Dienstag, März 22, 2005

Tapetenbetrug 6: Rettung


Tapet6 Posted by Hello

Tapetenbetrug 6
Rettung

Nachts kauerten wir Gefangene der Tapetengruben in feuchten Verschlägen,die mit abscheulichen Billigtapeten dekoriert waren.Trotzdem dachte ich manchmal, wie gut es uns noch ging im Vergleich zu den bedauernswerten, die auf den Mayonnaisefeldern gegen Hitze, ölige Dämpfe und die gefährliche Cholesterinfliege zu kämpfen hatten.Und das nur, damit der grausliche Despot Denmantau das Durchschnittsgewicht seiner Untertanen um 0,003 Prozent heben konnte. Die Weltengemeinschaft sah diesem Treiben tatenlos zu, seit sie festgestellt hatte, daß allein die Größe des Marktes eine Einstufung dieses Landes als unfrei nicht zuließ, rein zahlenmäßig, natürlich.
Einem uralten mandschurischen Brauch folgend, waren wir Gefangene dazu aufgerufen, Loblieder auf den Führer zu verfassen. Dem Autoren des jahresbesten Gedichts winkten Freiheit, 83 egal spezial mit doppelt keine Sauce bis zum Abwinken und bestickte chinesische Ehrengewänder aus Kunstseide, waschbar bis 40 Grad, aber nicht farbecht (s.a. eBay, puessen, "Bestickte chinesische Ehrengewänder", Startpreis 1 €, noch 3 Tage und keine Gebote).
Jedenfalls gewann mein Gedicht, Ich wurde freigelassen und mit einem Sonderflug nach Hause expediert. Offensichtlich bedeuteten die von mir eigentlich einem unserer heimischen Politstars (das Blasaufmännchen, dem immer schon in der ersten Kurve die Turnschuhe platzen), gewidmeten Zeilen in Mandarin etwas ganz anderes. Hier mein bescheidener Versuch:
Es weht der Wind
dich um die Ecke.
Es bläst dein Wind
mir ins Gesicht.
Es bläst der Wind
dich manche Strecke.
Doch im Gehirn
bläst er dir nicht.
Die Sonne scheint.
Auf deinen Wegen,
der Sterne Glanz
das Dunkel bricht.
Ein mancher meint,
du hast der Sonne Segen.
Nur in der Runkel
scheint sie nicht.

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