Mittwoch, August 22, 2012

Radschüttel


Ich such nach einem Schattenplatz
für meinen völlig platten Schatz.
Ihn schmerzen seine Reiterwadeln,
er kann so nicht mehr weiterradeln.
Man müsste einen Bus finden,
er möchte sich den Fuß binden.
Doch heißt es also: “Weiter, Herden”.
Das kann ja noch heiter werden.

Der moderate Taliban (Remix)






Wie jeden Morgen fährt der moderate Taliban
mit dem Jihad 500 ins Büro. Er trägt
den feschen Turban Marke Ali Boss,
und träumt vom neuen Mahmud-Benz-Coupe.

Sein Job ist schwer, er soll aus tausendeins Verboten
fünfhundertundeinhalbes machen, dabei keines ändern.
Zum Mittagessen gibt es Dialog mit Reis,
Europa kommt vorbei. Der Rest ist für die Frauen und die Kinder.

Natürlich dürfen Muttis lesen. Den Koran
gibt es im Dünndruck auch für Damentäschchen.
Die jüngste Tochter könnte manchmal in die Schule gehn,
wenn sich denn eine fände, die nicht gerade brennt.

Man köpft in Zukunft halb und hängt ein wenig auf,
mit Kieselsteinchen wird ab jetzt geworfen.
Die Viertfrau soll zumindest dreizehn sein,
man ist ja schließlich ziemlich moderat.

Am Abend dann ein Pfeifchen Grass,
ein Gläschen Scholl-Latour und vor der Bettzeit noch
ein Tässchen Käßmann-Tee.
Das renkt sich alles ein, ihr werdet es noch sehn.

Manche Leute haben echte Probleme


Mein Zahnarzt hat mir das Gebiss vermessen
und dabei die ganze Zeit davon geredet,
wie Tee und Kaffee, Rotwein, gutes Essen,
besonders süßes, saures, jeden, aber jeden
Zahn im Lauf der Jahre aus dem Garten Eden
treibt und wie die Höhe solcher Schäden
ihn zur Verzweiflung bringt:
Da kann man die Sanierung oft auch ganz vergessen!
Und wie er abends müde, grußlos, mit dem Tagesärger ringt.

