Dienstag, April 14, 2009

Zahltag




Wir ließen die Motoren noch einmal aufheulen, dann war es still auf dem Dorfplatz. Keiner zu sehen, die Fenster geschlossen, einige Läden mit Brettern vernagelt, auf den Tischen der einzigen Bäckerei standen noch Tassen und Teller. Kalter Kaffee und angebissene Brote. Unser Besuch war offensichtlich angekündigt, aber groß konnte der Vorsprung der Bewohner nicht sein. Wir traten einige Türen ein und sahen in den Kellern und unter den Betten nach, niemand zu sehen. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefrischt und getankt hatten, steckten wir den Ort in Brand, ein hübsches Feuer, kilometerweit zu sehen. Das wird sie lehren, dachte ich, während wir langsam über schlechte Wege in die umliegenden Hügel fuhren. Es war früher Nachmittag, aber die Bergkette im Westen warf schon lange Schatten, so dass wir die Suchscheinwerfer einschalten mussten, um etwas sehen zu können zwischen dem dichten Gestrüpp und den Laubbäumen. Hans, unser Fährtenleser, wies auf einige abgebrochene Zweige. Hier lang waren sie gegangen, vor ungefähr drei Stunden. Wir gaben Gas und unsere Geländemotorräder brachten uns bald zu einer Lichtung. Hier hatten die Flüchtenden ihr Gepäck gelassen, aber das liessen wir liegen, für später.
Hinter einer Kurve fanden wir sie dann, ungefähr einhundert Personen, die meisten davon unbrauchbare alte Männer und Frauen. Typische Opfer, mit denen sich nichts anfangen ließ, keine Gegenwehr, stille Ergebenheit, kein Marktwert. Wir ketteten die jungen Mädchen aneinander, töteten die Jungen und machten uns auf den Weg zurück, um aus den Habseligkeiten auf der Lichtung die Wertsachen herauszusuchen. Warum nur machen uns diese Dörfler immer die Arbeit so schwer? Sie wissen doch genau, dass wir den Tribut holen. Vor uns kann sich keiner verstecken.

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