Dienstag, Juli 05, 2005

Traum-banking


In einem unverlangt zugesandten Werbeschreiben bietet mir eine namhafte deutsche Bank die Erfüllung meiner Träume an, mittels Kredit. Hallo, Bank, da stimmt was nicht. Ich träume nicht von Dingen oder Dienstleistungen, die etwas kosten. "Gute Nacht, hier ist ihr freundlicher Traumbankier. Leisten sie sich ihren Traumurlaub oder sehen sie sich unsere Traum-Matratzen an. Können sie sich das nicht leisten, gibt es einen Kredit zu traumhaften Konditionen." Was für ein Alptraum. Meine Träume wahr zu machen, kostet kein Geld, sondern viel Mühe. Also, Bank, was du da offerierst, ist nicht die Verwirklichung von Träumen, sondern von Wünschen, vielleicht auch Bedürfnissen. Die Zeiten, als ich meine Wünsche für Träume gehalten habe, sind lange vorbei.
Gerne erinnere ich mich meiner Kindheit, wenn in der Vorweihnachtszeit die der Zeitung beiliegenden Prospekte die ganze Vielfalt der damaligen Spielzeugproduktion anzeigten. Ich konnte stundenlang dasitzen und wunschträumen, was alles geschähe, wenn nur meine Wünsche in Erfüllung gingen. Am Weihnachtstag wurden dann aus den Wünschen zu viele Dinge und nie genug Erfüllung, sozusagen Alpwünsche.
Inzwischen habe ich mir angewöhnt, nur noch Wünsche zu verwirklichen, deren Bezahlung ich mir leisten kann, verzichte daher gerne auf den offerierten Kredit. Zur Verwirklichung meiner Träume jedoch könntest du, Geldinstitut, einen wesentlichen Beitrag durch dein Verschwinden leisten. Am Besten nimmst du deine Mitbewerber gleich mit, dann stört ihr mich nicht mehr beim Träumen.

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