Nachrichten aus der Zukunft






Gün/Der Tag
Duisburg, 22.04.2034

Von unserem Korrespondenten Moustapha Al-Schmitz

Bundeswehr stellt Ordnung her

Nachdem es in der letzten Woche während des Aufgrillens im Böninger Park zu Handgreiflichkeiten kam, als sich vermehrte Beschwerden wegen der Verbreitung von Schweinsmolekülen erhoben und sich handgreifliche Auseinandersetzungen über das gesamte Stadtgebiet verbreiteten, kam es gestern früh gegen 11:11 zu erheblichen Ausschreitungen, den so genannten Grillaufständen. Eine bisher unbekannte Gruppe namens Barbeque-Bandidos, unbestätigten Meldungen zufolge eine Unterabteilung der berüchtigten Grill-Guerilla, stürmte plündernd und brandschatzend das Rathaus. Der Oberbürgermeister Muhammad Haji Sauerland konnte der aufgebrachten Meute nur durch einen Sprung aus dem Fenster seines im ersten Stockwerk gelegenen Büros entkommen, wobei er sich eine ernste Bartverletzung zulegte, welche in der Düsseldorfer Uniklinik behandelt wird. Er befindet sich außer Lebensgefahr.
Ein geplantes Schweinenackenattentat auf den Kalifen von Marxloh, Mehmed Meyer-Menderes, konnte durch ein beherztes Eingreifen der neugegründeten Abteilung zur Niederhaltung abweichenden Verhaltens beim Sonderministerium in letzter Minute abgewendet werden. In einem durch die vermutlichen Täter angemieteten Lagerhaus wurden zahlreiche abgelaufene Würstel, Kottelettes, Bauchspeckgürtel und mehrere Fässer voll Schweinsgülle sichergestellt, die zur ordnungsmäßigen Vernichtung den zuständigen Ämtern übergeben wurden. Es bestand deren Angaben zufolge zu keiner Zeit eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung.
Nach ernstzunehmenden Ankündigungen der autonomen "Duisburg in den Rhein"-Aktivisten, die damit drohten,  Deiche zu sprengen und sämtliche tiefergelegenen Gebiete den Fluten zu überantworten, besetzte gestern die dritte Brigade des Heimatschutzheeres wichtige Knotenpunkte und schritt zu ersten Verhaftungen. Sämtliche Rädelsführer seien aus dem Verkehr gezogen, verlautete es aus gewöhnlich zuverlässigen Kreisen. Unbestätigt sind Meldungen, nach denen es zu rätselhaften Selbstmorden gekommen sein soll, vermutlich handelt es sich um Opfer der gemeinen Schweinepestilenz A.
Der Erzpräses der ök(o)umenischen Kirche Rheinruhr, Martin(a) Paulus-König, rief zu Ruhe und Besonnenheit auf. "Wir müssen uns verändern, um den Anderen aus seiner Andersartigkeit zu befreien", erklärte er während einer Pressekonferenz in der Imam-Salvator-Kirschee. "Toleranz ist gerade auch und besonders wichtig da, wo es um kritisches Hinterfragen und, besonders wichtig, Verändern von eigenen Dogmen, Vorstellungen und Verhaltensweisen geht. Grenzen zu setzen grenzt immer auch irgendwie ein oder aus."
Erste Maßnahmen der zuständigen Behörde zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung, zur Verhinderung des Lasters und zur Aufrechterhaltung der Tugend beinhalten: Kennzeichnung von Stätten, Personen und Transportmitteln des Umgangs mit Sus scrofa domestica, insbesonders Produkten, Derivaten, Atomen und Molekülen solchselbiger in Verbindung mit Zucht, Mast, Schlachtung und Inverkehrverbringung sämtlicher Produkte, Derivate, Atome und Moleküle oben genannter mittels geeigneter Verfahren. Speziell ist das dem Verzehr der Produkte dienende sogenannte "Grillen" und "Braten" der im Bundesgesetzblatt 13/22-A-15 näher bezeichneten Bestandteile dienende Verfahren des geruch- und rauchlosen Herstellens verzehrfähiger Bestandteile von Haus- und wildschweinen vermittels des patentierten Rauch- und geruchlosen Verfahrens zur hitzebezogenen Zubereitung schweinischer Produkte in geschlossenen Schutzräumen anzuwenden, besonders unter Berücksichtigung einer energieschonenden Vorgehensweise.
Die amtierende Vilayetkanzlerin Ayshe Brandkohl gab in einem Kurztwitterview mit dieser tweetschrift ihrer Hoffnung Ausdruck, dass nun "aller Zwietracht ein Ende bereitet sein möge und Diskriminierung, Vorurteile und das Streben nach Ungerechtigkeit und Bevormundung ihren Platz in der zuständigen Mülltonne der Geschichtsschreibung finden werden."

Montag, August 20, 2012

Zum Geburtstag






Schenkt mir bitte keine Blumen,
schenkt mir lieber ein Gewehr,
noch dazu ein paar Granaten,
Feldhaubitzen, Hacke, Spaten
und dann wünsche ich mir sehr,
ach, was soll der Geiz, ein Heer
gnadenloser Friedenmacher.
Diese Welt ist ungerecht,
nur Gelaber und Geschacher
und den Falschen geht es schlecht.

Die Fairordnung lautet nun,
jene künftig zu fairtreiben,
die, fairteilend, nur fair tun
(wer fairhungert, darf fairbleiben).
Doch die, die sich im Ungefair fairstecken,
sollen fairdursten und fairrecken.

Samstag, August 11, 2012

Sex-App







Ich hab mir gleich die neue Sex-App aufs Gerät geladen,
es bebt der Sessel und es zucken Waden.
Doch kurz vorm Höhepunkt verlischt das Licht:
Es hält der Akku nicht, was der Prospekt verspricht.

Auch weiß ich nicht, wie man verhindert,
dass eine etwaige Schwangerschaft die Freuden mindert.
So habe ich mein Smartphone eingetütet,
was wiederum ein Feuchtgefühl verhütet.

Man wird mich wohl dereinst vor einem kleinen Bildschirm finden,
mit tauben, blutenden und blinden
Daumen, Fingerspitzen:
Verschied im Bette nicht, verstarb im Sitzen.

Sex sells









Saugt der Alte an der Fluppe?
Sie kocht Beates Gummipuppe.

Ist der Gatte mal nicht willig,
Lidl hat die Gurke billig.

Zeigt die Gemahlin keine Lust,
kauf dir bei Aldi Putenbrust.

Versagt im Bett stets der Gemahl?
Finde Ausgleich bei Real.

Hat sie gar nichts mehr in petto?
Schlummertrünke gibts bei Netto.

Das Kaufland bietet ihm und ihr
nachhaltige Kaufplaisir.

Sinnspruch 1






Nimm das Leben nicht so schwer,
das nächste wird noch viel schwerer.