Donnerstag, August 30, 2007

Over Dover



Tonight you got shat on,
my loveliest love,
into your blue eyes
by the ugliest dove
that ever set sail
'pon the ponderous sea.
Be happy, dear love,
'twas the dove that shat,
not me.

Radar



Ich flieg so dicht am Boden
wie's eben noch so geht.
Als ungeplante Komponente
werf ich die Worte ab,
die keiner sonst versteht.

Verberg mich in Gedankenhöhlen,
verkrieche mich im Bodensatz,
und flüster leiser in den Wäldern,
wo keiner mich verorten kann.

Hier war schon immer Feindgebiet,
ich laufe nur mehr in der Nacht,
beschatte mich mit Propaganda,
ich seh mich um und sehe nur
Agenten fremder Macht.

Mistviecher



Eifriges Eilen,
elender Ekel,
flatterndes Fliegen
fieser Vampire.
Garstiges Gleiten
gieriger Gelsen,
mieser Moskitos,
mistiger Mücken.
Schwirrendes, surrendes,
summendes, sirrendes,
sausendes Segeln:
Tödliche Tat
zweihändig zerklatscht.

Steife Brise



Ich segle hart am Wind,
hinter mir verbrennen Brücken.
Ich lösche nie das Licht,
verschließe keine Tür.
Es ist mir nie zuviel,
und eher ist es mir zu wenig,
ich spiele jedes Spiel.
Gespannt vor meinen Bug.

Ich bin der Wind, der weht
und bin das hart gespannte Segel,
ich bin mir selber nicht genug.

Vermesse mir das Ziel,
so weit nach vorne wie es geht.
Der Sturm bläst mir
am liebsten in das Tuch
von allen Seiten.
Ich lebe mich nach meiner Regel.
Stets hart am Wind,
mach ich den ersten Zug.

Montag, August 27, 2007

entflammen der




wir feiern die fackeln
der sengen der flammen
meer braucht das lodern
der feuer im licht
blick der liebe schein
bar der atem
los im genick
bruch der zeiten
wende zu warten
der hitze gesicht
er und sie
den im fluss.

Quietscheentchen



Was hieltest du denn wohl davon,
wenn wir gemeinsam in die Wanne gingen?
Und Leinen los. Wir legten ab
die Seile, die schon lange an uns hingen,
und wickeln neu sie als Kokon.

Was dächt' der Nachbar, wenn wir lauthals sängen:
"Wir trinken fröhlich auf das Grab"
Und quer vom Rand ins flache Becken sprängen,
im outfit, das Natur uns gab?
"Aus!" wäre wohl der Ton vom nächsten Balkon.

Wir hätten lange nicht genug,
die Wanne liefe über und wir führen,
die Trepp' hinab als nackte Flut,
wir hingen aneinander um zu spüren,
der Badezusatz? Ein Betrug.

Aussenposten



Aus bizarren Wolkentürmen
stürmen Formen, Farben, Töne.
Schemen brennen in den Tagen,
ragen hoch im Schein der Nacht.

Machterfüllte Wörter mauern
trauernde in Grenzen ein.
Hassgebieter ihrer Gegner,
Lügner in der Zwischenzeit.

Weit gespannt das Netz der Händler,
Pendler der Empfindlichkeit,
jäh berührte Selbstbekläger,
Träger für den Sturz im Schacht.

Wacht bestimmt die Flut der Zeiten,
Weiten engen sich zum Tore.
Wirklichkeitsgestaltungswandler,
Siedler in der Burg im Moor.

Stultitia



Es war in einer Märzennacht,
von Schnee bedeckt die Wiesen.
Der Vollmond schien, mit mildem Glanz,
auf Zwerge wie auf Riesen.

Die droschen und zerschlugen sich,
ein Hauen und ein Stechen.
Sie tanzten einen Totentanz
auf Biegen und auf Brechen.

In Blut ertrank das ganze Land,
es tönte wehes Klagen.
Doch weiter ging der wilde Kampf,
er duldet' keine Fragen.

Da tönte laut ein Donnerhall,
aus Wolken hoch am Himmel:
"Ihr habt doch alle einen Knall,
erbärmliches Gewimmel.

Was soll denn dieser ganze Krach,
und was soll das Getöse?
Ihr macht ja noch die Toten wach.
Gebt Ruh', sonst werd ich böse!"

Es trat ein starker Riese vor,
ließ sein Organ ertönen:
"Wir wollen stolze Riesen sein
und wie die Stürme dröhnen."

"Genau so stolz wie die sind wir",
entgegneten die Zwerge.
"Denn die sind die und wir sind wir,
und wir sind hart wie Berge."

