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In den letzten vierzig Jahren habt ihr mir mindestens zehn Räder geklaut, ihr Schurken und Halunken. Am 15.8.2011 hat wieder einer von euch zugeschlagen. Am hellichten Tag, vor der Stadtbücherei Duisburg-Mitte. Es gibt einen Zeugen, der den Vorgang wie folgt beschreibt: Ein untersetzter Mann trägt schwitzend mein (vorne und hinten mit guten Schlössern gesichertes, aber dummerweise nirgends angeschlossenes) Rad über die Düsseldorfer Str. Darauf angesprochen, dass es doch normalerweise andersherum sei, antwortet er, er habe den Schlüssel verloren und wirft das Rad in den Kofferaum eines weinroten Audi mit dem Kennzeichen WES UA 419. Die von mir kurz darauf angerufene Polizei hat bis heute leider das ursprüngliche Besitzverhältnis nicht wiederherstellen können.
Eine Freundin, der ich die Geschichte erzählt habe und die ein Fahrrad sucht, rief mich an: Da sei jemand, der Kleinanzeigen schaltet mit angesagten Markenrädern und, kontaktiert, erklärt, dass ebendiese Marken nicht mehr erhältlich seien, dafür aber andere. Wer hat denn privat etliche Räder abzugeben? Ich denke, das läuft wie folgt: im Auftrag klauen mobile Einheiten, liefern ihre Beute bei Hehlern ab, die untereinander die Ware tauschen, so dass die Bikes in anderen Städten verscherbelt werden können. Ein recht risikoarmes Geschäft, das aber, wie jedes andere Geschäft, davon lebt, dass es Kunden gibt. Natürlich ist für jeden von uns ein Schnäppchen eine Verlockung, aber wenn ich eine Ware von jemandem kaufe, der ein Dieb ist, unterstütze ich eine Kultur, die die von mir gekaufte Ware wiederum als potentielles Diebesgut ansieht.
Mein Rad: Hercules Bermuda 27 silber/blau, Damenrahmen, 28", Rahmennummer 14894AC602H, Beschädigung an der linken Lenkermoosgummiummantelung (schönes Wort), chinesische Doppelglocke, frisch aufgezogene Marathon-Plus-Reifen von Schwalbe (ich hatte die Schnauze voll von ständigen Platten wegen der von grenzdebilen Deppen auf Fahrradwegen zerdepperten Bierflaschen, aber das ist eine andere Geschichte), gekauft bei Little John Bikes, Duisburg (empfehlenswerte Firma, Aufkleber).
Für andere mag mein Hercules eine Sache sein, für mich ist es eine Geschichte von Ritten in den Sonnenuntergang, von besuchten Orten, von bezwungenen Anhöhen und beschwingten Abfahrten, es hat eine Seele. Darum verfluche ich hiermit Dieb, Hehler und Käufer: ihr werdet in der Fahrradhölle schmoren.
Mir aber reicht es jetzt! Ich erkläre: Fahrraddiebe, ich kaufe keine Räder mehr für euch. Besorgt sie euch woanders.