Dienstag, April 08, 2008

Berufung




Keiner hört mehr zu, heute, entweder haben die Leute Knöpfe in den Ohren, können kein Deutsch oder sind betrunken. Ich meine, ich habe schon harte Zeiten erlebt, Ende der sechziger, obwohl, damals konnte man wenigstens noch diskutieren, auch wenn nie ein Erfolg zu verzeichnen war. Aber jetzt, vielleicht liegt es auch daran, dass man es leid wird, schließlich habe ich nur noch zwei Jahre bis zur Rente, dabei bin ich eigentlich fit und leistungsbereit, jedenfalls für mein Alter. Ich habe mich auch schon in andere, eher ländliche Gebiete beworben, weg aus der Anonymität der Großstadt, dahin, wo die Menschen einem Straßenbahnpfarrer noch zuhören. Aber leider gibt es kein nennenswertes Schienennetz in der Provinz, obwohl, ich war bereit, mich auf Buspfarrer umschulen zu lassen, selbst wenn das eine Minderung der Bezüge bedeutet hätte, aber man sagte mir, ich sei zu überqualifiziert. Für eine Ausbildung zum Berufskraftpfarrer bringe ich zwar die erforderlichen guten Nerven mit, nicht mehr jedoch die Gesundheit, die Augen lassen nach und die Prostata ist auch hin, da kann man kaum endlos auf dem Bock sitzen. Jetzt denke ich daran, auszuwandern, nach Saudi-Arabien vielleicht, da ist noch echte Bekehrungsarbeit zu leisten, es gibt keine Besoffenen und einen gewissen Hang zum Jenseitigen. Wobei, die Sprache soll ja nicht leicht zu erlernen sein.
Oder ich mache mich selbständig, eröffne ein eigenes Büro, bilde aus und stelle Leute ein. Mal ganz was anderes machen, Hasspredigten on demand, das ist doch eine echte Marktlücke, da müsste einiges zu holen sein für einen mit Erfahrung und Leistungswillen. Muss ich mich gleich morgen mal erkundigen, was die Bank dazu sagt.

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