Montag, Juni 30, 2008

Wutorgel



Ein Tritt in feindliches Gebiet,
voll Hass für das, was ich nicht bin,
den Simpeln zeigen, wo der Wimpel brennt,
die Sicht verdrängt und das Gesicht vermint.
Kein gutes Haar bleibt in der Suppe,
die Galle bricht in Strömen aus dem Leib.
Weit draußen kämpfen bei den Truppen,
verpuppt in Zorngespinst aus Streit.
Für Feinde bietet sich die blanke Stirn
und Salven aus Verachtung hageln nieder.
Du willst nicht hören? Geh mir, fremdes Land,
du kannst dich nicht mal hinter Hecken schützen.

Samstag, Juni 28, 2008

Miesepeter



Ich bin von lauter Unzulänglichkeit umgeben,
von leerem Schnattern, plapperndem Geräusch
und keiner hört sich hin. Die Stimme zu erheben,
die mir die Kraft der kritischen Vernunft verleiht,
ist müßig. Alles, was gesagt wird, ist schon falsch,
weil man es anders meinen wollte, sagen könnte.
Ich lass es sein, stimm weder ab noch zu,
kein leeres Lächeln kostet mich die müde Welt. Nichts
ist erstrebenswert als Zustand, ich stamme nie
aus Meinungsmitte, spotte eurer Eitelkeit,
die mir ein hohler Spaß ist, giftiges Vergnügen.
Ich bin umgeben von verbrauchter Zeit.

Freitag, Juni 27, 2008

Donuts



Donuts are sweet,
donuts are yummy,
torture your guts
and burn in your tummy.

Inklusive Nebenkosten



Drei Meter vom Sofa zum Fenster,
ein langer Blick auf Wege ohne Licht,
kein Halt mehr bis zur Küche,
vorbei an bunten Bildern von Gelegenheit.
Aus Rissen in Tapeten
quillt Mörtel in den Flur,
vier Meter lang. Am Garderobenspiegel
schwingen Haken im Zug.
Das Bad ist eng, da leuchtet eine Birne
an die fünfzehn Watt und
wieder in der Küche ist im Kühlschrank
kaltes Bier genug bis Ladenöffnung.
Das Buch liegt aufgeschlagen
auf dem Bett, ein Vorhang
sperrt den Schlaf ins Zimmer ein und
über einem Bildschirm scheint der Mond
zurück zum Sofa. Die paar Schritte
bis zur nächsten Zigarette
schmiegt der Rauch sich an die Fenster.

Dichtung hart genommen



Reine Reime zum Ende gequält
in den Klauen der Verskannibalen.
Ehrbare Sätze kopfüber gepfählt,
wehrlose Syntax teuflisch vermählt,
so wild treibt's der Stamm der Banalen.

Blutjunger Satzbau unkeusch berührt,
unmetrisch die Paare es treiben,
schamlos zum Lyrischen Inzest verführt,
verdorbene Strophe unrein gebiert,
durchtrieben im Schema verbleiben.

Columba



Da hilft kein hoffen und kein Glaube,
sie gurrt und gurrt und gurrt
in einem fort, im Baum die Taube,
bis das Gehirn zusammenschnurrt
und selbst der größte Friedensaktivist
sein Pazifistentum relativiert,
zur Waffe greift, das Vieh beschießt,
voll Freude zusieht, wie's krepiert.

Auf dem Grabstein steht geschrieben:
Hier ruht in Frieden und in Ruh
von mir gekillt die Taube Nummer sieben.
Der Schnabel schweigt, der Arsch ist zu.

Babylon



Wir waren einander verworfen
zu Klängen aus fernerem Ghetto.
Den Fallwind von hohem Gebäude
im Rücken, zu Füssen ein mächtiger Fluss.

Und ich hörte dein Klagen, dass Sturm wär
geschleppt in den Lauf der Gesetze
erkannten wir uns. Die Zeit erzählt
fragenverklärte Geschichten.

Wir deckten die kommenden Wüsten
mit Bildern aus früherem Leben zu.

fühl



wogen aus schwingen
dem gleiten der haut
eng weben an einander
es greifen nicht enden
der hand festen halt
los wenden den kopf
über schreiten verfallen
dem schweifen im takt
voller leben gesogen

All inclusive




Sanft spült sich eine Welle nach der anderen
hinauf zum Strand, zerfließt in Gischt,
sie murmelt sacht "Darfur, Darfur".
Und regellos trägt Wind die Möwen
übers Land, sie kreiseln, treiben, singen
alte Lieder, vom blaugrün spiegelgleichen Meer.
Wer sitzt wohl in den Booten ohne Segel,
treibt hin, treibt her und auf den Wellenkronen
tänzeln glänzend Wasserleichen.
Am Rand der Flut, von grau zu schwarz schattiert,
streckt friedlich eine Flotte einstmals stolzer Schiffe
die Glieder. Rund um den Leib der Sonne
zieht sich ein Kranz aus brennendem Benzin.
Ein braungebranntes Kind spielt "Fang den Ball",
am Stadtrand von Pjöngjang, zerlumpt, verhungert.
Barfüßig durch die Glut aus Sand zum Beachcafe,
ein Fink schlägt aus im nächsten Wald, Guantanamo,
die Zeitung ins Recycling. So lieb den Neger
wenn er nackt ist. Der erste Drink schmeckt sowieso.

