Dienstag, Dezember 30, 2008

Homo



Der Sapiens, mit Geisteskraft,
hat die Gefahren abgeschafft.
Er trotzet Wasser, Feuer, Sturm
und unterliegt zuletzt dem Wurm.

Hallo



du hast die nacht verschwiegen nicht
im morgenlicht auf freies feld gestellt
die frage nach der folgerichtigkeit
ich sag sie ab und an und auf die antwort
vertrag ich mich so weit ich kann geschenkt
hast du mir dieses kaum so weit gesagt
gefällt dir das vielleicht und kein gedicht.

Thoren



Sie stopfen ihre Glatzen
mit Stroh aus den Matratzen
vom Sperrmüll der Historie.

Der Weg zu Glanz und Glorie
führt immer über Leichen.
Stolz tragen sie die Zeichen,

in die Mitte, an die Titte,
an den Sack, Zack Zack.
Rassiert blasierte Fratzen.

Blitzkuscheln



Ich bin so Heß auf Oberlippenbärtchen
und Wesselspielchen achtundachtzig.
Marschier du ein, ich wedele Standärtchen,
mein Eichmann, willig Rassepferdchen,
los gehts mit heißem Volkssturmfick.

Röhm mir den Körper ein mit Stolz und Ähre,
ich Himmler dich und deine Eichmannskraft.
Göring schätz ich dich nicht. Ach du, verzehre
mich, ich werde nass vom völkischen Verkehre.
So Goebbels will, dann Hamas bald geschafft.

Manifest



Ihr könnt mir nichts,
ich bin fein raus da.
Wer ist es denn, der das behauptet,
ich wäre ausgegangen in der Nacht?
Und niedriger Gesinnung
folgend ohne Skrupel
dort eingebrochen? Ich hätte
vom Gesetz verbotenes gemacht?
Drei mal gelacht! Ihr Wichte
habt wohl den Urknall nicht vernommen.
Beweise, wasserfest, wie wollt ihr die
bekommen? Es fehlt an den Indizien!
Und am Motiv! Ich schlief zur Tatzeit
felsenfest. Den Rest erzählt euch
mein Vertreter vielleicht später.

Gorillae



Ljudmilla, das Gorillaluder,
hält seinen Ehemann auf Richtung.
Heimlich seufzt der leise: Du, der
einst warst Freund der hohen Dichtung,
bist ihr abends doch zu Willen,
traut vereint vom Sofa starren.
"Der Urwald sucht die Topgorillen".
Startnummer drei ist zum Vernarren.

Donnerstag, Dezember 25, 2008

Handbegrifflich



Die Antwort auf die meisten Fragen
liegt auf der Hand in der geballten Faust.
Das muss man mal so deutlich sagen.

Was ändert Jammern? Statt zu klagen,
so ist, wenn du es recht beschaust,
die Antwort auf so viele Fragen,

auf Sachverhalte, die dich plagen,
nicht im Verstand, doch im Affekt behaust.
Das darf man mal so deutlich sagen.

Es scheint ein Licht an dunklen Tagen,
wenn Zweifel durch die Seele braust,
die Antwort auf fast alle Fragen:

Als erster feste zugeschlagen.
Das kannst du auch, wenn du dich traust.
Das soll man mal so deutlich sagen.

Gewaltbereitschaft schafft Behagen,
ein Sturm, der durch die Häuser braust.
Die Antwort auf die meisten Fragen?
Nein! Laut und deutlich aufzusagen.

Mittwoch, Dezember 24, 2008

Morgige



Und plötzlich führt ein Bild im Wort zurück
an Plätze, welche lange überschritten schienen.
Bunt führen trübe Tage auf ein Stück,
dort finden sich inmitten tauber Minen
die Töne, die noch immer für uns klingen,
nie wiederholte Folgen aus den ungelebten Tagen.
Wer weiß, was wird, braucht nicht zu fragen
wie wir uns, Liebende, im Duft umfingen.

Dienstag, Dezember 23, 2008

Gebimmel



Im Puff ist heute Weihnachtsfeier,
jeder Wunsch wird hier erfüllt.
Das Standbild "Ungeleckter Freier"
wird um Mitternacht enthüllt.

Exotisch, erotisch, tabulos und geil,
die heilige Nacht wird noch wunderbar.
Verwunderte Seelen finden ihr Heil
beim Engeleinfick an der Cocktailbar.

Aus allen Öffnungen Honig und Milch,
aufgebockt stehen die Stuten.
Hier wird man vom Willy zum Superknilch
in wenigen Minuten.

Es klingen Glöckchen vom Karrussell,
müde Freier werden leise.
Nun ist bald Ruhe im Bordell,
als letzte verschwinden drei Weise.

Dienstag, Dezember 16, 2008

Die Bärin



Im Herbst pressierts die Bärin sehr,
schnell noch mal Geschlechtsverkehr.