"OK", so schallte es herab,
"dann macht ihr mal so weiter.
Doch bildet ihr euch bloß nicht ein,
im Hades würd’ es heiter."

Es war in einer Märzennacht,
von Schnee bedeckt die Wiesen.
Der Vollmond schien, mit totem Glanz,
auf Zwerge wie auf Riesen.

Eine Sportart ohne passende Kleidung



Komm, wir gehen borderlinen,
diese Sportart macht echt Spass.
Ich versuchs mit Magisch Denken,
du machst dir die Arme nass.

Zwangsgedanken angeln gehen
wir im Tal der Amnesin,
winden wir Neurosenkränze,
binden sie zu Theorin.

Ich bin wütend, du hast Ängste,
falle mit ins Negativ.
Selbstverletzendes Verhalten?
Narbe macht dich attraktiv.

Amygdala ham wir beide,
auf ins Land der Depressionen.
Ziehn wir in den Hippocampus,
wo die Hirngespinste wohnen.

Donnerstag, August 23, 2007

Sans Pardon


Wenn Frösche was zu quaken hätten,
es wäre Lob auf soixante-neuf.
Sie rauchten viele Zigaretten
sans filtre und sie äßen Baguetten.
Sie trügen dunkle Baskenkappen,
avec fromage et un Gesöff.

Sie quappten sich durch die Ardennen,
l'amourten sich durch toute Paris.
Doch da sie nichts zu quaken haben:
hors d'oeuvres schlemmt der Sarkozy.

Mittwoch, August 22, 2007

Scheingeld





Mein Unvermögen ist umgeschichtet,
die Zeit der Zinsen ist gekommen.
Angesichts aller Umstände,
ungeachtet anfänglicher Ängste,
inmitten zerfetzter Sätze,
ein illegaler Gedankenimmigrant:
Wie schmecken Schmetterlinge?

Ueble Wetternachrede



Zunächst Eintrübung aus allen Himmelsrichtungen,
dann zieht ein breites Wolkenband über das Land.
Endlos fallen feine Tropfen, später auch dicke.
Danach Schauer und Wolkenbrüche, örtlich Starkregen.
Es fieselt, nieselt und rieselt. Nachts schweres Tröpfeln.
Es gießt und fällt, Niederschläge folgen auf Fluten.
Im Laufe der Vormittage Gewitterregen, Platzregen,
in Strömen pladdert, prasselt, schüttet und schifft es.
Später öffnet der Himmel seine Schleusen.
Die Sonne kann mir mal am Arsch scheinen.

Tempus fuckit




Ich trinke aus dem Stundenglas,
bezahle mit Minuten.
Als ob mein morgen Heute wär,
gab Gestern ich als Beute her
und ließ den Tag verbluten.

Hab mich an der Zeit vergangen,
vorgegangen in Sekunden.
Ich greif zur Uhr und tick entlang,
nick zur Unzeit ihrem Klang
und melde mich verschwunden.

Donnerstag, August 16, 2007

Soziale Gerechtigkeit




Immer strebt der Mensch im Leben,
was zu haben, zu behalten.
Hat er, muss er stetig streben,
Hab und Gut sich zu verwalten.

Weil dieses manchen schlaflos lässt bei Nacht
und viele schon verrückt geworden sind,
hat die Natur den Banditen gemacht,
sie machte ihn frei und machte ihn blind.

Die Frage, wem wohl was gehört -
irgendwie gehörts wohl allen? -
hat die Ganoven nie verstört.
Die Moral besteht aus Fallen.

So erfreue den Dieb und stimm ihn heiter
auf dass er seiner Pflicht gehorchen kann.
Lehn ihm ans Fenster gerne die Leiter,
denn schon den kleinsten Raubzug liebt der Mann.

P.S.
Eins hat der Gangster noch parat,
wenns nicht so läuft, wie er es will,
er gründet einfach einen Staat.
Und raubt dich aus. Bleib lieber still.

Dienstag, August 14, 2007

Uebernommen



Du zücktest deine Augen.
Mit entsichertem Lächeln
und einer viersilbigen Salve
brachtest du das Pulverfass
zum Überlaufen.
Du schicktest mich
auf die Knie vor dir.
Scharf geschaltet fror ich
eine Empfindung ein.
Schrieb dir gefälschte Briefe,
bildete Lügen aus,
die halb stimmten.
Ich legte Lunte aus
zwölf Buchstaben.
Wir schwitzten uns aus.

Samstag, August 11, 2007

Gegenteil einer Zugabe



Warum ist unser Stück denn so gefloppt?
(Die Pressemeute spricht von einer Posse).
Wir haben doch recht freudig aufgespielt.
Nun sitzt die Muse heulend in der Gosse.

