Dienstag, Juni 29, 2010

Durchführungsbestimmungen



Durchführungsbestimmungen für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland bezüglich des Erlasses des Brüsseler Hochkommissariats für ergebnisorientierte Fußballwettbewerbe.

1. Der Begriff "Mannschaft" ist ab sofort unzulässig und wird durch "Menschschaft" ersetzt. Relativ zu ihrem Bevölkerungsanteil sind Menschen mit besonderen Fähigkeiten und/oder Migrationshintergrund sowie Frauen zu integrieren. Für den bisherigen Frauenfußball gilt die Bestimmung ebenso, hier ist "Frauen" durch "Männer" zu ersetzen. Um eine Chancengleichheit aller zu erzielen, ist die Kommunikation auf Zeichensprache umzustellen. Für der Sehfähigkeit beraubte Mitspieler/innen gilt die Ausnahme der verbalen Verständigung.
2. Um unzulässige Spielzüge und Beeinträchtigungen der freien Bewegung zu verhindern, erhält jede/r Menschschaftsteilnehmer/in eine/n eigenen Schiedsrichter/in zugeteilt, dessen/deren Anordnungen unbedingt Folge zu leisten ist. Zudem wird jeder Spielzug filmisch dokumentiert und auf Regelkonformität kontrolliert.
3. Nationalfahnen und Nationalfarben sind nicht gestattet. Wahlweise dürfen die Europa- oder eine weiße Fahne verwendet werden. Anfeuerungsrufe der Zuschauer/innen dürfen sich nicht auf nationale Belange beziehen oder die gegnerische Menschschaft diskriminieren. Gestattet sind die Rufe: "Hüpf, Europa, hüpf", "Europa vor, noch ein Tor" sowie "Eu-ro-pa, Eu-ro-pa". Weitere Rufe und Gesänge werden zur Zeit vom Hochkommissariat für Gerechtigkeit und Gleichheit auf ihre Zulässigkeit geprüft.
4. Um Chancengleichheit zwischen den teilnehmenden Menschschaften zu gewährleisten, werden die Ergebnisse der Spiele vom Brüsseler Hochkommissariat festgelegt und nach Spielende bekanntgegeben. Überzählige oder fehlende Treffer sind zu subtrahieren beziehungsweise zu addieren. Der Begriff "Meisterschaft" wird durch "Championat/in" ersetzt. Die Championat/in-Trophäe in Form eines Zwitters mit besonderen Fähigkeiten sowie Migrationshintergrund ist aus Gerechtigkeitsgründen an sämtliche teilnehmenden Menschschaften zu vergeben.
5. Da das Spiel der Freude dienen soll, ist von jedem/jeder Zuschauer/in die vorgegebene Jubelquote einzuhalten, wobei der Schalldruck insgesamt nicht die Grenze von 85 dB übersteigen darf. Gegebenenfalls ist seitens der Spielleitung zur Mäßigung aufzurufen mit den Worten:"Quiet, please".
6. Um die Benachteiligung fußloser Fußballspieler/innen aufzuheben, ist eine neue Liga "Fußlosball" einzurichten, für die die obigen Bestimmungen entsprechend gelten.
7. Um die Benachteiligung Bergbewohnender Menschschaften zu beenden, findet ab sofort jedes/jede zweite Championt/in im Gebirge an Steilhängen statt.
8. Alle Teilnehmer/innen sowie Zuschauer/innen haben vor Spielbeginn eine schriftliche Selbstverpflichtungserklärung bezüglich der Einhaltung sämtlicher Regeln abzugeben und werden bei Fehlverhalten für das nächste Spiel gesperrt. Bei wiederholten Verstößen gegen das Regelwerk ist eine Ausschaffung aus dem Gebiet der Europäischen Union vorzunehmen.
9. Diese Regelungen werden nach Bedarf erweitert. Ziel ist die Erfassung eines jeden denk- und vorhersehbaren Einzelfalles sowie eine umfassende Chancengleichheit und die Herstellung von größtmöglicher Gerechtigkeit.

Montag, Juni 28, 2010

Scrabble I



Wenn ich dir zwei Flüglein böge,
flögest du zu mir?
Wenn das Schicksal uns verwöbe,
löge es aus Ichs ein Wir?

Wie ich liebend um dich würbe,
würfest du nur einen Blick
auf die Tode, die ich stürbe.
Mürbe scheint des Glückes Strick.

