Hax.

Bedauerlich der Kaiman,
der Liebe nur im Mai kann.

Ein Blinder sieht beim Vierhorn:
dort ist hinten, hier ist vorn.

Echt nervig ist der Mörderfisch,
der ständig fordert: Förder misch.

Zur Nachtzeit schlürft die Mutter Bilch
gern zwei, drei Schoppen Buttermilch.

Zum Wald hin zieht die Bürgerwehr
ans Fell geht es dem Würgerbär.

Leidkolumne



Jenseits der Leibe ewiges Elend
in pinke Montur gebrannt &
Asipalme auffem Wiedekopf
die Wahrheit soll öffentlich
innen Dialog gekommen sein
wo versteht man darunter
verbrochenes? Das ist nicht mein
Artikel, Leugner & Lügner.

Reflektierende Flächen



Kein Mund mehr vor dem leeren Blatt,
ein Apparat aus Stahl und Draht, geölt,
geputzt und warm ist die Tabumaschine,
saugt das Mark aus den Steinen ihrer Stadt.

Ein König der leeren Regale tanzt und singt,
reißt alte Wunden ab vor Freude auf die Zeiten
ohne Luft an Schwellen der Wahrnehmung
und wiederholt sich wieder und wieder springt

ihm aus der fast geballten Hand,
was er sich niemals zugestanden hat.
Und wie ein Messer in den Körper dringt,
befallen Klänge ihn von jeder Wand.

Triolett an eine Made



Iss nicht zu viel fetten Speck,
denn der legt sich auf die Hüften.
Schwer geht das dann wieder weg -
Iss nicht von dem fetten Speck.
Macht es dich auch völlig jeck,
wenn er lockt mit seinen Düften -
iss ihn nicht, den fetten Speck,
denn sonst klebt er an den Hüften.

Sonntag, April 18, 2010

Bericht an die Kompetenzzentrale



Auf geheimen Etagen werden Listen ausgefertigt und Pläne angelegt zur Verschleierung der Sachverhalte, während auf den Straßen erste Exekutionen stattfinden. Die Stiefel der Gefallenen werden stehen gelassen. In Einfahrten und Durchlässen kommt es zu spontanen Aufmärschen der Unordnungsmächte, Intrigen werden aufgedeckt. Die Medien führen Verdächtige vor, schließen Möglichkeiten aus, vielversprechende Koalitionen finden sich zusammen und zerbrechen.
Anscheinend Unschuldige verschwinden, fallen der Vergessenheit anheim. Der Markt für Verschwörungsgerüchte wächst, Alarmmeldungen werden stündlich aktualisiert, Märkte werden erobert und gehen verloren. Die Richtigkeit der Maßnahmen zur Durchführung konsolidierender Projekte beweist sich im Scheitern der Führer. Unter den Dächern stagnieren Handel und Produktion, mit der Verteilung des Mangels werden Befugte beauftragt, an den Innengrenzen werden Sicherungsstreifen und Freiwohnanlagen errichtet. Vor den Toren der Zustandsbehörden verfassen Schriftkundige Gesuche an die Geldämter in vielfacher Ausfertigung.

Es wird dringlich zu verschärfter Vorgehensweise geraten.
Durchschläge an das Ministerium für innere Unsicherheit, die Verkehrsverhinderungsbehörden und die Geheimräte für Desintegration.

Dienstag, April 06, 2010

Bewegung



Gleich hinter diesem schroffen Hügel liegt die Farm,
ein atemloser Aufstieg, dann abwärts in die Finsternis.
Die Vorhut schneidet durch den Stacheldraht
ein Loch, wir schwärmen aus, wir eilen euch zu Hilfe,
gequälte, unterdrückte und missbrauchte Kreaturen.

