Freitag, September 26, 2008

Betroffen



Sein Name ist Beppi Hauer,
der größte Klopper der Stadt.
So hemmungslos wie Hagelschauer
schlägt er zu, ist niemals satt.

Immer ist ihm happy hour,
Opfer gibt es nicht genug.
Sät die Schmerzen aus als Bauer,
kein Erbarmen kennt sein Pflug.

Eines gibt es nur, das treibt ihm Tränen in die Augen,
wenn er Balladen hört, erwacht sein Sentiment.
Dann spürt er tiefstes Sehnen an sich saugen,
sitzt stundenlang im Sessel rum und flennt.

Triffst du den Beppi Hauer heuer,
so singe von der Loreley,
John Maynard und den Füßen im Feuer.
Vielleicht geht der Becher vorbei.

Donnerstag, September 25, 2008

Kassam



Und wenn man sie fragte:
wie gehn die Geschäfte?
Sie sagten: danke, recht gut.
Wir hassen ganztags,
in höherem Auftrag,
säen und ernten voll Wut.
Auf die Welt, auf alles,
was sie hervorbringt,
wir zeugen Kinder
mit heiligem Zorn,
und schießen euer Geld in die Luft.
Am Ende liegen wir vorn.

Später Sport



Wie wäre es mit Rollstuhlfahrt?
Wir sollten was zusammen machen.
Nie mehr gehst du mit mir aus,
immer hocken wir zu Haus.
Ich möchte wieder Grund zu lachen.

Ich schöbe dich den Hügel rauf
und oben ließe ich die Bremsen los.
Du schössest runter, volle Fahrt voraus,
wir priesen dich beim Leichenschmaus.
Hilf, dieses Feuer anzufachen.

Abgefallen



Den Kopf frisch geleert,
Gedanken schmutzig gemacht
an aufladbaren Problemen.
Verlernen geübt, folgenlos
aufgelaufen, im Gleichschritt
gestrandet am Zwang,
der Geschichte geschuldet.
Flanken frei in jede Richtung
vorwärts, hinab, zu Seiten
Hiebe ausgeteilt.
Ein Feuerdieb im Vakuum.

noch



im fall sucht gefallen zu wecken
zeit von belang vor dem sturz
erklärt ein ich dabei
ist alles geklärt und malt
ein neues bild von dir
scheint es nicht vorbei

durch schatten schneiden




die vielen propheten
rufe in den wüsten
leben ist nie spaß
gebiet aus zuckerspiel
plan gerechte opfer
köpfe streben weiter
hin auf zu den höhen
wegen folgen herren
los gelassen wieder
tänzer auf dem puppenfest

flugrostschwärme



an den rändern hustet die Stadt
schleim auf implodierte straßen
bürger von google vergessen
kämpfen um das recht
scherben rot zu waschen
erinnerung mit lücken gefüllt
in denen blumen lügen

an die ränder blutet die stadt
aus aufgeplatzten rohren rest
schwemmt über uferlose binnengrenzen
ausgetaktete maschinenleichen
in den parkbereich

an den rändern eitert die stadt
licht aus korrodierten kabelsträngen
strömt in die mitte zur klammer
aus nichts entsteht im überfluss
des unterdruckgebiets ein rattenparadies

Nachsommer



Noch gibt es schöne Tage, immer rauf aufs Rad,
raus aus der Stadt. Das Land hat sich geschmückt,
die Wälder spielen Farbe, um sich daran sattzusehen.
Am Feldrand stehen wiederkäuend zwei Cevapcici.

Der Winterweizen schimmernd grün und über Äckern
tanzt Spinnenfaden flimmernd mit dem Wind.
Die Drachenschnüre zerren stramm am Wege
und träge suhlen sich im Schlamm panierte Schnitzel.

Dort hinten liegt ein Bauernhof, gleich links vom Bach,
das Dach von altem Baum geschützt. Zehntausend chicken wings
im Stall. Ein Sauerbraten gallopiert durch eine Koppel.
Wir haben uns renaturiert, im Paradies kurz nach dem Fall.

Dienstag, September 16, 2008

Samstag, September 13, 2008

Volkslied



Am Freitag fängt das Volksfest an,
und hier spielt die Musik.
Mit Humtata und Gläserklang,
die Kinder spielen Krieg
den Hütten und Palästen,
mit Steinen und mit Ästen,
bis keiner stehen kann,
bis keiner stehen kann.