Der Bär



Erst fraß der Bär den Bäckerladen,
dann ging er später lecker baden.

ot



Abends gibt es Lachersatz aufs Trostbrot,
mach dir keinen klaren kleinen Kopf.
Wir tragen das Schiff zum Überlaufen
und saufen die Meerengen leerer
Kassenschlangen trocken. Dock doch
die Rübe ab vom Rumpf am Tropf.

Schoki




Ich mag keine Schokolade, habe sie noch nie gemocht. Aber meine Freundin liebt sie und ich liebe meine Freundin. Als ich Kind war, standen auf meinem Gabentisch Gläser mit sauren Gurken, Silberzwiebeln und eine Tüte Sauerkraut. Doch dieses Jahr sollte alles anders werden zu Weihnachten, wir wollten süß feiern. Also habe ich mich sachkundig gemacht und mich dem Kakao, Grundlage jeder Schokolade, vom Ursprung her angenähert. Das Industrieerzeugnis, welches wir heute überall erstehen können, hat mit der eigentlichen Darreichungsform wenig gemein. Xocolatl war bei den Indios ein entweder heiß oder kalt genossenes Getränk aus zerstoßenen Bohnen (2 TL Kakaopulver), gewürzt mit Chili (1/2 fein gehackte Schote), Piment (1/2 Telöffel), Zimt (reichlich) und Vanille (1/2 ausgekratzte Stange), schaumig geschlagen. Ich machte einen Selbstversuch und kam fast zum gleichen Ergebnis wie der Italiener Benzoni 1575: „Sie (die Schokolade) schien eher ein Getränk für Schweine zu sein als für die Menschheit“. Aber mir war wenigstens warm und ich fühlte mich leicht euphorisiert. Weitere Selbstversuche führten mich in die Welt der Weine und unter dem Einfluss des folgenden Getränks kam ich auf eine Rezeptidee. 1 Liter (guter, nicht zu trockener) Rotwein, vorsichtig erwärmt, 4 TL Kakaopulver (ungezuckert), 1 Chilischote, fein gehackt und entkernt (oder nicht entkernt, wenn ihr hart drauf seid), etwas Zimt, Koriander und Kardamom. Honig nach Geschmack. Spätestens das zweite Glas schallert derart, dass man sich einen Tag Ruhe gönnen sollte, um folgendes Gericht zuzubereiten:

Wildschweingulasch mit bitterer Schokolade
Für 4 Portionen
75 g durchwachsener Speck
50 g Butterschmalz
1 Kg Wildschweingulasch
250 g Schalotten
Salz, Pfeffer
1 Prise gemahlene Nelken
350 ml trockener Rotwein
50 g Printen, ohne Schokolade
50 g bittere Schokolade
1/8 l Wildfond
250 g Steinpilze (ersatzweise braune Champignons)
Die Schalotten schälen und würfeln. Den Speck auch fein würfeln. Butterschmalz in einem Bräter erhitzen, den Speck darin anbraten. Gulasch portionsweise zugeben und kräftig anbraten. Die Schalotten zugeben und Farbe annehmen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Nelken würzen.
Gulasch 10 Minuten schmoren. Wenn sich Röststoffe gebildet haben, nach und nach den Rotwein zugießen. 1 Stunde zugedeckt schmoren lassen.
Die Printen zerbröseln, die Schokolade grob hacken.
Beides zum Fleisch geben. Unter Rühren die Schoko schmelzen lassen. Mit dem Fond auffüllen und weitere 30 Minuten schmoren lassen.
Die Pilze putzen, in Scheiben schneiden und zugeben. Weitere 15 Minuten schmoren.
Dazu passen Spätzle oder ein kräftiges Bauernbaguette.

Auch hier sollte man vom allzu eifrigen Verzehr des Kochweins Abstand nehmen, ansonsten könnte der Nachtisch misslingen:

Schokosuppe mit Mango, Birne und Curry
Für 4 Portionen
100 g Vollmilchkuvertüre
125 g Zartbitter-Kuvertüre (60%)
100 ml Espresso
1 El Puderzucker
15 g Kakaopulver
½ - 1 Tl Currypulver
½ - 1 Tl Quatre-Epices-Gewürzmischung (besteht aus Zimt, Nelke, Pfeffer und Muskat)
1 Birne
6 El Zitronensaft
50 g Zucker
1 Mango
Currypulver und getrocknete Chiliflocken zum Bestreuen
Die Kuvertüren grob hacken. Mit dem Espresso, Puderzucker, Kakao, 200 ml heißes Wasser, Currypulver und der Gewürzmischung in eine Schale geben und über dem heißen Wasserbad schmelzen lassen.
Die Birne schälen (die Schale beiseite legen), vierteln und entkernen. Birne fein würfeln und mit 2 El Zitronensaft mischen. Zucker, restlichen Zitronensaft und Birnenschale mit 100 ml Wasser einmal aufkochen, von der Kochstelle nehmen und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Durch ein Sieb geben, Birnenwürfel zugeben. Mango schälen, Fruchtfleisch vom Stein schneiden und würfeln. Zur Birne geben.
Schokosuppe und Mango-Birnen-Salat in getrennten Schalen anrichten und mit etwas Currypulver und Chiliflocken bestreuen.