Es ist geschafft, die Tore stehen offen, lauft,
versteckt euch, ihr seid endlich frei zu grasen,
so wie es euch gefällt, ihr Schokiosterhäschen.

bevor die zungen



schuldig wie hölle himmel versprechen
hände reißen löcher auf ins jetzt
verkündet bejubelt verlacht ein posten
weint am tor aus dem nichts
verraten seine küsse höhepunkte
von schattenbelichteter heimkehr

Phoben



Phobosse - die Chefs
Phobeten - der einfache Mann, Normal Otto-Verbraucher
Phobonkel, Phobopas, Phobomas - die reife Generation
Phobitiker - davon sitzen einige im Bundestag
Phobengel, Phobauken - besonders rabiate Richtung, s.a. Phobigans
Phobama - das ist jetzt ein ganz anderes Thema

Limousine



Weltniveau an Schäbigkeit erreicht
im permanenten Schlussverkauf.
Der Souverän fährt Kettcar mit Bravour.

Sterne brennen tief gelegt im Schuldbereich
sind Pizzataxis unterwegs zu Kunden,
die sich nicht erinnern können.

Hier brennt vielleicht ein Viertel ab
und zu entzündet sich ein Mut
an Haufen, die kein Zugeständnis übersteigt.

Das nennt die Stadtverwaltung bunt
(man will bestimmt nichts falsches sagen)
und schweigt darüber weg ins Aus.

Mission



10.04.2010
Gestern nacht schon wieder Gesichte gehabt. Gott will in mich fahren, mich erleuchten, erwecken, zum Handeln aufrufen. Danke, ich habe auch so schon genug zu erledigen. Keine Lust, an der Ecke zu stehen und zu propheten.
11.04.2010
Jetzt erscheint er mir schon tagsüber, als winzige Rauchwolke verkleidet raunt er mir ständig ins Ohr: "Kehre um, sage zu, es wird dein Schaden auch nicht sein." Wie soll man denn da anständig seinen Job erledigen? Trotzdem, die Ankündigung eines innovativen Geschäftsmodells macht neugierig.
12.04.2010
Ärger mit dem Chef, Kunden haben sich beschwert. Angeblich murmele ich gelegentlich "Verpiss dich, Alter" vor mich hin. Ich meine, wie soll man da nicht nervös werden,wenn einem ständig Botschaften ins Ohr trompetet werden?
Vielleicht sollte ich doch nachgeben und morgen ins Glaubensbusiness einsteigen.
15.04.2010
Job gekündigt. Stehe jetzt auf einer Seifenkiste, Ecke Königstr/Hohe Str. Die neue Aufgabe ist einfach, ich brauche nur die Einflüsterungen laut zu wiederholen. Mein Arbeitsanzug ist eine wollene Kutte, die bei den für diese Jahreszeit zu niedrigen Temperaturen angenehm zu tragen ist. Hoffe für den Sommer auf legerere Bekleidung.Schon in den ersten Stunden zwei Anhänger gefunden, sitzen mit glühenden Wangen auf dem Boden und tippen jedes Wort in ihre I-pads. Wird wohl alles in Echtzeit hochgeladen.
16.04.2010
Meine Jünger haben in sämtlichen sozialen Netzwerken eine I-God-Seite eingerichtet,phänomenaler Erfolg, zigtausende von Freunden gewonnen, Tendenz steigend. Mittags auf dem Amt Gewerbe angemeldet als Prophet/Missionar. Kann jetzt Amtskirche gründen und Steuern erheben.
Nachmittags Streit mit einigen Anhängern der "Religion des Friedens". Frieden, mein Arsch, denen haben es die meinigen aber gezeigt. Bin ständig von Kickboxern umgeben,die lassen nichts anbrennen.
Abends Verhandlung gegen Abweichler, da kennt das Gesetz nur eines: Tod durch Bewerfen mit gekochtem Rosenkohl. Bestrafung wegen der gegenwärtigen Verfassungnicht möglich, beschließe, Partei zu gründen. Die Welt soll den neuen Glauben kennenlernen.
Wie schnell der Irrtum sein teuflisches Haupt erhebt! Ketzer sind eine echte Plage.
17.04.2010
Als unaufhaltbare Woge branden wir gegen die Tempel der fehlgeleiteten Anhänger abartiger Götzen. Brenn, alte Welt, aus deiner Asche soll das Neue erstehen. Große Zeiten stehen ins Haus.