Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Montag, Oktober 25, 2010
Once in a lifetime
Laughing dead Salmon
finally made it,
out to the seas,
back to the shore.
Managing baits,
steep ladders and
trapnets. Mere survival
is a bore.
Donnerstag, Oktober 14, 2010
Führerschaft
Der Patriarch lag sehr im Sterben,
um ihn herum der Kinder Schar,
die, voll der Hoffnung, was zu erben,
nicht ahnte, dass er pleite war.
Da sprach er - kaum zu hören -
" Ihr Kinderlein, lauscht zu,
ihr sollt nicht meine Worte stören
und danach will ich eine Ruh."
"Ich triebs im Leben ziemlich wild,
ein heißer Feger bin ich gewesen.
Jetzt bin ich eher altersmild,
mehr so ein nackiger Besen.
Nun will ich meinem Lieblingssohn
im Vertrauen etwas sagen.
Ihr andern, schleichet euch davon,
ihr könnt ihn nachher fragen."
Und als hinfort der Kinder Schar,
erklang die Stimme des Alten:
"Was ich sage, das ist wahr,
so hör es zum Behalten:
diese Welt ist grauenhaft,
schwerlich zu gestalten.
Sei du der, der Grauen schafft,
strenge im Verwalten."
"Und -" so sprach der greise Vater,
sterbend an Geiste und Glied:
"Lern was gescheites, werde Diktater."
Verstummte und verschied.
Porcellio scaber
Am liebsten sah die Kellerassel
Hongkong-Thriller, hart und kalt.
Autorenfilme mit Gequassel,
die nervten sie,
so schlief sie bald.
Und träumte, was sie täte
wenn sie bewaffnet wär
und hätte einen Colt,
noch besser ein Gewehr.
Da waren ihre Träume,
ein Meer von Blut. Und bald
sinnierte sie beständig,
von Morden und Gewalt.
Das kleine Herz der Kellerassel
schlug wie eine Kinderrassel
wenn sie ans Sterben dachte
an Töten und Geschlachte,
bis plötzlich sie ein Ende fand,
zerquetscht von einer Menschenhand.
Doch noch im letzten Augenblick
da schrie sie auf: ich schieß zurück!
Ausbildung
Liebe Mami, lieber Papi,
vielen Dank für das Paket zum Geburtstag. Ich freue mich besonders über die zwei Gläser Gurkenkonfitüre, die bekommen wir hier nie genug zu essen. Bitte teilt Omi mit, dass meine Konfektionsgröße inzwischen 52 beträgt, ihr Pullover mir damit drei Nummern zu klein ist. Ich werde ihn aufribbeln und die Wolle einer klimafreundlichen Verwendung zuführen.
Das Studium "germanistische Scholastik fürs Lehramt" habe ich inzwischen aufgegeben, laut der Planzahlen des Amtes für aussichtsreiche Ausbildungen wäre eine solche Ausbildung aussichtslos.
Wir sind hier, auf dem Campus, eine multikulturellgemischte Truppe, jeden Abend brechen neue Kämpfe aus über korrekte Getränke, Gedanken und Tanzschritte. Das ist erheiternd und weiterführend, da jeder die Leichen in seinem Keller neu entdecken kann. Dabei fällt mir ein, dass damals, als wir vom Besuch der Oberbilker Kirmes zurückkamen, ich muss wohl so 10 gewesen sein, du, Papi, zur Mami gesagt hast, soweit mir das heute noch erinnerlich ist, dass sie, die Mami, hätte sie am Bratwurststand nicht so lange getrödelt und nach scharfem Senf verlangt, uns nicht die Fahrt in der 8 (heute 708) verunmöglicht hätte um 19:08, mit der wir pünktlich heimgekehrt wären, um die Tagesschau zu sehen.
Trotzdem durchforste ich das Internet, sitze bis lange nach Einbruch der Dunkelheit in der Bibliothek und schreibe mir mit wissenschaflichen Koryphäen die Finger wund, um einen der Führungsplätze zu ergattern in meinem neuen Studienfach. Ihr werdet es nicht glauben, aber bald werde ich einer der ersten graduierten Desintegratoren sein. Vor mir liegen derart viele Aufgabenfelder, dass mir schwindelig wird.
Ich freue mich auf Ostern, dann sind wir wieder alle zusammen.
Grüßt die Familie,
euer R.
offene hähne
ich laufe dir immer zu
halt mich wie einen hund
vor mir gehst du
vors tor gejagt in tobende gerüche
zurück zum anfang gesetzt
auf lahmende pferde gestiegen
kein preis ist außer sich
gehört dazu ein etwa
wirf mich ab in großer höhe
aus dem stück wird nichts
sonst aufgeführt als wilde
flieger ohne flügel
benähmen sich anders
strömten kübel über
Oktember/Novober
Liquidation
Ich scheuch die Bücher vom Regal
in die Nacht: Hier kommt etwas völlig neues hin!
Wörter ohne Namen besinnungslos brechen
und andere Fahnen aufziehn, keine weißen.
Schmutzig gemachte Gedanken gewaschen,
gebügelt, gefaltet und an den Tag gelegt.
Aus allen Rohren Feuer fördernd
komm ich auf dein Begräbnis
und piss an deinen Grabstein,
alter Mann.
Montag, Oktober 11, 2010
Haram
Die Erstfrau Allahs war tierisch gemein,
servierte zum Frühstück schon Schweine in Wein.
Weib Nummer zwei, nicht weniger böse,
brachte zu Tisch ein Hundegekröse.
Die dritte Gemahlin, am Mittag dann,
trug ihm Rattengulasch an.
