Donnerstag, August 27, 2009

Gotisch



Die Klinge singt, es sinkt das Schwert
im Sturzflug auf der Feinde Nacken.
Ein Held hält Blutvergießen für verkehrt,
doch kann im Kampf sich nicht für packen.
Wer Brötchen will, der muss sie backen,
und wer in Hitze schwitzt, ist falsch am Herd.

Roh trennt vom Rumpf sich manche Runkel,
Fontänengleiche Tränen kalben in die Nacht.
Dem Helden scheint sein eigner Antrieb dunkel,
ist nur das Kampfgeschrei vorbei: es ist vollbracht.
Dann folgt das Volk gefühlvoll einer Macht,
die erst Gemetzel will und dann Geschunkel.

Samstag, August 22, 2009

Nacktmull



Nacktmulls Blagen prangen reinlich,
dreckig sind ihm Rangen peinlich.

Wählt uns



Die einfachste Lösung der Krisen
liegt klar im Verbieten von diesen.
Wir werden belügen,
bestehlen, betrügen
euch nimmer. So zahlt uns mit Miesen.

Auf dem Markt



Zum Schluss des Tages radikal im Preis gesenkt,
die superfrische Ware jetzt und hier im Sonderangebot.
Da geht der Kunde glücklich heim, komm, fass mal an,
ja schaut nur her, so festes Fleisch, die Haut ist straff.
Zahl zwei, nimm drei, ach was, ich geb noch eine drauf,
das ist geschenkt - die jüngste Beute aus Somalia.

Aufwärts



Ein Schwan in der Flugbahn, welch elender Mist,
wenn ein Truthahn im Wahn voll im Aufstiege ist.

Pantherinae



Als besonders arrogante
große Katze gilt die Panthe.
Etwas höher auf der Stiege
der Blasiertheit steht die Tige.
Doch als Dünkelavantgarde
bläst sich auf die Nebelparde.

"Jungs, merkt auf", der Löwer spricht:
"spielt mit solchen Miezen nicht!"

Freitag, August 14, 2009

Verbet



Vergib mir nie, denn ich weiß, was ich tue,
sortier mich selber ein am letzten Tag.
Ich lade dir keine Schuld auf. Dich
frag ich doch auch nicht danach,
was wir im Paradies verloren hatten.

So will ich dich an meinen Taten messen.
Wie viele Lippen hab ich wohl geküsst,
wie zärtlich war ich zu dieser Welt?
Ach, lass mal, liebe mich später nicht,
ich war noch nie dein Nächster.

Ärika



Ärika, ach Ärika, wildeste Wutz auf der Flur.
Du ahnst ja nicht, oh wüsstest du nur
wie mir geschieht. Das älteste Lied
spielt sich erneut ab vor innerem Schauen.

Du bringst mich zum Rasen oder darunter,
ich bäte dich fast, noch fester zu hauen.
Wir bauen auf Engel, wir färben uns bunter,
die Welt ist ein Pfuhl aus Ekel und Grauen,
ein Eckstein nur übrig, um darauf zu bauen.

Gerettet, erlöst, gen Himmel getragen,
die Fahrt nach ganz oben schlägt auf den Magen.
Doch jetzt ist egal, was mit uns geschieht,
wir stehen vor Petrus und stellen uns stur.

Jungpolitiker



Jungpolitiker gesotten,
feingehackt an viel Schalotten,
sind bekömmlich, doch geraten
braun erst nach sehr langem Braten.

beschieden



die gerade straße
durch scherben und asche
füttert feuer und schwert
spaltet zungen auf im dialog
lügt sich die taschen leer
geplünderte trümmer rauchen
selbst unterwerfung hilft nicht
eigene fremdheit zu finden

Zweifel



Es gibt die, die nennt man Bigotten,
welchselbige alles verschrotten.
Sie kennen nicht Gnade,
noch Nachsehen. Schade.
Sie mögen im Hades verrotten.

Bedauerliche Einzelfälle



Wir sägen uns blutig die eigenen Hälse,
Nacht fällt den Tag an, ein neues Gesetz
gebrochen. Beleidigte Richter:
Zieht eure Eingeweide weiter
hinter euch her. Offene Böden,
frisch gekälkt. Kuschelzeiten sind vorbei -
geschundene Hände. Hier gibt es
keinen leichten Ausweg mehr
auf dem Rücken der Blitze.

Spatz



Als altbewährten Schmutz-Schutz
trägt der moderne Spatz Latz.

Libellen



Beim allerhöchsten Sonnenstand, zum Schutze vor Mandibelbrand,
besuchen die Libellen sehr gerne beschattete Stellen.

Feuersalamander



Als stur bekannt, von alters her, sind Feuersalamander.
Sie brennen nie, man reibe sie auch noch so aneinander.

Löwe



Ein Löwe gerade changierte
(wie's nachrichtlich wirklich passierte)
von gräulich zu Grotte
aus Leu wurde Motte.
Was keinen mehr interessierte.