Virtuelle Schublade für Bilder, Gedichte, Geschichten, Links und Zeug. Impressum: Rolf Menrath, Scheffelstr. 28, 47057 Duisburg, D
Dienstag, September 29, 2009
Dialog
Man sollte unterscheiden zwischen Lawinismus
und Lawine. Die eine kann nicht anders,
doch der andre will. Da setzt man an,
da muss man die Gespräche führen:
es gäbe sicher auch Gemeinschaft im Problem.
Was treibt, zum Beispiel, so ein Schneebrett hin
zum Abgang, wo das Dorf im Wege steht?
Na gut, die Hütten können weg,
und auf die Almen läßt es sich verzichten.
Es lebt sich leichter, sind die Unterschiede
nivelliert. Kein Tal droht mehr dem Berg
mit seiner Arroganz.
Wer führt?
Samstag, September 26, 2009
Weiter so
Ich weiß jetzt, wie das geht, muss die Muskeln im Gehirn beherrschen. Das ist sehr anstrengend. Manchmal ist das Bild unscharf. Dann stelle ich das Gesicht neu ein. Die Augen dürfen nicht zu offen sein. Der Mund kann Zähne zeigen. Aber nur ein paar. Den Kopf leicht geneigt nach hinten. Oberkörper vorgebeugt, die Knie etwas gekrümmt. Achtung auf das Zwerchfell. Atmung sollte kontrolliert erfolgen. Gegenüber mag nicht viel Kontakt. Es ist wichtig, ausgewogen zu bleiben. Das Andere fordert Mühe.
Tonfall angemessen. Zu viel ist zu wenig tief. Ich übe vor dem Spiegel, vergleiche Bilder. Sprache hängt im linken Winkel etwas schief und die rechte Wortwahl braucht Training. Locker zu stehen und hören ist schwer.
Heute abend werde ich erfolgreich lustig sein.
Freitag, September 25, 2009
Grungecore
Junge Männer mit elektrischen Gitarren singen
von Problemen, die sie gerne hätten.
Dem Drummer hat der Therapeut geraten,
täglich seine Becken zu verdreschen,
volles Rohr. Und unten, ganz tief unten
wühlt sich ein Bassist verzweifelt durchs Gedärm.
Verzückt frohlocken feuchte Mädchen
vor der Bühne um die Wette: Mir geht es
dreckiger als dir. Und auf dem Höhepunkt
schaltet irgend so ein Hausmeister den Strom ab.
Beim Barthaar des ...
Dienstag, September 22, 2009
Anstich
terror tätowieren
Freitag, September 18, 2009
Aus der Zeitschrift "Spiel mit" 09/11
Um dem negativen Image des Islam als Spaßbremsenglaube entgegenzuwirken, hat das saudi-arabische Informationsministerium unter der rechtmäßigen Leitung des Prof. Isl. Ma'a'zafak'r auf der neuen Spielbörse "Vater, Mutter, Kind und Umma" in Mekka etliche Spiele vorgestellt. Das Motto der Messe "Mit Würfel und Spielbrett in die Welt" soll den absoluten, unbeugbaren Friedenswillen der Gläubigen bezeugen. Wir wollen hier einige Produkte vorstellen, von denen wir sicher sind, dass sie besonders dem Westler das dringend erforderliche tiefere Verständnis für diese so oft missverstandene Religion verschaffen.
"Häng den Homo", ein originelles Vergnügen gerade auch für den Jungen im Mann. Geliefert wird ein detailgetreuer Baukran im Maßstab 1:20, mit dem man kleine schwule Püppchen aufhängen kann. Hier geht es darum, mit etwas Geschicklichkeit die Figürchen möglichst lange zappeln zu lassen.
"Steinigt die Krähen" kann man auch in der Buddelkiste, in der Wüste und überall da spielen, wo es genügend Sand gibt. Zwei Parteien treten gegeneinander an, von denen die eine vier schwarze, die andere vier blaue Burkanöppel bis zum Kopf eingräbt. Ziel ist es, vermittels der mitgelieferten Steinchen die mit moderner Elektronik ausgestatteten Figuren möglichst effizient vom Leben zum Tode zu bringen. Ist es draußen zu feucht, kann auch in der mitgelieferten Sandkiste (mit echtem Sand aus Medina) gespielt werden.
"Mahmud, spreng in die Luft", ein ursprünglich aus Palästina stammendes Gesellschaftsspiel für bis zu zehn Spieler. Auf einem ungewöhnlich großen Spielbrett wird eine Miniaturstadt aufgebaut und mit individuell gestalteten Figuren bevölkert. Die Teilnehmer versuchen, so schnell wie möglich möglichst viele dieser Spielsteine zu zersprengen, wobei sie je ein ferngesteuertes weibliches oder männliches Attentäterpüppchen lenken. Eine spannende Angelegenheit, weil manche Sprenggürtel vorzeitig explodieren. Ein wenig Würfelglück gehört auch dazu, da einige Felder ins Gefängnis oder zurück zum Anfang führen.
Bemerkenswert die hübsche Aufmachung der Umkartons, in denen die Spiele zu einem für die üppige Ausstattung niedrigen Preis angeboten werden. Einziges Manko scheint der Redaktion die Formelhaftigkeit der vor jedem Spielzug auszurufenden Anrufungen und die in unseren Breiten ohne Kompass kaum zu bewerkstelligende korrekte Ausrichtung der Spielfelder. Insgesamt: Turban ab für diese wichtige Idee zur Vertiefung der Verständigung zwischen den Völkern.
Freitag, September 11, 2009
wk1
Moritat
Mariechen saß weinend in Kampen:
nur notgeile Playboys mit Wampen.