Der letzte Revoluzzer




Es ist vollbracht,
der alte Mensch ist tot,
nun mag der Neue kommen.
Ich will ihm nicht im Wege stehn
und häng mich auf und ab.

SMS Abschied 11




Ach, der Abschied fällt so schwer.
Du und ich, ein Klassiker.
Eng- und deutschland, was ein Knüller.
Bye bye brit says
Thomas Müller

Du führst dich auf wie Portugal.
Ich bin dein Schwan nicht, Lea.
Man ruft mich jenseits vom Ural
ins Lager
Nordkorea.

Dies ist die perfekte Ecke,
singt Brasilien in der Hecke.
Tore gabs genug im Spiele,
Schade, aus, Adios
Chile

Mittwoch, Juni 09, 2010

Migrant 1



Es träumte der Flüchtling
von Oder & Neiße,
fand beim Erwachen
nur Moder und Scheiße.

LARP


Er reitet in den Streit mit seinen Feinden,
die Namen tragen, welche fremd und tödlich sind.
Furcht kennt er keine, verbreitet Angst und Schrecken.
Geteert, gefedert, gerädert und gepfählt -
die Namen seiner ungezählten Opfer sind Legion.

Blindwütig fällt sein Streich, dem Gegner bleibt es nur zu fliehen,
die Schädel türmen sich zum Himmel hoch hinauf.
Dann endlich stürmt er vor die Burg, bewehrt mit Zinnen,
und aus des Turmes höchstem Fenster schallt ein Schrei:
Es gibt Miracoli - herbei, herbei.

später2



später

also beschlossen wir uns
für einander zu verschleißen
im grabenaushub stellungsspiel
zu null geht das nicht aus
einander abgepreiste subvention
ist kein win/win geschäft
getätigt.

Juniku



Für die Jahreszeit
dem Frosch zu warm zu kalt.
Normal ist Staat Schuld.

Montag, Juni 07, 2010

Product placement



Da zerren die Gedanken, nicht mehr frei,
ein Opfer tauscht sich aus zum Täter,
die Pferdestärken sind dabei.

Und einer übersteigt
sich selbst verhauchend in den Äther,
verneigt sich gar. Er geigt

die Töne der Eröffnungsfeier.
Und nach den Schnittchen, später,
im hinteren Bereich Geseier.

Es bürgt für Qualität Nirostastahl,
ein üppig angelegter Bräter
vermindert jedes Koches Qual.

Gerüttelt, nicht geschürt, geschüttelt, nicht gerührt 2



Teesüchtig oder Seetüchtig

Dichter, die in Zelten wohnen,
öffnen sich der Welten Zonen,
leben nicht als feister Meier,
lesen auf der Meisterfeier.

Bürger auf dem Steißbein,
Dasein ist dir Beißstein.
Unsre Dackel sehen Licht
doch du Lackel bist nur dicht.
Piepen bloße Putzelumpen
musst du dir vom Lutze pumpen.
Sein - ein ew'ger Zeitraum,
du erstickst im Reitzaum.
Wir werden Schindluder treiben,
wenn dir nur Schundlieder bleiben.

So verglüh als Hitzewelle
(deine Witze schienen Helle):
Wunderschön das Weinland
auf des Dichters Leinwand.

Limericks 6



Es steht in Baden-Württemberg
ein Hobbydichter-Umspannwerk.
Dort hat man mit armen
Poeten Erbarmen
und schult sie um zum Gartenzwerg.

Kein Dichter lebt in Berlin,
der letzte musste grad fliehn.
Statt Inspiration
nur Häme und Hohn
im Haufen aus "Stein und Benzin". (Zitat Seeed)

Man kann die Verdichter aus Hessen
getrost bis auf weitres vergessen.
Denn Schockschwerenöte,
ein Denkmal von Goethe
verbog und verbeult ihre Fressen.

Samstag, Juni 05, 2010

An die paar Reimer



Wenn ich solche Dichte-Dinge lese
weiß ich nicht, ob schweigen oder geigen
besser wär. Nach erster Anamnese
steht es nicht gut. Ich seh' se

(die lyrische Person) mit Ringen um die Augen,
den Kittel arg verschmutzt, die Schuhe ungeputzt
und in den Ecken könnte einer saugen.
Vielleicht verhülfen scharfe Laugen

dem Teil zu reinerem Erscheinungsbild.
(Gemeint ist das, was, niemals, wer da steht)
Bedenket dies: wer schmutzig reimt, dem quillt
ein Unmut oft entgegen, der Vergnügen killt.

