Montag, November 27, 2006

Andengeier

 


In den Himmel, blaugestriffen,
schraubt sich hoch der Riesengeier.
Sieht von oben
Andenlama
schiffen in den Andenweiher.

Andenlama-Aas ist lecker,
denkt bei sich der Geiermann,
doch zuhause gibts Gemecker,
schaffe ich es lebend ran.

Weiter fliegt der Geiermacker,
über Condor, pasa, el,
es wird dunkel,
Sterngeflacker.
Dann wirds wieder hell.

Unten schaffen Cocabauer,
schießt el Commandante.
Langsam wird der Geier sauer.
Halt, auf Felses Kante,

sieht sein scharfes Condorauge,
was liegt da im Nest?
Anblick, der des Geiers Pumpe
schneller pumpen läßt -
Lieblingsfraß der Andengeier,
sind anderer Geier verlor'ne Eier!

Abendessen ist gerettet,
der Condor steht unter Strom.
Satt Condorin mit ihm bettet,
heute no Kondom.. Posted by Picasa

Mittwoch, November 22, 2006

Parodieren

 


Wie wir vor uns parodieren,
das beweist uns Mut.
Und uns dabei karikieren,
weil, das steht uns gut.

Gut kann keiner präzisieren.
Außer Frage steht,
was noch wär zu fabulieren,
im Vergehn besteht.

Stets Gedanken anprobieren,
bis sie einem passen.
Etwas daran rumradieren,
kaum sind sie zu fassen.

Fassen wir zum expedieren,
in die Welt der Silben,
lassen wir sie implodieren,
kleiner noch als Milben.

Milbensierend extrahieren,
ist die Wahl der Waffen.
Laut- und Wortelos krepieren
müssen nur die Affen. Posted by Picasa

Gestaendnis - Moderner Leben 1

 

Ich gebs zu, ich habs getan,
und schäme mich noch heute.
Ich habe lange überlegt,
mich nächtlich hin- und herbewegt.
Was sagen wohl die Leute?

Doch gestern abend wars soweit,
ich hab mich registriert
und zwei Lieder downgeloadet.
Schon war es passiert.
Jetzt hab ich auf dem Rechner
den Media player 10.
Den werd ich nicht mehr los-
das mußte mir geschehn!

Gekauft hab ich die Musik nicht,
sondern nur Lizenzen.
Die laufen schön auf dem PC.
Jedoch, und das tut wirklich weh,
geschützt sind ihre Grenzen.

Ich habe drei CDs verbrannt,
das mach ich nicht nochmal!
DRM ist großer Mist,
des Kunden Höllenqual.
Zahlen darf ich zwar, doch nun,
wollen sie verbieten,
was ich könnte, auch zu tun.
Legal? Ist drauf geschieten. Posted by Picasa

Montag, November 20, 2006

Nahverkehr

 

Unterwegs zu fernen Plätzen,
ist es sehr bequem.
Und man lernt es hochzuschätzen,
unser Nahverkehrssystem.

Hat man Glück, so gibt es Sitz.
Gibt es keinen, darf man stehn.
Untenrum verbellt sich Spitz,
Düfte wehen zum vergehn.

Neben einem, junges Huhn,
Freund beschimpend, den es hatte.
Seine Ohren auszuruhn,
wünscht man sich ein Kilo Watte.

Vorne wird Musik gesendet,
irres Tempo, neuer Star.
Neben einem riechts verendet.
Schunkelt Wagen sonderbar.

Takt von wilden Schlachtgesängen.
Fahrt bleibt plötzlich stehn.
Fahnenschwenker Sicht verhängen.
Wirds noch weitergehn?

Heftig schlingts im Magen Knoten,
hoffend, Rettung käm daheur.
Recht zu schaffen den Verboten,
naht ein Kontrolleur.

Roh geschleudert von der Bande,
aus dem Fenster mit Gewalt.
Konsterniert steht man am Rande,
jetzt wirds auch noch kalt.

Paradies für Liderlinge,
ist wohl dies Gefährt.
Es sehnt her des Henkers Klinge,
wer so nahverkehrt.

Weil sie in der Seele stinken,
bleibt Termin vertan.
Man geht nach dem Taxi winken,
Bus und Bahn kommt später an. Posted by Picasa

Mittwoch, November 15, 2006

Andreas und Ulrike

 

Sie hatten sich, im deutschen Wald,
irgendwo verirrt.
Zwischen den Märchen war es kalt,
zwischen den Zeilen waren sie bald
irgendwie verwirrt.

