Mittwoch, November 19, 2014

Entweder Dschungel oder Wüste



Der Dachstuhl steht in Flammen,
im Herrenzimmer herrscht Gemütlichkeit.
Der Putz bricht Risse in die Wände
und man verschiebt die Aussicht
mit Gesten der Hand.

Das Glück der anderen im Fadenkreuz
behalten, da schaut man möglichst ganz genau
nicht hin
und jeder sagt: Na klar, muss sein, jedoch nicht hier.
Davon verstehe ich auch vieles
nicht.

Die Löcher in der Straße sind nach Promis benannt.
Im Euro-Shop ist Schlußverkauf,
für 50 Cent kopierte Witze aus Fernost.
Die Mehrheit ist zur Minderheit geworden,
zieht einen Vorteil aus dem Handicap,
kein Blatt im Kalendarium zu haben.
An jeder Ecke wächst ein neues Paradies.
Selbst wenn es echt ist, ist es falsch.

In einem Stellungsfrieden aufgerieben
zwischen Gülle und Jauche,
gesteht man freudige Verbrechen ein
an der Unmenschlichkeit.

Samstag, November 08, 2014

Lieberwicht



Er sucht für seine Lösung ein Problem,
er sucht und weiß, er wird es finden.
Er macht es sich gewisslich nicht bequem.

Denn es ist sicherlich nicht angenehm,
als einziger zu schauen unter Blinden.
Er sucht für seine Lösung ein Problem,

erstellt zunächst mal ein Modell aus Lehm,
den Zweiflern Zweifel zu entwinden.
Er macht es sich gewisslich nicht bequem.

Doch sind die Widerstände zu extrem,
so wandelt er gepeinigt unter Linden.
Er sucht für seine Lösung ein Problem,

verfasst ein konstruktives, kritisches Poem.
Jetzt muss der Nörgler doch verschwinden!
Er macht es sich gewisslich nicht bequem.

Wer nicht mit ihm marschierte, dem
wird er nun helfen, sich zu überwinden.
Er sucht für seine Lösung ein Problem.

Wem kann er jetzt noch trauen, wem?
Wie kann er seine Feinde ewig binden?
Er hat für seine Lösung ein Problem,
das wird für die gewisslich nicht bequem.