Sonntag, Februar 26, 2006

Monolog der Unkulturen



Man stelle sich vor, an einem sonnigen Sonntag über den Marktplatz der Kulturen zu schlendern und plötzlich am Kragen gepackt und mit einer Faust bedroht zu werden. "Ey, findste meine Religion schön oder was?"Egal, was man erwidert, die Antwort ist immer falsch und es gibt Haue.
"Ich persönlich mache mir bei schönem Wetter nichts aus Religion.", "Bei uns zuhause wird geglaubt, was auf den Bildschirm kommt." oder "Glauben ist was für Langeweiler.", was auch immer, verkehrte Entgegnung.
Man sieht sich einem Vertreter gegenüber, der sich selber als Verkäufer der letzten Wahrheit versteht und dem es egal ist, daß er, erstens, eine Ware anbietet, die in schlechtem Ruf steht und für die meisten von uns unbenutzbar ist und dem es, zweitens, Wurst ist, daß der Kunde gar nicht kaufen will. Er hat ein Produkt im Angebot, das sich außerhalb der Verwertungsgesellschaft befindet, darum eröffnet er sein Geschäft auf verbrannter Erde. Sein business ist nicht von dieser Welt und den Abnehmer nimmt er gerne mit in die nächste.
Seine Ware ist "Heilsfindung durch Unterwerfung". Wer seine Werte nicht teilt, ist unwert und von der Vernichtung durch einen absoluten Willen bedroht, als dessen Stellvertreter sich der Handlungsreisende vorübergehend auf dieser Erde befindet. Ein bißchen Terror ist heilig, er dient schließlich einem höheren Zweck.
Nun steht da unsereins mit schlotternden Knien, ungewollt Verteidiger einer Werte-Notgemeinschaft und muß einen Verein vertreten, von dem man Teile selber ablehnt, der einen Haufen Müll produziert und dummes Zeug verkauft an Leute, die damit Unsinn machen. Die Freunde, die man hat, benehmen sich wie die Axt im Porzellanladen und man hätte eigentlich genug damit zu schaffen, die Scherben wegzufegen, in denen man hüfthoch steht.
Jeder, der sich schon einmal einem Berserker gegenüber sah,weiß, daß es in einer solchen Situation keine richtige Antwort gibt, nur weglaufen oder standhalten. Wird man radikal angegangen, gibt es keine Deeskalation durch Gespräche mehr. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, daß "unsere" und "deren" Rabauken aus ihren Sandkästen geklettert sind und ihre Hauereien in unserer schönen Multikultiwelt austragen. Daß wir dabei auch auf die Fresse kriegen, sollte uns nicht dazu bringen,als Selbstwertattentäter die Brust zu entblößen und zu sagen: "Stich zu, ich bin es wert, daß ich vergeh'!"
Einiges gibt es noch im Lande, das robust zu verteidigen sich lohnt.

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