Da haben sie sich selbst erlogen
und am eigenen Zopf,
tiefer in den Sumpf gezogen,
all ihr Wissen umgebogen.
Ganz unten im Kopf.

Sie wußten die Antwort, irgendwarum,
auf alle alten Fragen.
Sie waren schlau, waren nicht dumm,
sie waren laut, wir waren stumm,
sie wollten alles sagen.

Sie verbrannten gescheite Gedanken
auf Haufen von Geschichte.
Letztbegründend, ohne zu wanken,
immer nur weiter, ohne zu tanken,
hatten sie zweite Gesichte.

Irgendwer hat ihnen gesagt,
wie das Ganze endet.
Irgendwann haben sie sich gefragt,
warum haben wir uns so geplagt?
Eine Antwort gesendet.

Um das Verfahren abzubrechen,
machten sie oder ihr,
Ende mit dem Erstversprechen,
die Gesetze zu zerbrechen.
Sie sind fort, wir hier.

Sie war Meta, er mehr phorisch,
irgend so ein Duft.
Und sie dachten allegorisch,
katatonisch und euphorisch,
sprengt uns in die Luft. Posted by Picasa

Nicht so nett

 


Ein mancher Mann
ist nicht so nett.
Das macht er wett,
durch was er kann.

Er kann pfuschen,
sich belügen,
dich betrügen,
kann vertuschen.

Welches Thema auch sei,
er hat Meinungen dabei,
diese strikt vertretend.

Verkauft nur Positionen,
wenn sie für ihn lohnen,
Einwände sich verbetend. Posted by Picasa

Dienstag, November 14, 2006

Wortanfall

 

Wörter können Keulen schwingen,
ein Wort befiehlt den Tod.
Wörter können Heilung bringen,
Wort kennt kein Gebot.

Wörter können Früchte tragen
wortlos stumm vergehen.
Worte kann man hinterfragen,
ignorieren, kaum ertragen,
wörtlich nicht verstehen.

Wörter können Stiefel tragen,
keine Gegenwehr.
Wortgewitter stellen Fragen,
wem das Wort passt,
der kann's sagen.
Wörter fallen schwer.

Wörter laden ein zum Bleiben,
man weiß sie zu schätzen.
Worte können hintertreiben,
sag die falschen zum Vertreiben,
sprich in ganzen Sätzen.

Wörter Bleischwer, Worte fliegen,
Wörter machen frei.
Sag die Worte, die dir liegen
denk dir nichts dabei. Posted by Picasa

Donnerstag, November 09, 2006

Ein Mann braucht ein Hobby

 

Ein Mann braucht ein Hobby,
so hört man sagen.
Welches für mich richtig ist,
musste ich lange mich fragen.

Manche sammeln Badewannen,
andere Gewicht,
Erfahrungen in Liebesdingen -
liegt mir alles nicht.

Unterhosen, Radzierleisten,
Zähne, Gammelgeld?
Krümel, Asche, kleinste Teilchen:
ich sammel Stäube der Welt!

Hier, zum Beispiel, habe ich
ein wenig Al Capone.
Die Asche aus Persepolis,
liegt auf dem Balkone.

Unter dem Bett staubt Peter der Große.
Hinten im Buffet,
neben den Krümeln vergangener Reiche,
Stäubchen von Caesars Zeh.

Kein Besen und kein Staubsauger
darf meine Sammlung stören.
Das Kehrblech hab ich weggesperrt,
von fegen will ich nichts hören.

Was mir am Besten gefällt,
am Sammeln der Stäube der Erde?
Dass ich, wenn ich nicht mehr bin,
Teil meiner Sammlung werde. Posted by Picasa

Montag, November 06, 2006

Zur Lage der Nation

 


Unser Geld zerfällt.
Der Strom sieht schwarz.
Der Trübsal stetes tropfen quält.
Bald sind wir bloß noch Hartz.

Problemgebirge treiben durch trübe Seelen.
Was sichtbar ist, ist nicht so arg.
Gefühlte Sorgen, die uns quälen,
der letzte löscht das Licht im Sarg.

Es heißt, der Glaube versetze Berge.
Daran zu glauben fällt uns schwer.
Denn unser Glaube rückt nicht einmal Zwerge,
und wer was andres sagt, dem glauben wir nicht mehr.

Es glänzen im Kaufhaus die Waren,
das Fernsehn sendet frohen Mut.
Wir haben uns irgendwo verfahren
und nur das jammern können wir noch gut.