Erst war ihr Barscheck,
dann noch der Kerl weg...
Nun muss sie alleine heim trampen.
Vom Betteln lebt jetzt das Mariechen,
man sieht es am Boden rum kriechen.
Ein Schild in der Hand:
Nehm Flaschen mit Pfand
und Dosen, die nicht nach Fisch riechen.
Mariechen hatt' auch eine Schwester,
die nascht' allzugerne vom Trester.
Sie wohnt' in Bad Soden
und handelt' mit Hoden
von spanischen Stieren, die Esther.
Entgegen der gängigen Moden
schrieb Esther begnadete Oden
voll Geist und Esprit,
doch las keiner die.
Sie rotten dahin auf dem Boden.
Mariechen nahm all ihre Blagen
(die jüngeren musste sie tragen)
und floh vor der Not
(die kennt kein Gebot)
um Hilfe und Schutz nachzufragen.
Versprach laut: Ich werd Abstinente
und schul um auf Forstassistente.
Doch lang hielt ihr Schwur
sie nicht in der Spur.
Es gibt zu viel Kerle mit Rente.
Anakonda
Pilgren
Donnerstag, September 10, 2009
Stationsbericht
01.09.2019, 08:00
Übergabe.
Neueinlieferung um 05:45: Herr Paul Heinen, 58, ungepflegte Erscheinung, akuter Verwirrungszustand. Gewaschen und eingekleidet. Unterbringung in Saal 19, Bett 39. Medikamentöse Fixierung mit 0,88 mg Somalyserbinol, Dämmerzustand vermittels Lichtreduktion eingeleitet. Patient reagiert untypisch, beginnt zu lachen und schreit "Wir sind die Türken von morgen" in Endlosschleife. Herr Önder in Bett 31 beschwert sich über den Lärm, worauf Herr Heinen ihn als "Zwergwichser" und "Beutespießer" beschimpft. Herr Ö. verfällt in Jammerdelirium und muss mit 0,2 ml Ramokilam neu aufgebaut werden. Kein Therapeut in Rufbereitschaft, daher Einsatz mechanischer Rückhaltemittel (halal).
Herr H. singt inzwischen "phony Beatlemania has bitten the dust", beantwortet von einzelnen "London calling"-Rufen und dem Absingen von "All you need is love" durch die lärmbedingt erwachte Pilzkopf-Fraktion. Herr Michael Jäger baut sich vor dem Bett von Herrn H. auf und verlangt Satisfaktion. Aus der in Erregung durch Herausreißen seiner Kanüle verletzten Halsschlagader des Herrn J. spritzt feiner Blutnebel in den Saal, der sämtliche Putzboter zum Einsatz veranlasst, welche den Raum samt Insassen steril verschäumen.
06:22
Um die daraufhin eintretende Situation der Desorientierung der Patienten zu deeskalieren, speist das System "Saturday night fever" in die retinalen Bildschirme und die intraaurale PA. Herr H. befreit sich von den Bindemitteln, nimmt sein Gebiss in die rechte Hand und beginnt, die Schwestern damit ins Gesäß zu kneifen.
07:44
Herrn H. ist es gelungen, einer Sauerstoffflasche teilhaftig zu werden, welche er vermittels eines (illegalen) Feuerzeugs zu zünden droht, wenn nicht sofort der Film "Black throat" gezeigt und dazu "Gefangen in der BRD" abgespielt wird. Eine Analyse durch den Zentralcomputer lässt seine Drohung zu 98% wahrscheinlich erscheinen. Das Abspielen des Videos führt zu 23 spontanen Herzinfarkten, die zu 100% tödlich enden, da kein medizinisches Personal den Raum betreten mag und die Medboter durch den Einsatz der von den Putzbotern ausgeschäumten Reinmittel blockiert sind. Herr Stefan Auffemberg versucht ein klärendes Gespräch mit Heinen, wird von diesem jedoch durch Biss in den Adamsapfel zum Schweigen gebracht. Die Oberschwester gibt Einsatzbefehl für die Feuerfreiboter.
07:58
Beseitigung der Überreste, Räumung des Saales und Beginn der Renovierung.
troffen
Erlöst
Rost blättert von geborstenen Rohren, Farbe und Mörtel platzen von Wänden. Mit Stöcken und Händen schlagen wir auf Felle, schrill schrappen Perlennetze über Kalebassen, die doppelte Glocke markiert metallisch den Takt. Durch geborstene Fenster scheint ein Mond auf die Tänzer und Schatten springen über Flammen.
Kommt, Shango, Dambala, wir legen uns Klänge als Schutz auf die Schultern, wir spielen uns Geist in die Seele als Schild. Frei von Geschichte und Schuld an den Fehlern, kein Ballast im Gleichklang von Stampfen und Klatschen vereint mit dem Dasein. Jenseits der Wälder kennen wir keinen Baum, sind nur die Andren, rufen die Namen in Sprachen, die uns nicht verstehen.
Verschmolzen mit Stöcken und Fellen, Holz und mit Eisen an Füßen, wir wanken durch Wälder im Schweiß der Gesichte und schlagen die Breschen zur Ernte der Tränen. Wir kauen noch lange an ihrem Ersatz.
Veranschlagt
Goldiger
Man rufe moderate Radikale auf
zum Dialog. Abstrakter Realismus
ist das Thema. Jede(r) glaubt und
kann dann doch mal sagen dürfen,
ohne dass gleich Contra kommt,
nur weil sie (er) von dieser Sache
nichts versteht.
So geht das nicht mehr lange gut
und gerne auch die nächsten Wochen
über legt gefälligst das Ergebnis
fest auf den Boden der Werte
verloren geschraubt.
Dienstag, September 01, 2009
In Scheiße gemeißelt
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