Gattin vier triebs auf die Spitze:
Meerschweinbries an Eselszitze.
Der Herr hat den Harem, samt seiner Saucen,
verstoßen, verstoßen und dreifach verstoßen.
Samstag, Oktober 02, 2010
Anonyme Destruktoren
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich durch eine Verurteilung des Amtsgerichts Hasewinkel verpflichtet bin, mich einer Maßnahme zur Vermeidung Freiheitsbeschränkender Bewegungseinengungen zu unterziehen, möchte ich gerne auf Ihr Inserat im Bielefelder Bürgerboten Bezug nehmen.
Ich bin sicher, dass ich mich für Ihr Programm qualifizieren kann und empfehle mich wie folgt:
Geboren als Sohn des freiberuflichen Genies Eitel Eiberstädt und seiner Frau, Gesine Gümpel, geborene Lotjonn, erblickte ich das Licht der Welt in Gütersloh. Unsere Familie war normal sozialkompatibel, ein strenger, fordernder, stets abwesender Vater und eine liebende, überbehütende Mutter. Schon im Alter von vier Jahren wollte ich Mama morden und Papa ehelichen. Als das nicht ging, schrie ich den ganzen Block zusammen. Die Nachbarn wollten mich steinigen, trafen aber nur Mami an der Schläfe, woraufhin diese in ein bis heute andauerndes Koma versank, welches ihren Anschluss an lebenserhaltende Maschinen verlangt.
Papi verlor darob jeglichen Lebensmut und versenkte sich in die tiefste Flasche, welche er aufzufinden vermochte. Dadurch war ich in meiner Freizeitgestaltung völlig frei gestellt und konnte meinen Impulsen ungehindert folgen. Zunächst beschränkte ich mich auf das Sprengen von Briefkästen, ein schief in der Angel hängendes, mit fremden Namen beschriftetes Blech schien mir die Erfüllung. Später schoß ich mit Luftpistolen auf bewegliche Ziele, Fahrräder, Autos, Straßenbahnen. Im Alter von ca fünfzehn begann ich, mich größeren Aufgaben zu widmen: Telephonhäuschen, Stromkästen, Telegraphenmasten, nichts war vor mir sicher. Ich liebte es, die Maschinenwesen winselnd zu Boden sinken zu sehen, Störungen im Ablauf zu verursachen, Fassaden zu zerbrechen und das Innerste zum Äußersten zu machen.
Erste Jugendstrafen lehrten mich, Vorsicht walten zu lassen. Ich stieg um auf fernbediente Sprengsätze. Schleusen, Autobahnbrücken, Fußgängerüberquerungen. Einige der größten Staus verdankt das Teutoburger Land mir. Aber, wie es so geht, Stolz macht unvorsichtig, ich wurde geschnappt und hart verurteilt. Darauf machte ich eine Ausbildung zum Schrottwart durch, wobei mich diese Arbeit sehr befriedigte, zerquetschen, zerstampfen, den Saft austreten zu sehen aus alten, rostigen, wehrlosen Apparaturen, aber Ach: die EU-Ausführungsbestimmungen zur energieneutralen Entsorgung verlangen eine feinmotorische Zergliederung sämtlicher Bestandteile industriell gefertigter Erzeugnisse bis ins Atom. Auch hier wurden wir Grobmotoriker wieder diskriminiert, so dass ich eine Anstellung als Abbruchsgehilfe suchte und fand. Sehr zu meiner Befriedigung fand ich mich an den Schalthebeln eines Raupenfahrzeugs mit angegliederter Abrißbirne wieder. Nicht zu beschreiben das Geräusch, der Geruch einknickender Altbauten, wenn der Mörtel spritzt, die Backsteine platzen, Leitungen ein letztes Mal seufzen und der Boden rumpelt. Wir rissen so viel ab, wie nur eben ging, bis ein Erlass der EU uns stoppte: feinmotorische Zergliederung usw s.o.
Wieder auf mich selbst gestellt, begann ich mit der Entzündung von auf den Straßen abgestellter Personenkraftwagen. Relativ risikolos, effektiv und aufsehenerregend, war dies doch nicht der Apfel vom Ei. Ich konnte verfackeln, soviel ich wollte, alles wurde nur einem Haufen von Spinnern gutgeschrieben, der irgendwas "politisches" für sich reklamierte. Damit wollte ich nichts zu tun haben, meine Politik bin ich mir selbst genug. Also begann ich, die Sprengung eines der letzten Industriekomplexe Deutschlands vorzubereiten, der HKM-Stahlwerke in Duisburg-Hüttenheim. Ich wollte einen mit Semtex, TNT, Nitroglyzerin und Benjamin Blümchen-Fanpostkarten befüllten Zeppelin über das Firmengelände fernsteuern, dort herabsenken und zur Explosion bringen. Was für eine Vorstellung!
Leider war ich unvorsichtig bei der Beschaffung der B.B.-Karten, der Verfassungsschutz in diesem Land ist nicht ohne und schwer gewitzt.
Ich wurde gefasst und verurteilt und appeliere dessenthalben an ihre geschätzte Gnade: Bitte therapieren Sie mich, ich sähe mich ansonsten gezwungen, nachts aufzustehen und Maschinen zu töten. Mit einer Pumpgun zwischen die Scheinwerfer eines BMW zu halten, mit einem Bowiemesser das Zuführungsrohr eines Laubsaugers zu durchtrennen oder das Bremssystem eines Sechzehntonners: das muss ja nicht sein.
MfG,
Eilfried Eiberstädt-Gümpel
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