Wir haben unser Land auf Sand gebaut,
jetzt kommt die Flut und spült es fort.
Es scheint, daß keiner mehr auf uns vertraut.
Wer kann, der flieht an einen andren Ort. Posted by Picasa

Sonntag, November 05, 2006

Gevatter

 

Der Tod an sich
ist nicht so schlimm.
Das Fiese an ihm
ist sein Benimm.

Grad hast du verstanden, dass
vorübergeht der Jugend Spaß.
Und denkst, du kann dein Leben verwalten,
schließlich bleibt dir das Alter erhalten.
Da steigt er dir nach
auf deinen Wegen
und immer kommt er
ungelegen.

Er hat ein echtes Imageproblem,
er ist nicht sexy,
er ist nicht bequem.
Was ist nach dem Ende
für dein Leben noch drin?
Da ist nur Verlust,
da ist kein Gewinn.

So beschließt du am Besten,
ihn zu vergessen.
Ergibst dich dem Leben
und gutem Essen.
Wer braucht schon den Tod?
Er soll sich verpissen,
es würde ihn sicher
keiner vermissen.

Der Tod ist ein Arschloch,
ist ignorant.
Zuletzt nimmt er alles
aus deiner Hand. Posted by Picasa

Bum

 

Alter Mann, sein Eigentum durch das Leben schiebend.
Old man, pushing his belongings through life. Posted by Picasa

Der Herbst ist da

 

Der Herbst ist da,
die Blätter fallen
und von ferne naht heran-
das Heer
der Laubsauger.

Die Mami macht den Papi froh,
kauft ihm den Sauger „Jericho“,
mit dem der gute Ehemann
nicht saugen nur, auch blasen kann.

Sounddesignter Oberton
von gut 180 Phon,
treibt das Laub
und killt die Viecher
-vom Regalbrett fallen Bücher-
und die Mauern wackeln schon.

Bald - die Technik schreitet schnell-
gibt es das neueste Modell:
mit einem Handgriff schaltet Mann
den Flammenwerf’ zur Schneeschmelz’ an.

Oder mit dem Schaummodul:
Autowaschen-obercool.
Und, damit der Kauf sich lohne,
wird das Dingen zur Kanone.
Damit treibt man fort die Spatzen,
bis die Trommelfelle platzen.

Das gefällt dem deutschen Mann:
Ordnung, die man hören kann.
Jeder spürt, wie laut er schreit-
ich verbreite Sauberkeit.

Denn es spricht der Ingeniöse:
tu die Arbeit mit Getöse. Posted by Picasa

Ausgeschildert 1

 

Am Höllentor Posted by Picasa

Irgendwie der erste Versuch, das unbeschreibliche zu beschreiben

 

Wie soll ich es fassen,
wie es benennen?
Ich sollte es lassen,
muß ich bekennen.

Kaum ist es so,
dann wieder nicht.
Mal ist's zu dunkel,
dann ist's zu licht.

Kommt man ihm nah,
kann man nichts sehen.
Wähnt man sich da,
fehlt das Verstehen.

Es ist das Andre
und immer das Eine,
ist irgendwie nie
genau was ich meine. Posted by Picasa
So


Von so vielen deutschen Wörtern,
eins ist so, das immer passt.
So sollte man es täglich verwenden,
weil es so schön zusammenfasst.
So geht das,
so ist es richtig,
so, das war's,
so geht es nicht.
Das ist wirklich nicht so wichtig.
So gesehen, bei dem Licht.
So ein Quatsch,
so reicht das nimmer,
So, genug,
so ist es recht.
So wird alles nur noch schlimmer.
So und so ist alles schlecht.
So wie der,
so wie man's mag,
so genau,
so ein Genuss.
Ein guter Tag ist so ein Tag.
So, ein Ende, aus jetzt, Schluss.

Mittwoch, November 01, 2006

Ali M


In Bagdad, nach dem Frühgebet,
sitzt Ali M. am Steuer,
eines PKW und denkt.
Ihm ist nicht ganz geheuer.

Er hat geweint, er hat gelacht,
er hat noch mal gebetet
und hat dabei darauf gehofft,
dass er sich nicht verspätet.

Jetzt ist er dran, jetzt wird es Zeit,
schon um die Ecke rasselt,
die Vorhut des verhassten Feinds.
Dass er jetzt nichts vermasselt!

Ein Krach, ein Blitz, ein kurzes Glück,
er bläht sich auf zum Star.
Die Welt bleibt als das Nichts
zurück, das selber er nie war.