Donnerstag, Dezember 09, 2010

Kurzbesprechung



Der bekannte Anthropologe Professor Antonius Nabatäus von Hardstängl beschreibt in seiner kürzlich erschienen Untersuchung "Google pixelt meine Verse - über das Klickverhalten adoleszenter Wortwerker" in gewohnt unterhaltsamer Manier die verschiedenen antidiskrimatorischen Ansätze im Kampf gegen den Gedichterelativismus. Getreu der These "jedes Werk ist es wert, geklickt zu werden" werden verschiedene Maßnahmen bzw Unterlassungen beschrieben. Während in den laizistischen Gesellschaften des Westens eine unverbindliche Klickfreiheit vorherrscht, die dazu führt, dass bestimmte Dichtformate ins Hinterklicken geraten und es zu gefühlter Diskriminierung und Ausgrenzung kommen kann, deren mögliche Folgen wie Wortabusus und Verszwang gesellschaftlich unerwünscht sind, ist zum Beispiel im Silbensultanat von Zanzibar sowie einigen Gegenden des Südsudan eine Zwangsbeklickung religiöser Lyrik eingeführt worden, die auf andere erwünschte Gebiete ausgeweitet werden soll. Hier sieht der Autor zwei Herangehensweisen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: einerseite eine Politik, die diskriminiert und, unter Vorspiegelung einer beliebigen "Freiheit" ausgrenzt und verletzt, andererseits eine inkludierende Sicht, die dem Dichter eine Teilnahme der Wortwerkkonsumenten zusichert, die ihm schon wegen der Mühe, die er sich beim Schreiben gemacht hat, zusteht.
Ohne jetzt näher auf die weiteren in der Untersuchung behandelten Themen wie: Lesepflicht, Zwangskomment, das Ich und der Klick, sexuell motivierte Übersprungsbeklickung etc einzugehen, möchte ich jedem Interessierten die Lektüre ans Dichterherz legen. Die Frage ist doch wirklich ernsthaft zu diskutieren, wie lange das noch gut geht, wenn jeder macht, was er will.

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