Unsere Fahnen flattern uns voran



Es ist der vierte Juni, ein wunderbarer Frühlingstag, Grund, den Matjesmarkt in Deutschlands Matjeshauptstadt Nummer eins, Duisburg, zu besuchen. Hier, im einstigen Niederzentrum des Oberrheins, wo selbst Ein-Euro-Shops die Preise halbieren müssen, fand eine Demo der Partei "Irgendwie Links" statt gegen, na was wohl, den "brutalen Überfall eines israelischen Militärkommandos (Zitat Flugblatt)" usw. In der Hoffnung, einen Auftritt meines Privathelden "Hermann of Arabia" Dierkes zu erleben, begab ich mich zum Kundgebungsort, nebst geschätzten 300 Demonstranten. Nachdem sich alle fein in Weibchen und Männchen sortiert hatten und Transparente und Fahnen entrollt waren, gingen die verschiedenen Ansprachen leider auf Grund mangelhafter Ausrüstung (nur eine Box, die anderen waren wohl schon nach Gaza verschifft) und allgemeiner Geräusche unter. Das einzige, was ich zum Schluss der Rede irgendeiner Linksfrau verstehen konnte, war: gerechter Friede.
So nutzte ich die Zeit zum photographieren diverser Fahnen und zu einigen Gesprächen. Ich fragte einen ca 10jährigen Jungen, was denn wohl auf der über ihm wehenden, Arabisch bedruckten Fahne stünde. Er: keine Ahnung. Sein Vater: was mit Palästina? Ich: vielleicht was mit Coca Cola?
Ein freundlicher Polizist erklärte mir, dass er sehr wohl wisse, dass die grünen Fahnen die der Hamas seien, aber dass man die nicht so einfach da raus holen könne, da das anwesende Publikum recht emotional sei. Man würde aber dokumentieren. Es wäre andererseits nicht empfehlenswert, mit anderen Flaggen aufzuscheinen.
Dann ging die Demo los, Richtung Hochfeld (da stand früher mal das Siechen- und pesthaus). Vorneweg ein Grüppchen grauer Genossen und hennaroter -innen, hintendran die Massen, die allerdings nicht wussten, dass sie geführt wurden auf den Pfad der "Hoch die Internationale". Die Freunde aus dem nahen Osten hatten ihre eigenen Parolen: Tod den Faschisten, Krieg dem Krieg. Intifada bis zum Sieg. Im Zusammenhang: Israel-Agressor-Vernichtung. Frauen- kinder- massenmörder (wahlweise Kinderschänder) Israel. Al Mawt li Israel (Tod für Israel). Kahrolsun Israel (Verdammtes Israel) und dann eben noch das normale: Tekbir Allahu akbar (Allah ist größer als alles andere und komm mir jetzt keiner mit: damit meinen die doch auch alle anderen Götter).
Auf die Frage, ob er denn mit diesen immer lauter und schriller erschallenden Rufen einverstanden sei, erwiderte mir einer der Linksveranstalter, er könne nicht alles hören und er würde nicht sortieren und danke, das genügte mir.
Die Schlussveranstaltung fand dann unter dem Banner der Dev-Genc auf den Stufen der evangelischen Pauluskirche im Multikulti-Stadtteil Hochfeld statt. Nach den obligatorischen Allahu-akbar etc pp-rufen las ein Grauen noch eine Grußadresse von irgendeinem anderen Grauen vor, die in den Worten gipfelte: Für das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser.
Anscheinend hat der Mensch schon immer Drogen benutzt zur Enthebung und eines der ältesten Präparate ist der Antisemitismus. Nachdem die Versorgung mit diesem Produkt über Jahrzehnte zu wünschen übrig ließ, gibt es jetzt die Version 2.0 auf dem Markt: den Antizionismus. Doch auch dieser Rausch hat Nebenwirkungen: Schaum und -redefluss, Pogrompartybereitschaft, allgemeines Verblassen eines kaum vorhandenen Intellekts. So schreibe ich euch ins Poesiealbum:
Macht dir das Leben keinen Spass,
versuch es mal mit Judenhass.
Ich bin mir sicher, unsere Stadt schafft auch noch den Titel Antijude Deutschlands.