Na gut, du warst nicht meine Erstbesetzung,
und ich kam nicht aus dem Charakterfach.
Dann probten wir. Es fehlten Regisseure.
So blieben wir im Ausdruck eher schwach.

Oh, süßer Schmerz, gefunden im Versagen,
wie blieben stets wir unsren Rollen treu.
Der Vorhang fiel und stille wards im Saale.
Ein andres Thema? Gut, wir spielens neu.

meise



Es fehlt dir, meise,
in die Annalen
einzugehn als stärkstes Tier,
an Lettern nur an dem Banalen
A. Nimm hin,
ich schenk es dir.

Haiku go



Gamsen am Gipfel,
schwarz im Sonnenuntergang.
Ein Jäger legt an.

Haiku shi



Singende Amsel,
braune Äpfel vergären.
Gartenlaube kotbedeckt.

Haiku san



Himmel wolkenlos.
Sommerwind weht Duft heran
vom nahen Klärwerk.

Aufheiterung



Seit Tagen graust es schon ein von Westen,
um das Gemüt braust aus Wolken ein Band.
Die besten Wetterfrösche verzagen,
sie tragen Schwarz und sie sehen kein Land.

Du aber freust dich an Regenschnuppen,
aus Wegen formst du, den Schlamm gestaltend,
die klammen Truppen, zerstreust sie im Wind,
Farbenvergebend, Frohsicht entfaltend.

Mittwoch, August 08, 2007

OT (Ziellos gerichtet)



Man möchte sein Gebiss ausbeißen
am Gewicht der Bilder.
Man möchte sein Gehirn zerschneiden
an der Schärfe der Worte,
in winzigen Fetzen
die Zunge austreiben.
Die Antworten verhören,
sich ihre Fehler eingestehen.
Man möchte sich zuschanden sehen,
die Augen ausfallen
einzeln,
einzeln.
Man möchte sich austreiben
aus den Dämonen.
Die Sätze foltern,
die unter einem leiden,
sich um die Laute bringen,
Geruchlos stellen
und dem Ziel den Weg versperren.

Haiku ni



Ein Ingenieur fehlt,
beginnende Kernschmelze.
Schnee liegt in der Luft.

Haiku ichi




Ein braunes Blatt fällt
auf den blauen Minivan.
Am Waldrand geparkt.

Montag, August 06, 2007

Ich auch!



Ich hab von jedem Thema keine Ahnung,
doch 'ne Meinung dazu hätt' ich allemal.
Die tritt bei mir stets lauthals in Erscheinung,
zu schweigen ist für mich die schlimmste Qual.

In jeder Runde sitze ich weit vorne,
vom Tuten hab ich Schimmer wie vom Blasen.
Mit GROSSBUCHSTABEN sprech ich in Minuten=
langen Scheingedankenverdeutungsphrasen.

So trag ich bei zum Wohle der Gemeinde,
Gefühlsgesteuert meine Überzeugung.
Und sei sie so authentisch wie bescheuert,
wer braucht schon Fakten? Wichtig ist die Beugung.

Limerick 4: Wattenscheid



Die Bewohner von Wattenscheid-Leithe,
dem Finanzamt warn immer als pleite
und derart abgebrannt bekannt,
dass man solches dort befand:
man lege die Akten beiseite.

Leitgenosse




Bist du einer von den Knackern,
die von früh bis spät nur rackern?
Findest du das auch zum Reihern:
Du musst schuften, andre feiern?
Bist du beständig angepisst,
weil dein Acker steinig ist?
Sollst dich bis zum Ende schinden,
mit Almosen nur abfinden?

Da läuft wohl irgendwas verkehrt,
verkauf dich nicht mehr unter Wert!
Lass dir das so nicht passieren,
du musst dich organisieren!
Sorg', dass dich die Welt bezahle,
werde selber zur Zentrale!
Nimm das Leben nicht ganz so schwer,
werd' doch einfach - Funktionär!

Sonntag, August 05, 2007

Fee



An Tagen wie diesem, wenn Treibsand mich ruft,
in Tiefen zu fliehen, wo Ruhe sich findet
vorm Sturm, der da tobt, die Aussicht verdunkelt,
auf strömende Lava, die Wege versperrt,
und das was Vertraut, sich ins Gegenteil windet -
dann sprichst du zu mir, und mit deinen Worten,
mit deinen Blicken verscheuchst du die Schatten,
in deinen Händen, die meine ersehnen
Zweifel aus Nebel, aus Zwielicht verwehen,
wir schenken uns etwas, das wir noch nie hatten.