Dazu reichlich Rotwein (Rezept s.o.). Ich liebe Schokolade und meine Freundin liebt mich. Da ist irgendwas im Kakao, das einem die Welt freundlicher erscheinen lässt, was, krieg ich schon noch raus. Auch wenn ich ein zunehmendes Problem habe: ich mag keine Diäten.

Darfur



Zu schwach, die Schatten zu tragen,
auf dem Marsch durch leere Viertel
singen Ketten Lieder vom Durst.
Dem Hunger sollte man Namen geben,
der im Schlamm am Ufer uns erwartet.

Auf Straßen aus Sand oder weglos
im Trüben, zu müde, mit Sternen
zu sprechen. Hund in der Sonne, das Kind
verglüht in der Zeit unter Sohlen
verbraucht sich die Ware. Gebieter ein Schemen
in Reihen aus Rücken, gebeugt, sie
peitschen sich ein auf gebrochene Knochen.

Da schweigen die Stimmen der Ahnen
beschämt, entwürdigt sich der Staub
als Schorf auf einer Wunde, frisst sich Gewürm
in Geister trommeln kein Lied mehr,
wir warten nur. So lasst uns keine Fragen,
wir wollen unbemerkt verschwinden.

Korallen




Zum Missfallen der Korallen
benedeien Feuerquallen.

Behelsmäßige Behausung



Gesichter in öligen Pfützen, auf Wänden,
mit Moosen bedeckt, Graffittoverziert.
Senden Nichts aus ein etwas
passiert, hier ist der Punkt. Vielleicht
gleicht es im Gleißen aus reißende
Sätze, ersetzt das Teil im Ganzen ein Stück
funkt die Führung, zurück
weicht ein Licht führt irre wirr tanzen
los zu keiner Zeit nicht bereit
halten Richter in Händen, verdeckt
ein Urteil von vielen: wem wann
und was warum zu Recht passiert.

packung



ich pflücke dich nicht weil du besonders bist
pflücke ich dich
küsse ich nicht weil ich dich liebe
küsse ich dich
töte ich nicht weil ich dich hasse
töte ich dich

Rheinische Rochen



Voll gesoffen torkelt der Rochen
heimwärts, an der Pforte zu pochen.
Mit schwerer Zunge hat er gesprochen:
"Isch hab mir, jlaub isch, dä Stachel jebrochen".
Dann hat sich der alte Knochen verkrochen,
vor seiner Holden, die vor Wut war am Kochen.

Dienstag, Dezember 09, 2008

Lieder



von Freiheit zerschmettert
klingt bloss aus
NotenperlenTod
im Klangkonzert
von vielen Stimmen eine
rührt stumm das Fell.

Regt keine Trommel auf
zum langen Marsch
durch stille Nacht
singt eine Stimme zu
bald klingen wieder
Lieder von Freiheit, zertreten

ad inf ad lib.

opfertest



mit einem messer ohne scharten,
scharf geschliffen und
geführt von ruhig-fester hand,
zieht rascher, tiefer schnitt
durch beide halsschlagadern,
luft- und speiseröhre bis zum
rückenmark, doch weiter nicht.

Freitag, Dezember 05, 2008

Wachteln



Man sieht zur Weihnachtszeit die Wachteln
ungelegte Eier spachteln.

Die Geldzauberin



In einem fernen Land, vor langen Zeiten,
da dachte eine Fee sich etwas aus.
Sie zählte, weil studiert, zu den Gescheiten.

So saß sie, rechnend, lange vor dem Haus.
Wär ich nur reich und nicht so knapp bei Kasse.
Es kam, beim grübeln, eine Formel raus.

Sie arrivierte, kannte nur noch Asse.
Der Trick: Verstecke deine Schulden gut,
verkauf sie an die Bauern, deren Masse

wächst stetig nach, befüllt dir einen Hut.
Mit Gold und Silber, nicht mit Derivaten,
die sind für Deppen, fasse deinen Mut

zusammen, denn am Horizonte warten
noch viele, reichlich mehr ist da noch drin.
Also beschloss sie, ein Wunder zu starten.

Herden von Tölpeln, mit gierigem Sinn,
sie führte sie vor, es wuchsen die Töpfe.
Ob ich Besitzer, ob Gläubiger bin?

Von überall her, die klügeren Köpfe,
denken noch nach. Doch ist Sie schon weiter:
wie man aus wertlosem Werte erschöpfe.

Donnerstag, Dezember 04, 2008

I. Paris




Für die schönste Zicke will ich voten,
werfe diese Kugel in den Ring.
Wadenpiercing, manikürte Pfoten,
Kette durchs Gehirn und sodann ein Branding
aus Geschmeide. Trockenpflaumending
blüht aus vorgeglühten Schoten.

Aus der Stadt der Liebe längst vertrieben,
bleibt im Treibsand etwas für die Schwachen.
Sing für die, die lauthals länger lachen.
Nicht genug für jene, die am Ufer wachen,
bin ich länger aufmerksam geblieben.