Erfleht



Ja bin ich denn auf dieser Welt
von falschen Schlampen nur umgeben,
die lügen, stehlen und betrügen?
Oh, wie bin ich leid dies Leben,
setze ihm Ende von eigener Hand.

Komm, Herr, und strafe alle Weiber,
die kleinen, großen, dünnen, dicken.
Verfluch für immer ihre Leiber,
ich bitt, zur Hölle sie zu schicken.
Reite sie dort der Teufel zuschand.

Fragezeichen



Ob die Antworten wohl reichen,
wo man nichts mehr wissen kann?
Immer diese Fragezeichen.

Ob der Glaube an die Leichen
einem hilft am Ballermann,
wenn die Antworten nicht reichen?

Ist der Arme gleich dem Reichen,
der die Ungleichheit ersann?
Immer diese Fragezeichen.

Hilft der Gleiche seinesgleichen,
oder wird er zum Tyrann?
Ob die Antworten wohl reichen?

Schwimmen Leichen in den Teichen,
kommt erst der Verlierer dran?
Immer diese Fragezeichen.

Streng begrenzt in den Bereichen
Vorfilm, Hauptfilm und Abspann,
Ob die Antworten wohl reichen,
für die vielen Fragezeichen?

Verblasen



Du brichst mein Herz in tausend kleine Stücke
und doch bist du für mich der blaue Himmel,
an dem die Sonne wacht und Vögeln ohne Tücke
die Freiheit gibt. Jetzt sitz ich hier allein mit meinem
Schmerz und frag mich, ob du scherzt. Zerbrochen
ist der Ring, der uns geschmiedet ward im Licht.
Du hast mich fortgeschickt. War's wegen Jochen?
Wir haben nur geredet, ehrlich, mehr war nicht.
Ich sehne mich so sehr zurück in deine Arme,
auch deine Beine träum ich mir herbei. Dazwischen
ist früher nichts gekommen, ach, du, erbarme
dich doch meiner. Sonst krieg ich noch den moralischen.

Behelf



Du hast dich meiner tastend stets beholfen,
die Wege führen hin, zurück, nie wankten Brücken
und in die Lücke zwischen Not, die Stege schwanken,
ein Boot im Wind beim Untergehn und hastend
setzen wir die Segel ins voraus. So schlimm wird es
nicht werden wie gedacht. Es wird, es soll wohl enden,
so trag ich dich und du trägst mich hinaus in frohe Nacht.
In Stücken finden wir die Stege.

Samstag, Juni 21, 2008

Rundlaufen



Es ist nicht einfach irgendein,
es ist das Spiel des Strebens,
Scheiterns und vergebens versucht man,
nicht ein Teil davon zu sein auf Wegen,
die sich immer neu ergeben,
die schon im Vorwärts hinter sich verwehn.
Dem Ball ins Netz zu gehn heißt Freude
und Entsetzen. Vernetzen sich der Zufall
und der Wille, so geht man unter
oder steigt auf den Olymp. Und Unentschieden
ist ein Stillstand ohne Leben.

Deinung



Ich suche und google, ich kann sie nicht finden,
sie war noch ganz neu und steigend im Wert.
Wie kann sie denn bloß so einfach verschwinden?
Sie liegt nicht im Kühlschrank und ist nicht im Herd.

Mir ist die Meinung abhanden gekommen,
sie war nichts besondres, es war ja nur meine.
Ich denke an sie, wenn auch verschwommen,
vielleicht genügt mir in Zukunft ja deine?

Gefühlte Inflation 6



Letztes Jahr konnte ich mir noch eine ganze Flasche Alkopop leisten.

Gefühlte Inflation 5



Letztes Jahr konnte ich mir noch Hühnereier leisten.

Gefühlte Inflation 4



Letztes Jahr konnte ich mir noch zwei Kirschen leisten.

Sonntag, Juni 15, 2008

Sich folgen



Flechten erst, Moose auf brechendem Putz,
rinnendes Wasser löst Mörtel.
Rissiger Wände geflecktes Gespinst,
Zeichen verwitternder Fläche in Zeit.
Los bricht Verbindung aus Steinen und Sand,
Anstrich entwirft sich zu Tälern und Hügeln,
stumm bleibt die Hand als Zeuge der Mauer,
bröckelnde Fährte ins Abseits, befreit.

bespuren



geblendet im brennen verfallen dem fleische
von sinnen gefallen einander entraten
die körper zu teilen in sehnen und haut
und blicklos erschauen im rausche befallen
verrinnen der rätsel verschmolzener hitze
entfallen die folgen den zeugen im stumm