Donnerstag, Oktober 14, 2010

Ausbildung



Liebe Mami, lieber Papi,
vielen Dank für das Paket zum Geburtstag. Ich freue mich besonders über die zwei Gläser Gurkenkonfitüre, die bekommen wir hier nie genug zu essen. Bitte teilt Omi mit, dass meine Konfektionsgröße inzwischen 52 beträgt, ihr Pullover mir damit drei Nummern zu klein ist. Ich werde ihn aufribbeln und die Wolle einer klimafreundlichen Verwendung zuführen.
Das Studium "germanistische Scholastik fürs Lehramt" habe ich inzwischen aufgegeben, laut der Planzahlen des Amtes für aussichtsreiche Ausbildungen wäre eine solche Ausbildung aussichtslos.
Wir sind hier, auf dem Campus, eine multikulturellgemischte Truppe, jeden Abend brechen neue Kämpfe aus über korrekte Getränke, Gedanken und Tanzschritte. Das ist erheiternd und weiterführend, da jeder die Leichen in seinem Keller neu entdecken kann. Dabei fällt mir ein, dass damals, als wir vom Besuch der Oberbilker Kirmes zurückkamen, ich muss wohl so 10 gewesen sein, du, Papi, zur Mami gesagt hast, soweit mir das heute noch erinnerlich ist, dass sie, die Mami, hätte sie am Bratwurststand nicht so lange getrödelt und nach scharfem Senf verlangt, uns nicht die Fahrt in der 8 (heute 708) verunmöglicht hätte um 19:08, mit der wir pünktlich heimgekehrt wären, um die Tagesschau zu sehen.
Trotzdem durchforste ich das Internet, sitze bis lange nach Einbruch der Dunkelheit in der Bibliothek und schreibe mir mit wissenschaflichen Koryphäen die Finger wund, um einen der Führungsplätze zu ergattern in meinem neuen Studienfach. Ihr werdet es nicht glauben, aber bald werde ich einer der ersten graduierten Desintegratoren sein. Vor mir liegen derart viele Aufgabenfelder, dass mir schwindelig wird.
Ich freue mich auf Ostern, dann sind wir wieder alle zusammen.
Grüßt die Familie,
euer R.

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