Pyrethrum (Liebeskiller)



Für einen Herzensblumenstrauß sollst du
ausschließlich rote Rosen nehmen
aber niemals - wirklich niemals -
Chrysanthemen.
Es möchte sein, dass die,
die du zur Zweisamkeit erkoren,
haut dir das Gebinde um die Ohren.

Denkzeichen



Die Straßen heißen noch genau so
wie vor fünfzig Jahren hab ich mal hier gewohnt,
jetzt hab ich mich verfahren
in der Erinnerung
kann mir keiner sagen, wer ich war
ich wohl hier muss ich fragen nach dem wann
hat man ein Haus gebaut
aus der Erinnerung
gefallen, auf dem Weg zu einem Platz
der wichtig schien hier früher auch die Sonne
wo ich wohne ohne Namen
für die Erinnerung.

Teckelknecht



Meiner Treu, wie kannst du schauen!
Leicht von unten schräg hinauf in mein Gemüt
bohrt sich dein Dackelaugenblick.
Er weckt in mir solch seliges Vertrauen,
ich halte still den Hals, leg du um ihn den Strick.
Auch wenn ich ahne, was mir blüht:
an deiner Pupille zerbricht jeder Wille.

Feste



Hier herrscht der Geist, der Körper funktioniert,
die Schwerkraft ist nicht länger von Belang.
Das Publikum wird staunend Teil, was da passiert
ist wirklich ungesehn, man fragt sich bang
ob, was so wunderbar gelassen da agiert,
sich auf den Beinen halten kann und lang
nicht mehr so viele sind dabei. Wer abmarschiert,
ist stolz auf sein Dabeisein und zum Klang
der Watschen, Tritte, Hiebe, völlig alkoholisiert,
verläßt den Ort in Richtung Dorfausgang.

Da, wo sonst keiner hingeht



Du stehst im Krähennest ganz oben auf dem Mast,
dann runter, gleiten, schweben, springen auf ein Deck,
das fortgetragen wird vom Wind und du bist keine Last,
hinauf zu Wolken, Sternen, Universen, plötzlich bist du weg,
weit fort, an Orten ohne Namen, hier fließen Flüsse kalt
in Schluchten, stürzen sich und dich, das Wasser fällt
in Becken, moosbewachsen sind die Ufer und schon bald
gehst du an Land, du reitest fort in eine völlig neue Welt,
die muss sich fügen, form sie um nach deinem Willen
und willst du nur, so schleich in fremden Wald hinein
wo Tiere lauern und Gestalten drohen hinter stillen
Hecken, und kämpfst du weiter tapfer, ist das alles dein.

Literat



Ein Literat sprach einst in Halberstadt:
ich bin des Werbens um die Weiber satt.
Will sie zum baldigen Verkehr,
und kommt mir eine noch mal quer,
sie fresse Rosen, bis genug sie hat.

Dienstag, September 09, 2008

ein



mann aus stroh
kopf ist feuer
schein im sturm
holz brennt ab
und an sich
für die liebe

auslieben



wir haben einander
unbegrenzt aufgefahren
die auswahl getroffen
es war ein halt auf
uns sagtest du an
dauernd nur das wort
macht mich fertig

Sonntag, September 07, 2008

krisenherde



hier kocht was hoch und über
flüssig schäumen grenzen
los gelöst vom boden
ein satz kleiner töpfe
schlagen an die ufer
befestigung bröckelt

Natur in mir 2



Die Sonne scheint, als würde sie bezahlt
und eine Weide malt Schatten, in denen wir weilen.
Zwei Falter treiben schwebend umeinander,
der Wind schmeckt parfümiert, man spürt,
dass Leben grassiert, gleich tönt aus dem Farn
der Finken Schlag, wir gehen weiter
barfuß durch den Tag, es liegen an dem Blau
des Himmels watteweiße Wolkenschafe.
In heitren Wellen eines Weihers blicken wir
verspielte Fische. Nick hier ein wenig ein, mein Kind,
an diesem Platz herrscht träumerische Frische.
Die Luft ist lind und ich denke ans Ficken.

