Dienstag, März 20, 2012

Fahr Bus und Bahn, komm später an






Wer Milch im Rucksack hatte, hat jetzt Butter,
ein fetter Riese fliegt als menschliche Kanonenkugel durch den Bus,
die Schwangere ganz hinten wird zur Mutter
und wer bis jetzt kein Wasser lassen musste, muss.

Die Staben aus dem Buch, sie taumeln durch den Wagen,
am Handy trennt ein Mädchen sich von seinem Freund,
wer einen hat, dem rebelliert der Magen,
zwei alte Hippies streiten laut um einen Joint.

Der Seebär vorne fühlt sich wie im Sturm auf seiner Jolle,
aus Eiern werden Omelette,
derb fluchend gehen sich drei Prollos an die Wolle
und keiner, der nicht gern ein eignes Auto hätte.

Der Fahrplan, bloß noch unverbindliche Idee,
wer hat die Löcher in den Teer geschlagen?
Es tut im Portmonee wie auch im Körper weh,
der Nahverkehr zählt nun als achte zu den Plagen.

Montag, März 19, 2012

Tattoo der Herrschaft







Wer, aus welchem Grund auch immer, Münzen sammelt mit dem Schwerpunkt Naher und Mittlerer Osten, wird schnell feststellen, dass dieses Thema bei eBay USA im Bereich Mittelalter angesiedelt ist. Die einzige Dynastie, die sich jemals länger gehalten hat im islamischen Raum, ist die Osmanische. Deren Imperium wurde zusammengehalten durch äußerste Strenge im Inneren und ständige Expansion nach außen, ein immerwährendes Vordringen und Ausplündern der besetzten Gebiete, Überfälle, Vertragsbrüche und der
Verheißung von Terror bei Unbotmäßigkeit. Als es schließlich nicht mehr möglich war, genügend Sklaven, Silber und Gold zu erbeuten, ging das Reich unter, pleite.
Weltliche und geistige Führer dieser Imperialisten waren die Sultane,  Nachfolger von Osman I. Ihre Beinamen sind bezeichnend, "der Eroberer", "der Betrunkene", "der Verrückte". Das Zeichen ihrer Herrschaft, in ganz Europa, auf dem indischen Subkontinent und in Arabien verhasst, ist die Tugra, ihr Namenszug in arabischer Kalligraphie. Sieht hübsch aus, lässt an tausendundeine Nacht denken, Istanbul bei Nacht und gibt es als Folienaufkleber bei eBay, als Uhr, als Wandtattoo, als Schlüsselanhänger.
In letzter Zeit sehe ich immer mehr Autos mit diesem Symbol auf der Heckscheibe, durchaus keine Kleinwagen und frage mich: was soll das? Warum gondelt jemand mit der Marke eines imperialistischen Raubstaates (man google Knabenraub, islamischer Sklavenhandel, Piraterie) durch meine friedlichen Gefilde? Unter diesem Zeichen wurden die Armenier ermordet, Generationen von Grenzbewohnern drangsaliert, "Ungläubige" zwangsbesteuert und jetzt fährt irgendsoein Heini damit spazieren?
Wer gegen rechts ist, gegen die Unterdrückung von Minderheiten und Frauen, gegen Körperstrafen und Willkür, der sollte spätestens im nächsten Stau hupen, wenn ein Anhänger der Reaktion vor ihm steht, mit dem Abzeichen eines menschenverachtenden Systems auf der Heckscheibe.

Ode an M.M.






Ich wäre gern dein Körbchenhalter
unter der gespannten Bluse
und ein Hauch von Schlüpferfalter,
lutschte liebevoll an deiner Buse,
griffest du mir nur inmitten
der Verkehrszeit in die Schritten.

Tief in deiner Kehle möcht ich wuseln,
mich an dir und dich an mir beduseln,
wollte dir im Hintern hummeln,
oktopussisch dich befummeln,
olfaktorisch dich beriechen,
über deinen G-Punkt kriechen.

Aber Weh erfahr ich heut,
du bestehst aus Zelluloid.
Fünfzig Jahre sind vergangen
und mein Traum scheint abgehangen.

Spaßgehabter






Ich wasch mir die Hände im Unglück der andern,
euch werd ich auch noch verrecken
sehen. Seite um Seite um Seite um
Saiten zerreißen, verbissen in Themen
zum Gähnen. Erregt euer Aufsehn alleine
sind wir gekommen, Kommune der schmutzig gemachten
Gedanken und jedes Ich ist gelogen.
Wunschtraumataxifahrer in kurzärmeligen Hosen
ziehn auf blinden Beinen, mit tauben Augen, stummen Ohren
auf für ein Land, das, JA, für sie geschlossen hat,
ganztags und -nachts in alternativen Quellwelten
findet sich jeder gesuchte als-ob-Beweis
steckt in der falschen Haut
ab ihr Idioten.

Samstag, März 10, 2012

Metamorphose


Einst war ein Mann mit einem Ding.
Ein Ding? Was für ein Ding? Ein Ding,
das runter bis zum Boden hing
und durch die Reibung Feuer fing.

Und weil der Mann an seinem Ding
wie auch das Ding am Manne hing,
so kaufte er sich einen Ring
und einen zweiten für sein Ding.
Sein Motto war: My thing is king.

Und als es dann ans Sterben ging
(er starb an einem Brathering,
es war am Ende vom Fasching)
da ward aus ihm ein Schmetterling
mit einem Ding. Ein Ding? Was für ein Ding?

Rennt hungrig


Seine Nase läuft sich dumm und wund
an zugehängten Spiegeln.
Er lacht die ganze Welt kaputt
und fragt sich selbst:
Wie heißen sie?

Von fremden Zungen aufgepeitscht
treibt er in einem Meer aus Regeln,
liest stammelnd, auf dem Rücken liegend,
aus dem Buch der Lesezeichen:
Die Dinge weinen sich nicht in den Schlaf,
so zieh aus Ziegeln eine lange, hohe Linie.

Die andern sind zu nah an seine Haut gebaut.