Killarick (background by kirmesbollo)



'Nem Gangsta der Insel Madeira
fiel das Morden zunehmend schwera.
Es wird Zeit, er befand,
für ein Leben am Strand.
Jetzt schult er sich um und wird Lehra.

braucht der mensch



ein brot für fünfzig cent
würde im sonderangebot
greifst du zu oder vorbei
geht die gelegenheit man
stehst du wieder ohne
alles nichts ist berechenbar
er opfert sein gesicht auf
geführt vom zeitgeist
geleitet spült man wohlstand
sicher ins land

Freitag, September 05, 2008

Warum (Skulptur von Uli Butz)



Kleines Mädchen, Gesichtchen ganz nass,
betrogen vom Betrug dieser Welt.
Noch weiß es nicht, dass manches Gas
leicht sprengt die Fesseln, die es fest hält.

Es ist untröstlich, sein Lieblingsballon,
rot mit der Aufschrift: "Kauf Graue",
trieb mit dem Aufwind vom Elternbalkon,
einfach hinauf in das Blaue.

Mädchen, Mädchen, sei nicht so dumm,
geh brav zur Schule und lerne.
Ballons, voll edlem Helium,
verduften von selbst in die Sterne.

Was ist der Mensch




Nicht gern allein, des nachts und beim Marschieren,
allein beim Meditieren benötigt er vor allem seine Ruh.
Da sinnt er nach, was unterschiede ihn von Tieren,
ein Stück Natur, ein weniges Kultur und was dazu?

In Rage nimmt er manchmal Urlaub vom Sinnieren,
da schlägt er blindlings zu und um in was denn nu?
Das Tier kann nicht von seinem Tierischsein pausieren,
ein Gnu bleibt Gnu, es hüpft und springt das Känguru.

Der Mensch erfindet seine Regeln immer wieder selber,
natürlich nicht der einzelne, das macht für ihn das Kollektiv.
Er ist als Kalb ein Fan gemachter, goldenfarbner Kälber,

er ist ein Metzger, schlachtet gern um sich im Herdenmief.
Und fände wer ein nochsogelb, er bräuchte es noch gelber.
Egal, wie hoch er hängt, er denkt, er hinge noch zu tief.

Im Konzentrat (Skulptur von Uli Butz)



Ein blinder Fleck reist immer mit
durchs Wahnsystem aus Nettigkeit.
Knapp schlagen Blitze ins vorbei,
die Unzeit bleibt vor sich bestehen
und rasend spült sich Unrat
ins Hinab, hinauf ans Licht,
da bricht kein Glanz vorbei
an Augen, die sich klar besehn.
Der Fehler macht sympathisch
und kaum stört ihn die Perfektion.

Komm und (Skulptur von Uli Butz)



Komm und
sitz nieder, schreib vom Vergehen,
fließ aus den Händen.
Oder schrei mit den Fäusten die Wand an,
deren Anblick deine Laute brechen
zu Wortsteinpflaster unter der Zunge.
Lege den Kopf auf,
ruf leise Rede,
ströme, betrink dich daran.
Oder stanze Schatten aus Papier,
loser Hülle befülle ihr Ende.
Entstehe, aus Tränen getaucht.

heimlich



endet das jetzt hier
hat es begonnen
zu viel zu werden
die falschen fragen
antwort geben
liegt auf der hand
geballt zur faust

Natur in mir



Ein sanftes Licht am frischen Tag,
die Sonne treibt den Nebel fort.
Aus Farnen tönt der Finken Schlag,
ein Zauber liegt auf diesem Ort.

Wir wandern barfuß durch den Tau,
um wunderbunte Blüten zu erblicken
und über unsern Köpfen strahlt es blau.
Wir atmen tief, ich träume vom Ficken.

Besessen



Ich trinke die Woche leer
aus einem Glas, reiße die Tage
in Stücke, bis sie Geld erbrechen
und wate durch den Kupferstrom
aus blutigen Binden in Richtung
Notausgang.

Aggressionshäppchen



Für den kleinen Weltkrieg zwischendurch
hab ich schon mal was leckeres bereitet.
Russische Eierhandgranaten in Salat,
begleitet von Katjuschas mit Sauce
und dazu frische Bajonette.

Tretminenmoussaka mit Jahrgangsblut,
danach gibts Flammenwerferkuchen.
Dazu passt gut kandiertes Bömbchen
und Maschinenpistolenstakkato.

Donnerstag, September 04, 2008

bassidsch



auf diesen feldern wächst der tod sich aus
den gräbern sprießt ein leerer schrei
nicht lange mehr mein sohn
bist du zuhause keimt ein krieger
denkmal plastikschlüssel um den hals
gehängtes band in deinem namen
knüpft man im minenteppich
keine zukunft heißt willkommen
dich am ende